Segeltag 5-16 Isla Canas - San Cristobal (Galapagos)

Tag 5 - 16; zweite Etappe, zweites Jahr

 

04.04.2016 Isla Canas – Galapagos 950sm 15 Tage 5h

In den letzten Tagen sind wir mit Hilfe unseres Free Divers das Unterwasserschiff abgetaucht und haben es gereinigt, sowie Essen für den längeren Törn vorbereitet. Leider kann man am Ankerplatz nichts anderes machen als lesen, Bier trinken oder am Schiff arbeiten. Die Insel um uns herum dicht bewachsen und Mücken verseucht, die sogar an Bord kommen, um Hille zu zerstechen. Die kleine Ansiedlung bietet auch nichts, einkaufen schon gar nicht. Da haben wir mehr an Bord, als das ganze Dorf. Unter Wasser hat man eine Sichtweite von ca. 50cm, so dass schnorcheln entfällt. Schwimmen macht in diesem trüben Wasser auch keinen Spaß. Vielleicht ganz gut, denn am letzten Ankertag schwimmt ein 3m langes Krokodil zwischen den Yachten herum.

Also warten wir nicht mehr auf die Lulungomeena, die noch der Shelter Bay ist, sondern machen uns auf den Weg Richtung Galapagos bevor das Unterwasserschiff wieder zugewachsen ist.

Die beiden Ankerplätze in den Las Perlas waren akzeptabel aus Sicht des Schwell- und Windschutzes, ansonsten bieten die Inseln u.E. nicht viel bis gar nichts.

Da die Windvorhersage immer noch überwiegend Wind aus SE-SW vorhersagt, werden wir wohl die 950sm immer hart am Wind oder durch kreuzen hinter uns bringen – wir lassen uns überraschen.

13:30 Anker auf,

endlich geht es Richtung Galapagos. Nachdem wir die Untiefen zwischen Isla Del Rey und Isla Canas hinter uns gelassen haben, setzen wir die Segel. Wir haben recht guten Wind und kommen gut voran. Am Abend wird der Wind weniger und schläft ein. Wir reffen zum ersten Mal die Segel und lassen uns treiben. Leider werden wir 4sm in die Richtung getrieben aus der wir gekommen sind. Die Fajo hat den besseren Wind gefunden und konnte weiter segeln. Von jetzt an können wir uns nur noch über Kurzwelle sprechen.

05.05. – 08.05.2016

Der Stille Ozean macht seinem Namen alle Ehre. Er ist sehr still. Wir freuen uns einen Ast ab, wenn wir mehr als 10kn Wind haben. Zum Glück haben wir die meiste Zeit den Strom mit uns. Schaffen aber selten ein Etmal über 100sm. So werden wir wohl mindestens die 10 veranschlagten Tage für die 950sm benötigen.

08.05. – 09.05.2016

Der heutige Tag ist ein Tag der Rekorde. Vom 08. ca. 18:00 bis zum 09. ca. 12:00 hatten wir so gut wie keinen Wind. Alle Versuche die Segel durch ausbaumen mit dem Mast und Spibaum konnten nicht das Schlagen der Segel verhindern. Also Segel runter und treiben lassen. Dazu riesengroße Regengebiete, die das gesamte Gesichtsfeld abdecken, und uns natürlich auch erwischen. Zum Glück ist der Regen warm und Infinity bekommt das Salz abgewaschen.

Unser Etmal von 12:00 bis 12:00 beträgt 60,9sm, das 2,3kn im Schnitt – da hätten wir auch schwimmen können. Die Berechnung der Ankunftszeit besagt, dass wir am 24.01.2017 auf Galapagos ankommen. Ich überlege ernsthaft unsere selbstauferlegte Abstinenz, kein Bier und Alkohol auf See zu trinken, auszusetzen. Aber eigentlich bringt das auch nichts, weil so lange reicht der Vorrat auch wieder nicht. Hille hat zwar für ein halbes Jahr Lebensmittel gebunkert, das ist aber ca. Ende Oktober vorbei.- Also gibt es nur ein Hilfsmittel, ab sofort legen wir den täglichen Wind Tanz, nackt auf dem Vordeck, ein. Diese Breitengrade heißen nicht umsonst die Rossbreiten, weil die Seefahrer in früheren Zeiten hier ihre Pferde verspeist haben, weil sie nicht aus der Flauten Zone heraus gekommen sind. Heute sagt man dazu Innertropische Konvergenzzone (ITKZ)!

Wirklich positive Nachricht, wir haben heute unseren ersten Walfisch im Pazifik, ca. 200m von uns entfernt, blasen und abtauchen gesehen!

10.05. – 12.05.2016

Langsam nimmt der Wind zu. Auch die starken Richtungswechsel nehmen ab. Der Wind kommt jetzt recht konstant mit 8-15kn aus südlichen Richtungen. Endlich machen wir gut Fahrt und erreichen unsere bisher besten Etmale auf diesem Törn von 130,6sm und 134,5sm. Das Wetter hat sich auch verbessert. Die vielen Regenstunden sind vorbei. Zum ersten Mal seit Beginn unseres zweiten Jahres, haben wir eine Temperatur von nur 25°C im Salon. Im Cockpit ist es gefühlt durch den Fahrtwind so kalt, dass ich wir lange Hosen anziehen müssen. Es scheint, dass sich der Einfluss des kalten Humboldt-Stromes, der an Galapagos vorbei zieht, sich bemerkbar macht. Durch die zügige Fahrt und den Sonnenstunden, haben wir auch keine Probleme mit der Stromversorgung mehr. Alles was wir verbrauchen, können wir wieder mit Solar und Wassergenerator produzieren. Nur zum Wasser machen müssen wir den Motor laufen lassen.

13.05. – 14.05.2016

Der Segeltag ging gut weiter, bis ca. 19:00 am Abend der Wind eingeschlafen ist. Wir haben die Genua weggerefft und das Groß (zur Stabilisierung) festgesetzt. Aus lauter Frust haben wir uns nach dem Abendessen einen Film in Cockpit angeguckt. Erst am Morgen um 05:00 des 14. kam wieder Wind auf, so dass wir wieder segeln konnten. Mit Wind um die 10kn und sind gut vorangekommen. Da unsere Logge wieder nicht richtig angezeigt hat, haben wir sie ausgebaut und waren über die vielen Entenmuscheln, die das Rädchen behindert haben, überrascht, weil wir die Logge erst vor der Abfahrt gereinigt hatten. Nachdem wir die fleischigen Gesellen abgekratzt hatten, zeigte sie wieder die richtige Geschwindigkeit an.

Um 13:36:26 haben wir den Äquator übersegelt und sind, nachdem wir am 22.05.2014 die Erdkugel von Ost nach West überschritten haben, heute von Nord nach Süd gewechselt. Dieses Ereignis haben wir mit einer Flasche Sekt gefeiert, die wir uns zu viert geteilt haben (Infinity, Rasmus, Hille und ich). Dabei hat Hille eine Äquatortaufe light vom Skipper bekommen. Diesen Anlass werden wir aber auf jeden Fall auf San Christobal gebührend nach feiern.

15.05.2016

Wir haben Nachricht von der Fajo bekommen, dass sie durch die Unterwasserschiff-Prüfung, wegen Entenmuscheln, durch gefallen sind. Sie sollen heute 40sm, bis zum Rand des Schutzgebietes, raussegeln und das Unterwasserschiff reinigen. Wir ahnen Böses, weil unsere Logge, die wir gestern von Entenmuscheln befreit hatten, heute schon wieder nicht funktioniert.

Wir haben uns vorgenommen um ca. 15:00 vor San Cristobal vor Anker zu liegen. Deshalb motoren wir, wenn der Wind zu schwach ist und wir zu wenig Fahrt machen. Kurz vor San Cristobal begegnen wir der Fajo – großes Hallooo. Wir haben SE-Wind bis zu 15kn und machen gute Fahrt. Am Nordende der Insel ist der Wind dann ganz weg. Wir reffen die Genua und schmeißen unseren Jockel an. Nach ca. 500m haben wir 15kn Wind aus NW. Genua raus und Jockel aus. Nach ca. 10sm wieder kein Wind – Flaute! Hille schläft und ich reffe die Genua weg und schmeiße den Jockel an. Keine 500m später 15kn Wind aus SE, den wir zur Einfahrt in die Ankerbucht beibehalten. Um 14:50 liegt Infinity vor Anker in der Bucht von Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristobal.

Da heute Sonntag ist, werden wir nicht geprüft und einklariert. Wir nutzen die Zeit am Liegeplatz und prüfen das Unterwasserschiff.

Da wir kein Wassertaxi bekommen können, machen wir abends unser Dinghi klar und fahren mit Silke und Mathias zum Dinghi Dock um Essen zugehen. Die Wiedersehensfreude ist sehr groß und es gibt eine Menge zu erzählen. Ein schöner Abend, der nur durch das mäßige Essen für US$ 120,- geschmälert wird.

Am Dinghi Dock werden wir von ca. zehn Robben empfangen, die sich auf dem Dock herumlümmeln und einen Mords Lärm machen. Das Dinghi wird mit Hilfe eines Seils mit einem „Spinnennetz“ belegt, damit die Robben es sich nicht im Dinghi bequem machen, denn einmal geentert, lassen sie sich nur schwer davon überzeugen das Dinghi zu verlassen. Es ist wie in einem Zoo, nur dass wir mitten drin sind und nicht auf der anderen Seite einer Absperrung.

Keiner unserer bisherigen Törns war so entspannend wie dieser, in der Nacht haben wir immer sehr gut geschlafen, nicht nur, weil wir häufiger keinen Wind hatten, sondern weil der Schwell und die Welle sehr angenehm und flach waren. Trotzdem fallen wir um 22:00 todmüde ins Bett. Die Überprüfung des Unterwasserschiffes in dem ungewohnt kalten Wasser war doch sehr anstrengend!

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman