Auf nach Galapagos... 2016

Squalls
Squalls

 

08. Mai 2016

 

Auf nach Galapagos…..

gerade habe ich die liebe Muttertagsmail von Katrin ein zweites Mal gelesen. Ich vermisse Katrin und Jan sehr. Am liebsten würde ich alles haben. Die Kids und beide Katzen um mich herum und Segeln mit meinem Skipper. Ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen in sechs Monaten!!!!

Heute früh um 08:00 hab ich als Muttertagsgeschenk eine Pilotwal Familie in ca. 200m Entfernung vorbeiziehen sehen, meine ersten großen Tiere auf diesem Törn. Der Pazifik heißt wohl nicht umsonst „Stiller Ozean“.  Mit dem vom Atlantik gewohnten Tempo wären die Inseln in einer Woche zu erreichen, aber da wir schon von Flauten zu dieser Jahreszeit gelesen und von anderen Seglern gehört haben, sind wir bei der Planung von mindestens 10 Tagen ausgegangen.

Am 4.Mai mittags zusammen mit der Segelyacht Fajo von den Las Perlas vor Panama gestartet, stellen wir fest, dass unser elektronischer Windanzeiger nicht funktioniert –  vermutlich während der langen Liegezeit vor Panama City von Insekten als Nistplatz missbraucht oder von Vögeln zugekackt, wie auch immer - echt Scheiße für mich als Luxusseglerin. Tagsüber kann ich noch recht bis schlecht mit Hilfe des Verklickers den Kurs halten, abends aber, während meiner Wache von 20:00 bis 02:00 Uhr erwischt mich die erste Flaute und Infinity tanzt mit mir. Sie treibt mit ca. 1kn pro Stunde zurück nach Panama City und dreht sich dabei wie beim langsamen Walzer. Motort wird nicht – Verbot vom Skipper, denn wir haben nur 400 l Diesel an Bord, die brauchen wir für Notfälle, zum Laden der Batterien, falls die Sonne und der Wind nicht als Energielieferanten zur Verfügung stehen. Beim Wachwechsel hab ich dann einen Vortrag vom Skipper bekommen, bezüglich Grundvoraussetzungen des Segelns ohne elektronischen Schnickschnack, dazu kommen noch weitere Segelverfehlungen meinerseits – kein guter Tag für mich. Ich werde wohl nie eine gute Seglerin, aber positiv denken, ich verspreche, mir mehr Mühe zu geben.

Am nächsten Morgen funken wir mit der SY Fajo und hören, dass sie einen super Wind haben und uns schon 18sm trennen. Und wir überwinden eine Flaute, um in die nächste zu geraten. Zumindest meint es der pazifische Strom gut mit uns und schiebt Infinity mit zwei Knoten Richtung Galapagos. Ich hab nicht geahnt, dass Flauten so viel Kraft kosten können. In meiner Wache sitze ich sechs Stunden im Cockpit, sprungbereit jederzeit die Segelstellung oder Kurs zu ändern, umgeben von Gewitterfronten, die sich ab und zu entladen und Infinity von den Salzkristallen befreien.

Die Energiegewinnung hält sich in Grenzen. Durch die Bewölkung und lange Windstille erzeugen unsere Solarpaneele zu wenig Strom und der Wassergenerator fängt erst bei 5kn Fahrt durchs Wasser an die Batterien richtig zu füllen. Abends werden alle überflüssigen Stromverbraucher, wie Radar, wenn möglich Autopilot und überflüssige Beleuchtung ausgestellt. Den einzigen Luxus, den wir uns gönnen, sind der Kühlschrank und Wassermacher, die beide viel Strom fressen. Zu guter Letzt macht auch noch der Motor Probleme. Er quietscht und schreit – beängstigend!! Nach langen Untersuchungen und viel Verwöhn Aktionen des Skippers mit WD40 ist der Lichtmaschine vorerst zufrieden gestellt, muss auf Galapagos wohl näher untersucht werden.

Ach ja, der Pazifik! Bisher sieht er ganz silbrig aus, mit einer langen sanften Dünung und endlose Weite. Bei 29°C und Flaute gibt es natürlich auch Vorteile. Durch die geöffneten Luken herrscht kein Saunaklima im Schiff, das Kochen, wie auch Brot backen, ist ohne hin und her Knallen und blaue Flecken im Hüftbereich ein Genuss. Es ist fast wie Segeln auf einem riesigen Binnenmeer.  

Was hab ich gesagt? Flaute? Heute am 7. Segeltag erwischen wir endlich Wind mit 10-15kn, der uns Galapagos schnell näher bringt. Tolles Segeln, tagsüber mit Sonnenschein, nachts bei sternenklarem Himmel. Die Mikroorganismen leuchten wie Millionen Sterne, ein riesen Unterwasserfeuerwerk, wenn Infinity schnell und sicher das Wasser zerteilt.

Ja, kaum haben sich die Segelbedingungen zum Positiven geändert, schon ist alles wieder wunderbar, alle Schwierigkeiten vergessen, die Freude und Neugier auf Galapagos wird größer und größer. Ist das Leben schön…

Am Ende alles gut
Am Ende alles gut

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Kommentare: 1
  • #1

    Bernd und Margitta (Samstag, 21 Mai 2016 18:56)

    Liebe Hille, lieber Torsten
    klingt wirklich spannend der Situationsbericht aus dem Pazifik und die Situationen könnten kaum unterschiedlich sein zwischen dem Segeln im Pazifik und dem nun doch kommenden Frühling in der niedersächsischen Tiefebene :-)
    Schön das es Euch gut geht und wir freuen uns immer wieder wenn es ein Lebenszeichen von Euch gibt.
    Hier ist es jetzt Samstag Abend und ich sitze zum ersten Mal draußen im Garten bei einem kühlem Glas Südtiroler Weißwein und erfreue mich an dem Wachstum der Pflanzen in unserem Garten und den Vögeln, die zum Trinken und Baden in unserer mit Wasser gefüllten chinesischen Granitschale - haben wir natürlich aus Shanghai mitgebracht - landen und verweilen.
    Euch eine gute und behütete Zeit auf Eurer Reise.
    Liebe Grüße Bernd und Margitte

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

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