Galapagos - Natur Pur Vol. 1 2016

Seelöwe mit Hille - nicht anfassen, er beisst!
Seelöwe mit Hille - nicht anfassen, er beisst!

Galapagos - Natur Pur 1

 

Vor der Insel San Cristobal, in der Bucht vor der Hauptstadt Puerto Baquerizo Moreno, unserem Einklarierungshafen, haben wir den Anker am 15. Mai nachmittags fallen lassen, glücklich den ersten Törn auf dem Pazifik so entspannt geschafft zu haben. Die Galapagosinseln gehören zu Ecuador und liegen am Äquator ca. 1000 km westlich der ecuadorianischen Küste Südamerikas. Die Inselgruppe besteht aus 13 Inseln, von denen Santa Cruz, San Cristóbal, Isla Isabela, Floreana und Baltra bewohnt sind. Unser Autografo berechtigt uns bis zum 10 Juli, also 8 Wochen, zu bleiben und in dieser Zeit vor den Inseln San Cristobal, Santa Cruz und Isla Isabela zu ankern und diese zu besuchen. Weitere Inseln können nur mit organisierten Tour Anbietern erkundet werden.

Hille ärgert einen kleinen Lurch
Hille ärgert einen kleinen Lurch

Die Galapagosinseln wurden am 10. März 1535 zufällig von den Spaniern entdeckt. Tomás de Berlanga, der damalige Bischof von Panama, kam mit seinen Leuten auf dem Weg nach Peru vom Kurs ab und strandete an einer der Vulkaninseln. Danach boten die Inseln Piraten für mehr als 200 Jahre ein sicheres Versteck. Nach den Walfänger um 1800 studierte 1835 Charles Darwin für 5 Wochen die Inseln und ihre Tier- und Pflanzenwelt. Charles Darwin, selber Theologe, widersprach nach langen Forschungen der damals verbreiteten biblischen Schöpfungsgeschichte, indem er eine von der Umwelt beeinflusste Entstehung der Arten bewies. So stellte er mit seiner Evolutionstheorie die Welt auf den Kopf. Nach der Nutzung 1934 bis 1959 als Strafkolonien, siedelten einige Familien, die das freie Leben auf den Inseln suchten. Wie oft wenn Menschen unkontrolliert walten und schalten, war die Natur in so desolatem Zustand, dass 1959 die Inseln zum Schutz von der UNESCO zum Nationalpark erklärt wurden.

Landschildkröte
Landschildkröte

Die außerordentliche, einmalige Flora und Fauna der Inseln und die Gewässer herum gehören seit 2001 zum Weltnaturerbe der UNESCO und stehen unter strengem Naturschutz. Aufgrund ihrer Entfernung von anderen Landmassen zeichnen sich die Galapagosinseln durch eine Vielzahl endemischer Tier- und Pflanzenarten aus. Die Einführung fremder Arten, sowie die Jagd, haben im 19. Jahrhundert viele einzigartige Tierarten fast zum Aussterben gebracht. Die Galapagos-Riesenschildkröten, nach deren Panzer „Galapagos“ die Inselgruppe benannt wurde, war lange, durch Anfang des 18. Jahrhunderts eingeführte Ziegen, bedroht, die den Schildkröten ihre Nahrung wegfraßen. Dieses Problem wurde durch gezielte Tötung der Ziegen, u. a. aus Helikoptern, im Jahr 2007 gelöst. Das Überleben aller Tiere, die sich über Jahrmillionen an die spezifischen Lebensräume der Inseln angepasst haben, sind durch die Besiedlung der Menschen und ihre mitgebrachten, für das Ökosystem fremden Kleinraubtiere, wie Hunde, Katzen und Ratten bedroht. Durch Lebensmittel Lieferungen gelangen oft Parasiten, Krankheitskeime, Tiere und Pflanzen auf die Inseln. Über 200 neue Arten kamen in den letzten zehn Jahren auf die Galapagosinseln, darunter zum Beispiel Parasiten, die das Blut von Finkenjungen saugen und damit die Art fast zum Aussterben brachte, oder Malariaerreger, die Pinguine befallen und dezimieren. Die eingeschleppte Fruchtfliege ist eine gefährliche Plage, denn sie kann sehr viele verschiedene Kulturarten befallen und ihre Früchte verfaulen lassen. Sie ist eine enorme Bedrohung für die Galapagosinseln. Dies alles war mir vor unserer Ankunft nicht bewusst. So sehe ich die strenge Überprüfung Innen- und Außenbords durch die Hafenbeamten und Naturschutzbehörde, sowie die Ausgasung unserer Yacht nach der Inspektion, positiv.

Baumhaus
Baumhaus

Puerto Baquerizo Moreno ist ein kleines gemütliches Städtchen mit einer netten Promenade. Viele Seelöwen fläzten sich auf den Bänken und pöbeln uns oder sich gegenseitig an. Die Töne klingen in unseren Ohren recht vulgär. In engen Gassen, mit dem wenigen Autoverkehr, welcher meist aus Taxen besteht, finden wir viele kleine bunte Häuser, in denen wir Restaurants, Cafés, Tour-Anbieter, Hotels, Bäcker, Schlachter, Mini Baumärkte und Internet Shops finden.  Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst bietet eine neue Markthalle. Die Einwohner sind sehr höflich, freundlich - einfach eine sehr entspannte Atmosphäre.

Unsere erste eine kleine Wanderung führt uns zum „Centro de Interpretation“, wo Tafeln sehr anschaulich die Geschichte Galapagos und Anfänge der Besiedlung von Tier und Mensch darstellen. Der folgende Rundweg von ca. 3 km führt zu verschiedenen Aussichtsplattformen und in die Bucht „Las Tijeretas“. Neben vielen kleinen Echsen, die uns während der Wanderung über die Füße laufen, beeindrucken uns in dieser Bucht die vielen riesigen Wasser Schildkröten, Seelöwen und Seebären. Auch Haie soll es hier geben. Wir kommen die nächsten Tage noch zweimal zum Schnorcheln in die Bucht, allerdings mit 3mm Tauchanzügen, denn das Wasser hat durch den Einfluss des Humboldtstroms nur 19°, echt zu kalt für uns Karibik Weicheier. Über die Zutraulichkeit der riesigen, gepanzerten, urzeitlich anmutenden Schildkröten, die 3-4 m unter uns auf dem steinigen Meeresgrund grasen, sind wir absolut begeistert. Bunte Fischschwärme, die neugierig an uns vorbei schwimmen, sind fast zum Anfassen nah. Einige junge Leute spielen nahe der Felsen mit zwei Seelöwenkindern. Es ist ein Springen und Jauchzen, ein Knäuel aus Mensch und Seelöwe. Die Mütter der Kleinen beobachten dies müde und gelangweilt von den Felsen aus 10 m Entfernung.

Fregattvogel
Fregattvogel

Eine nächste Wanderung führt an die Südküste über den Strand „la Loberia“ zum Aussichtspunkt „Barranco“. Bis zu 1m lange schwarze Meerechsen liegen in Gruppen, Wärme tankend, auf den heißen schwarzen Lavablöcken oder im Sand, alle Viere von sich gestreckt. Zum Fressen tauchen sie bis zu 10 Minuten und fressen die Algen von den Steinen am Meeresgrund. Wir gehen knapp einen Meter an ihnen vorbei, ohne Reaktion ihrerseits. So sollte es auf der ganzen Welt sein. Gegenseitiges Achten, ohne sich zu nahe zu kommen. Ich bin so beeindruckt, dass mir der biblische Gedanke kommt – wie vor dem Sündenfall!!

Die Wanderung zum „Tongo Reef“ über „El Canon“ führt durch das Militärgebiet und an dem Flughafen vorbei. Neben vielen Fregattvögel sehen wir die ersten Blaufußtölpel. In ihrem edlen weiß-grau-anthrazit gesprenkelten Federkleid und den hellblauen Füßen sehen sie sehr elegant aus. Ihre tollpatschigen Bewegungen wirken lustig, aber nicht mehr so elegant.

