Ich habe die Nase voll... 2016

 

22. April 2016

Ich habe die Nase voll…

…ja, gestrichen voll. Gestern haben mich noch die schweren, tollpatschigen, süßen Pelikane, die sich kopfüber in Gruppen um Infinity in die Fischschulen stürzen, zum Lachen gebracht. Heute sieht das Innere von Infinity aus, als wenn ein Riese sie als Spielzeug genommen, kräftig durch geschüttelt und dann das Interesse an Ihr verloren hätte.

Vor zwei Tagen haben wir in der Heckbilge unter dem Masterbett eine Süßwasserlache entdeckt. Also ALLES ausräumen, trocknen und untersuchen. Bei mir machte sich zeitgleich eine der übelsten Magen-Darm Infekte bemerkbar, welche auch Torsten am Tag darauf niederstreckte. Dazu kommt, dass Infinity innen und außen durch und durch von einem grauen Schmierfilm bedeckt ist. Die Frachter, die in kurzer Entfernung zu unserem Ankerfeld, durch den Panama Kanal fahren, und mehrmals am Tag kreuzende Fähren ziehen schwarze Rußwolken hinter sich her. Das Wasser ist oft Öl verschmiert und braun. Ein fast immer währender Schwell nervt. Aber wir können nicht weiter!! Warten immer noch auf die vor 5 Wochen bestellten Wanten. Einmal wurden diese mit falschen Maßen geliefert, neu bestellt und nun liegen sie beim panamaischen Zoll. Der Staatspräsident Varela hat die gesamte Zollmannschaft auf Grund von Korruptionsverdacht verhaften lassen, neue Leute eingestellt, die sich aber erst einarbeiten müssen – dies hat uns Rigger Guido, der die Wanten für uns in Miami in Auftrag gegeben hat, erzählt. Also wieder warten…

Eben hab ich festgestellt, dass die Kurzwellenfunke keinen Mucks mehr von sich gibt und mein frisch gebackenes Brot ist knüppelhart geworden. Das ist zuviel – ich kann nicht mehr. Die Tränen laufen und ich gestehe meinem immer noch daniederliegenden Skipper, dass meine Nerven am Ende sind, ich tierisches Heimweh habe und werde fast vom Tränenfluss weg gespült. Das Heimweh ist wie ein erbarmungsloser Geist, versteckt sich in einer Ecke in meinem Kopf und überfällt mich gnadenlos alle paar Wochen. Das Schöne ist, wenn ich am Ende bin, ist Torsten optimistisch und baut mich wieder auf und umgekehrt.

Und am Ende wird alles gut, wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende. (Mein Lieblingsmotto auf dieser Weltumsegelung von Silke / SY Fajo übernommen)

25.April 2016

Und so ist es auch!!! Wir sind das erstmal nach unserem Infekt spazieren und im Restaurant essen. Zum wiederholten Mal telefoniere ich mit Guidos Frau bzgl. der Lieferung der Wanten und werde wieder vertröstet. Sie könne nichts machen und der Agent hätte beim Zoll schon alles versucht. Da fiel mir das „good Boy – bad Boy“ Spiel ein. Hab durchklingen lassen, dass ich ja Verständnis für die lange Lieferung und ihr Unvermögen hätte, Torsten aber schon bei einem anderen Anbieter sei, um sich Angebote einzuholen. Es sei inzwischen fast unmöglich ihn vom Rücktritt des Vertrages abzuhalten. Und siehe da, nächsten Morgen um 7:00 bekommen wir die Nachricht, dass die Wanten abholbereit seien. Nachmittags bringen Guido und Silvia diese zu uns in die Marina. Es kann natürlich auch alles Zufall sein…??????

28. April 2016 Habe Torsten heute früh in den Mast gezogen, er hat die Wanten montiert, haben nochmal den Frischemarkt abgegrast, ausklariert und morgen, am Donnerstag geht’s nach Las Perlas.

Wir haben, außer das Nachtleben, recht viel von Panama City gesehen. Von Marina La Playita führt eine Schnellstraße, die im Pazifik auf Stelzen die Altstadt umgeht und den Verkehr entlasten soll. Die Altstadt wird nett restauriert, der Fischmarkt mit seinen Restaurants, das neue Zentrum mit der Skyline sieht im ersten Moment imposant aus, ist jedoch, wie in vielen Metropolen von slumartigen, armen Wohngebieten umgeben. Arm und Reich liegen direkt neben einander.

Den „Hop on – Hop off“ Bus können wir nicht empfehlen. Einmal ist Panama City, von den Einheimischen nur Panama genannt, nicht so interessant und zweitens ist der Bus die Abschlussrunde nicht gefahren. Es hieß einfach: „So, der Bus endet hier und ihr könnt für 25 US$ ein Taxi nehmen – ein Sonderpreis“. Drei zudringliche Taxifahrer stritten sich um so eine goldene Fuhre. Wir zeigten denen eine lange Nase und fuhren per Bus heim.

Sehr interessant aufgebaut ist das Biomuseo – Brücke des Lebens genannt, welches den vor drei Millionen Jahren entstandenen Isthmus, mit der dramatischen Veränderung von Klima, Fauna und Flora, sowie den Menschen, zusammenbringt. Panama hat immer noch die vielfältigste Pflanzen und Tierwelt unseres Planeten, was wir leider zeitlich durch unseren Infekt nicht geschafft haben zu entdecken. Das Kanalmuseum direkt an den Schleusen, wie auch in der Altstadt ist vollgepfropft mit Fotos, Verträgen und so weiter, jedoch langweilig aufbereitet.

San Blas nehmen wir beide in unseren Herzen mit. Der Panama Kanal selbst und die Schleusung durch den Kanal sind sehr interessant.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman