Galapagos - Natur Pur Vol. 2 2016

Ankerplatz Ayora
Ankerplatz Ayora
Wandertag
Wandertag

Galapagos Natur Pur Vol. 2

 

Insel Santa Cruz / Puerto Ayora

Santa Cruz ist die zweitgrößte Insel im Galapagos Archipel. In der Acadamy Bay, vor Puerto Ayora, haben wir am 26. Mai nachmittags den Anker fallen lassen. Es ist ein viel touristischer Ort als Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristobal. Mit uns liegen mindestens 15 Mini Kreuzfahrtschiffe, diverse Katamarane und Segelyachten in der Bucht. Agentin Irene kommt umgehend an Bord und klariert uns ein. Danach bringt uns ein gelbes Wassertaxi, welches wir über VHS Kanal 14 rufen, für 1 USD an Land.  An der Promenade ein Souvenir Shop neben dem anderen. Restaurants, Cafés und Tourenanbieter überbieten sich. Der neue Supermarkt, der mir von anderen Seglern auf San Cristobal so angepriesen wurde, ist gut sortiert, aber wirklich teuer. Die wenigen Seelöwen, die wir im Bereich des Hafens und der Promenade sehen sind sehr gut erzogen, pöbeln nicht, lassen die Yachten unbehelligt, stehen nur, ebenso wie die Pelikane, beim Fischmarkt an und betteln um Fischreste. Vollgefressene Seelöwen liegen dort schlafend quer über dem Gehweg, keiner stört sich daran, jeder nimmt Rücksicht. Die Galapagos-Seelöwen gehören zur Familie der Ohrenrobben, mit kleinen Ohren und kurzem Hinterteil. An Land bewegen sie sich erstaunlich schnell auf allen Vieren, das Wasser ist ihr Metier. Beim Schwimmen werden nur die Vorderflossen benutzt und sie können Tauchtiefen von über 200m erreichen. In Kolonien lebend, gebären die Weibchen, die bis 80 kg schwer werden, nach neun Monaten ein 4-6 kg schweres Junges, das bis zur nächsten Geburt gesäugt wird.

Landschildkröte
Landschildkröte

Wir besichtigen die Charles Darwin Forschungsstation, wo Biologen aus aller Welt an Projekten arbeiten, z.B. werden zusammen mit der Nationalparkverwaltung Strategien zur Ausrottung inselfremder Tiere und Pflanzen entwickelt und Zuchtprogramme für bedrohte Tiere durchgeführt. Seminare für Studenten werden abgehalten und Parkführer ausgebildet. Das tragische Aussterben der riesigen Galapagos Schildkröten, die 200 bis 250 Jahre alt werden können, wurde nur durch Zuchtprogramme verhindert. Eier der Schildkröten werden in der Forschungsstation ausgebrütet und wenn sie alt genug sind, meist mit 5 Jahren, auf ihre Heimatinseln zurück gebracht. Die 5jährigen sind dann gerade mal so groß, dass sie auf ein DIN 4 Blatt passen, aber immerhin so fit, dass sie Angriffe von wildernden Hunden und Ratten widerstehen können.

Meerechse
Meerechse

 Am Strand, hinter der Forschungsstation, sind Lavafelsen im Wasserbereich mit schwarzen Meerechsen, die wie kleine Drachen aussehen, und Roten Klippenkrabben bevölkert. Die Jungtiere der Krabben sind zur Tarnung schwarz und sehr flink. Müssen sie auch sein, denn werden sie gelegentlich von den erwachsenen Artgenossen verspeist. Die Meerechse ist die einzige Echse der Welt, die eine amphibische Lebensweise angenommen hat. Ihre besondere Umweltanpassung führte zur Ausbildung weißer, kleiner, scharfer Zähne, die ihr das Abweiden der Algen ermöglichen. Ich finde, durch die Anordnung der Zähne  sehen sie aus, als ob sie immer lächeln würden. Der Herzschlag wird im Wasser von vierzig auf zwölf Schläge pro Minute gesenkt,  so können die Echsen 10 Minuten, eine sagen sogar bis zu einer Stunde, am Stück  tauchen. Danach müssen sie sich verständlicherweise in der Sonne aufwärmen. Das Salz, welches sie durch die Lebensweise am und im Meer aufnehmen niesen sie im hohen Bogen wieder aus.

 Ich habe für die Galapagos Inseln eigentlich ein dauerfeuchtes, tropisch-heißes Klima erwartet, da sie auf dem Äquator liegen. Tatsächlich aber ist das Klima eher warmgemäßigt einzustufen. Durch die Einwirkung der Meeresströmungen ist die Trockenzeit von Juni bis November und Regenzeit Januar bis April. Dazwischen liegen die Übergangszeiten. Wir haben während unseres Aufenthaltes (26.Mai bis Anfang Juli zweimal kurzen Nieselregen!!!) Die Tagehöchstwerte sind kaum über 30°, wobei wir bei tagsüber 24° bis 28° und nachts 20° bis 24° haben.

 

Das Klima wird durch verschiedene Meeresströmungen bestimmt. Der Humboldstrom bringt kaltes und nährstoffreiches Wasser aus der Antarktis und Tiefenwasser entlang der Küste Südamerikas und wird begleitet von einem starken Südostpassat. In Höhe des Äquators zweigt er nach Westen ab und umspült als Südäquatorialstrom die Galapagosinseln mit 18° - 22°C kaltem Wasser. Vom Nährstoffreichtum des Stroms profitieren das Plankton und die Riesenbestände der Sardellen. Die Fische dienen wieder größeren Fischen, Seevögeln, Seelöwen und anderen Tieren als Nahrung. Neben dem Humboldstrom beeinflusst der Panamastrom, der mit warmem Wasser den Humboldstrom etwas ausgleicht, und weitere Strömungen das Leben auf und um Galapagos. Wassertemperaturen von 19° beim Schnorcheln können wir, die Karibik Weicheier, nur in Tauchanzügen ertragen.

Lavatunnel - Los Tunneles del Amor
Lavatunnel - Los Tunneles del Amor

 Santa Cruz ist, wie alle anderen Galapagos-Inseln, eine ozeanische Insel mit aktivem Vulkanismus, ohne Verbindung zum Festland und vom Meeresboden aus großer Tiefe in Laufe von Millionen Jahren „gewachsen“.

Nachdem wir die Geschäfte, kleinen Baumärkte, Internet Cafés, Wäschereien und alles was uns das Überleben sichert erkundigt haben, nehmen wir den bunt bemalten offenen Bus, auf Holzbänken sitzend, über Bella Vista bis zur Endstation nach Santa Rosa. Von dort aus wandern wir ca. 5 km vorbei an Farmen mit Rinderzucht, Bananen- und anderen Fruchtplantagen zur Ranch El Chato, genießen in dem offenen, rustikalen Restaurant einen einheimischen Kaffee, bevor wir uns auf die Pirsch zu den Riesenschildkröten machen. In dem offenen Gelände entdecken wir ungefähr 30 von den insgesamt 3000 dort lebenden Schildkröten. Sie lieben es sich stundenlang in Wassertümpeln abzukühlen, um so die lästigen Plagegeister wie Zecken, Maden usw. im Schlamm zu ersticken – nur der Kopf schaut noch raus. Auch Vögel finden ihre Lieblingsspeise in den Hautfalten der Riesen. Durch das Auf- und Abhüpfen animieren sie die Schildkröten den Hals ganz weit aus ihrem Panzer zu stecken und schon beginnt das Schlemmermahl für die Vögel und die Kosmetik für die Panzerträger. Einige kurze Lavatunnel auf dem Gelände nehmen wir als Einstimmung für die 1 km langen Lavatunnel „ Los Tunneles del Amor“ bei Bella Vista, die wir uns später noch anschauen wollen. Nach 16 km per Pedes, zurück in Santa Rosa, bietet sich ein Taxi  an uns nach Puerto Ayora zu bringen. Ein wirklich schöner runder Tag wird belohnt mit kaltem Bier und leckeren Steaks in CHRIS Burgerfactory.

Letzter Anstieg Cerro Puntundo
Letzter Anstieg Cerro Puntundo

 Mutig, weil wir die 16 km lange Wanderung so gut bewältigt haben, ist 2 Tage später unser Ziel von Bella Vista zum Media Lune und dann auf den höchsten Berg, den 864 m hohen Cerro Crocker zu wandern. In Bella Vista geht es bergauf, vorbei am Sport- und Kinderspielplatz, Kirche und auf dem Fußweg trocknenden Kaffeebohnen. Nach 5 km, wir haben Obst und Gemüse Anbauflächen, Weiden mit verschiedenen Arten von Rindern hinter uns gelassen und sollten nun eigentlich den Krater „Media Luna“ erreichen. Auf Grund der mangelnden Beschilderung oder sonstigem Unvermögen verpassen wir jedoch das erste Ziel, finden uns nach einer Frühstückpause und weiteren 3 km vor dem kleinen, aber steilen Cerro Puntundo wieder. Von diesem Berglein, die letzten 20m bis 30m führen echt steil  auf den Gipfel, haben wir eine tolle Aussicht, wollen nun aber doch noch den Mount Crocker besteigen. Leider sind wir ohne Weg und Plan, um an das Ziel zu gelangen. Aber wir haben ja Torsten mit seinem GPS in der Armbanduhr. Los geht’s, ein schmaler Pfad querfeldein, abwechselnd durch mannshohes Grass, eher Schilf, dann wieder Steppe, bis wir oben ankommen. Dies ist leider der Berg neben dem Mount Crocker, dumm gelaufen. Es geht zurück auf unserem bekannten Weg, dann die Stecke zurück nach Bella Vista. Unterwegs überholt uns ein Bauer, der sein Pferd mit 5 Säcke voller Maracujas bepackt hat und uns lachend ein paar unserer Lieblingsfrüchte überlässt. Würde unser Spanisch besser sein, wir hätten versucht ihm einen ganzen Sack abzukaufen. Maracujas, prall und frisch - eine super Erfrischung, danke lieber Bauer!!! Zurück in Puerto Ayora kommen wir gerade recht zur Happy Hour und essen wieder lecker. Der Mount Crocker ist aufgeschoben nicht aufgehoben!!!!! Das verhindern auch die Blasen an meinen Fersen und an Torstens kleinem Zeh nicht.

Las Grietas
Las Grietas

 Die „Las Grietas“, die Grotten, unterhalb von Puerto Ayora, vorbei an einer Salzpfanne, erreichen wir nächsten Tag am frühen Nachmittag. Die Grotten, nur ca. 30 m breit und mehrere Hundert Meter lang, sind schon bevölkert von ca. 15 Leuten, von denen sich nur wenige ins kalte Wasser trauen. Schnell die Tauschanzüge und Schnorchel Equipment an und hinein in die kühlen, nur leicht salzigen Fluten. Die Grottenwände sind bestimmt 20 m hoch zu beiden Seiten. Super klares Wasser und ein schönes Lichtspiel, Barsche, mit der richtigen Größe für ein Vier Personen Essen, sagt Mathias. Die dicke, lange Muräne nur 2 m unter mir betrachte ich mit gemischten Gefühlen.

Gipfel Cerro Puntundo
Gipfel Cerro Puntundo

Lavatunnel entstehen, so hab ich es zumindest verstanden, wenn unter der bereits erstarrten Oberfläche die noch flüssige Lava bei fehlendem Nachschub weiter fließt.  Diese hiesigen Tunnel sind zum Teil mehrere Kilometer lang und mehrere Meter hoch und gehören zu den größten der Welt. Unsere Mountainbike Tour führt uns von Puerto Ayora über Bella Vista zu diesen „Los Tunneles del Amor“. Wir erleuchten uns den 1 km langen Tunnel. Ist schon interessant in einem erkalteten Lava Arm herum zu klettern. Später fahren wir noch 5 km weiter stetig bergauf zum Cerro Mesa, von dem wir eine tolle Aussicht auf Land, Küste und einigen Inseln haben und radeln auch noch zum Krater mit Caldera in der Nähe. Auf dem Weg dorthin meint Mathias, es würde nach Maracuja duften. Tatsächlich sammeln wir am Wegesrand dutzende dieser leckeren Früchte und kommen mit prall gefüllten Rucksäcken nach 36 km Radtour auf die Yachten zurück. Den Sundowner auf der SY Fajo genießend beobachten wir wieder die riesen Wasserschildkröten und bestimmt knapp ein Dutzend Hai, die täglich vor Sonnenuntergang die Bucht inspizieren. Mich beeindrucken die Haiflossen besonders und ich kann mich daran nicht sattsehen. Einmal mit diesen Tieren zusammen schnorcheln oder tauchen, das währ was.

Tortuga Bay
Tortuga Bay

 In der Tortuga Bay gleiten oft Goldene Rochen in großen Verbänden durch das flache Wasser. Leider haben wir beim Schnorcheln eine Sicht von kaum einem Meter. Mathias stößt fast mit einem riesigen Rochen zusammen. Die vielen ruhenden Baby Weissspitzenhaie, ca. 50 bis 80cm lang und eine weiße Färbung an der Rocken- und Schwanzflosse haben, kann ich nur erahnen. Aber der Strand selbst ist echt der Hit. Ich glaube, dies ist der feinste schneeweiße Sand, den ich je gefühlt habe.

Wandertag
Wandertag

 Jede Insel hat neben der unvergleichlichen Flora und Fauna was liebenswert Schönes. Auf San Cristobal sind dies die frechen Seelöwen, die überall mit Selbstverständlichkeit ihr Recht einforderten. Vor Santa Cruz finde ich es unvergleichlich bei der Morgengymnastik die Riesenschildkröten zu beobachten, die nah an Infinity vorbei schwimmen. Zum Sundowner beobachten wir die Haie, von denen wir meist nur die Flossen sehen können. Ich freue mich schon auf Isla Isabela, unserer letzten Galapagos Insel.

 

Übrigens haben wir doch, zugunsten der vielen Vulkane auf Isla Isabela, auf den Mount Crocker verzichtet. ;-))))

Tortuga Bay
Tortuga Bay

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Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

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