Sonntag, den 22. Mai, nehmen wir uns gemeinsam mit Silke und Mathias ein Taxi, um uns zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten fahren zu lassen. Auf San Cristobal ist nur der südliche Teil besiedelt. Die übrigen Zweidrittel der Insel ist Natur pur und lässt sich, wie einige Felsen und Strände, nur mit einer organisierten Tour per Boot zu erreichen.

Das „El Ceibo“ Baumhaus in El Progreso besteigen wir über eine kleine Hängebrücke das Baumhaus auf dem größten, ältesten Ceibo Baum der Welt.

Der Kratersee „El Junco“ in 700 m Höhe, mit 270 m Durchmesser und 6m Tiefe wird, wie der andere See neben dem Vulkan, durch Regelfälle gespeist. Es sind die größten Frischwasser Reservoirs. Wunderschön ist es um den See am Kraterrand zu wandern und die Fregattvögel, die nur 20 kg wiegen bei 2,50 m Flügelspannweite, bei ihren Flugkünsten zu beobachten. Die Lüfte sind die Reviere der schwarzweißen Bindenfregattvögel und der schwarzen Prachtfregattvögel, deren Männchen einen knallroten Sack an der Unterseite des Kopfes haben. Bei der Werbung um ein Weibchen bläht sich dieser auf wie ein Ballon. Sie schlafen sogar während des Fliegens. Diese Piraten der Lüfte, so genannt, weil  sie den Pelikanen, Tölpeln und anderen Vögeln die gefangene Beute abjagen. Vögel, die ihre gefangen Fische im Kropf sammeln, werden so massiv bedrängt, dass sie den Fang in Flug auswürgen und dieser noch in der Luft von den Fregattvögeln verspeist wird. Der Nebel erzeugt eine mystische Stimmung, große Teile der Insel sind zwischen den Wolkenfetzen zu sehen. Bäume und Sträucher sind dick mit Moos und Farnen bedeckt, die sattgrün von Feuchtigkeit triefen.

Kratersee
Kratersee

Es ist schon beeindruckend in „La Galapaguera“, die ca. 1m langen, 80 bis 100 Jahre alten  gepanzerten Landschildkröten beim genussvollen Zerpflücken der Blätternahrung zu beobachten. Die Eier werden von den Schildkröten in dem natürlichen Umfeld gelegt, von den Mitarbeitern des Instituts ausgebuddelt und in Brutkästen zum Schlüpfen gebracht. Dreijährig bis fünf Jahre werden sie in Gehegen aufgepäppelt, danach werden sie frei gelassen.

Puerto Chino, ein Strand an der Ostküste im Süden der Insel, mit weißem Pulversand. Die vielen Seelöwen und Seebären teilen sich den Strand mit sonnenhungrigen Urlaubern.

Zurück an Bord liegt doch tatsächlich ein Seelöwen Baby auf der unteren Stufe am Heck und lässt sich von den letzten Sonnenstrahlen verwöhnen. Es schaut uns mit riesigen braunen Augen an und versucht eine Stufe höher zu robben, was ich mit einem Kugelfender verhindere. Silke und Mathias haben am Heck ihrer SY Fajo wunderbar breite Heckstufen als Badeplattform, welche von erwachsenen Seelöwen regelmäßig als Sonnendeck genutzt wurde. Nachts sind sogar zwei bis ins Cockpit gerobbt und haben dort Party gemacht. Von Silke ließen sie sich nicht vertreiben. Mathias konnte sich mit Androhung von Schlägen durchsetzen. Seit diesem Erlebnis verbarrikadieren Fender den Einstieg übers Heck. Süß sind diese Tiere ja, aber den stinkigen Seelöwen Fettfilm auf den Polstern, das ist nix.

San Cristobal hat mein Herz geöffnet. Mensch und Tier leben, zumindest auf San Cristobal, ausgewogen zusammen.

 

Infos über die Geschichte, Fauna und Flora habe ich zum Teil aus Wikipedia und Natur Reiseführer Galapagos übernommen.

Junger Seelöwe versucht sich auf unserer Badeplattform breit zu machen
Junger Seelöwe versucht sich auf unserer Badeplattform breit zu machen

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman