Galapagos - Natur Pur Vol. 3 2016

Isla Tortuga
Isla Tortuga

 Galapagos - Natur Pur 3

Bevor wir uns auf den Weg zu unserem letzten Ankerplatz vor der Isla Isabela, der größten Insel im Galapagos Archipel, machen, feiern wir am Sonntag, den 12. Juni, Silkes Geburtstag auf Santa Cruz im Angermeier Restaurant. Wir haben wie immer viel Spaß mit Silke und Mathias - ein sehr schöner Abend. Nun noch den restlichen Proviant bunkern, vorkochen und Infinity klar machen und los geht´s am Dienstag, den 14. Juni, früh um 7.00 Richtung Isla Isabela. Die 31sm genießen wir. Es könnte ein sehr milder Sommertag auf der Ostsee sein, wenig Welle, Wind meist um die 4kn. An der Isabela vorgelagerten Insel Tortuga begrüßen uns Blaufußtölpel mit ihren eleganten Segeleinlagen. Isla Tortuga, ein Vulkankrater, von Wind und Wellen zu einer Mondsichel erodiert, zeigt uns seine zerklüftete, rauhe Nordseite.

Isabela
Isabela

Isla Isabela hat, wie die San Cristobal und Santa Cruz zuvor, ihren speziellen Charme. Wir ankern vor Puerto Villamil. Es ist der größte Ort, nur ein größeres Dorf mit 1000 Einwohnern, und besteht zum größten Teil aus Touristenunterkünften, meist ganz einfachen kleinen Pensionen, vielen kleinen Restaurants, einigen Tour Anbietern und kleinen Supermärkten, für uns eher Kioske. Bisher ist nur die Straße zum Hafenanleger hübsch gepflastert, alle anderen Straßen sind, wie im wilden Westen, Sand- beziehungsweise Schotterstraßen und entsprechend staubig. Nur 3% der 4588 km² Fläche stehen den Bewohnern zu Verfügung, die restlichen 97% sind unberührte Natur, die ausschließlich in Begleitung von einheimischen Führern besucht werden dürfen. Es werden Schnorchel- und Wandertouren angeboten, die meist nur von See aus zugänglich sind.

Flamingos auf Galapagos
Flamingos auf Galapagos

Wir ankern 300m vom Ufer entfernt. Das Anlanden am Dinghi Dock will wohlüberlegt sein.  Um die mit großen Lavabrocken und Sandbänken bestückte Untiefe zu umfahren, haben wir Einheimische beobachtet und dann sehr schnell den sicheren Weg gefunden. Nachdem wir James Hinkle in seinem Café und Restaurant Booby Trap  besucht, einklariert und Tipps geholt haben, gehen wir in der „Concha y Perla“ schnorcheln. Dabei haben wir die ersten Meersechsen und eine riesige Galapagos Wasserschildkröte mit 1m Durchmesser schwimmen sehen. Ich habe das Glück mit einem jungen Seelöwen zu schwimmen. Sogar gestreichelt habe ich ihn.

An unserem Ankerplatz und der Untiefe mit den Lava Brocken, in ungefähr 100m Entfernung,  stürzen Verbände von 50 bis 100 Blaufußtölpel ins Wasser. Einer fängt an zu pfeifen, die anderen stimmen ein und in Formation stoßen sie pfeilartig ins Wasser auf die Fischschulen. Mir wurde gesagt, jeder Sturz in die Fischschulen sei ein Treffer, kein Blaufußtöpel gehe leer aus. Besonders ergreifend finde ich es, wenn ab und zu einer der riesigen Pelikane mit ausgebreiteten Flügeln, Durchmesser 1,5m bis 2m, dicht an unserer Yacht vorbei segelt. Dieser Riesenschnabel – wie zu Zeiten der Flugdinosaurier. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so für Vögel und Echsen begeistern könnte.

An einem anderen Morgen wimmelt es von Seelöwen und Pinguinen, die aus den Massen von Fischschulen ihr Frühstück fangen. Es ist ein Genuss dort zu schnorcheln. Einige Pinguine kommen und picken an meine Schnorchel Brille, „fliegen“ um mich herum. Sie haben überhaupt keine Scheu, sind so was von neugierig. Die Seelöwen sind auch gut drauf und wollen spielen, drehen sich spiralartig vor mir, sind über, dann wieder unter Wasser und das alles ein bis zwei Meter um mich herum. Torsten war nach mir schnorcheln und hatte, wie ich, die nächsten Stunden ein Lächeln auf dem Gesicht. Es ist ein Paradies.

Das Dinghi Dock, die Bänke und Gehwege sind mit dösenden, säugenden und uns empört anpöbelnden Seelöwen und sehr vielen, sich auf den Wegen sonnenden Meerechsen, die regelmäßig das Meersalz herausniesen, bevölkert.

Auf dem Weg zur Galapagos Landschildkröten Aufzuchtstation haben wir  Flamingos und seltene Stelz- und Seevögel in den Brackwasserlagunen gesehen.

Mauer der Tränen
Mauer der Tränen

 Mauer der Tränen

 

Unsere erste längere Wanderung zur Wall of Tears,  der Mauer der Tränen, führt über einen abwechslungsreichen Sand- und Schotterweg. Unterwegs zweigen rechts und links Wege ab, die zu  Feuchtgebieten, eingestürzten Tunnel, die sich mit Wasser gefüllt haben,  einsame Strände, zu denen sonst kein Weg führt und anderen Aussichtspunkten führen. Wir, die auf dem Schiff ja weniger Auslauf haben, haben die Wanderung zur Wall of Tears, auf Spanisch Muro de las Lagrimas, sehr genossen. Haben Aussichthügel erklommen, uns von Galapagos Riesenschildkröten anfauchen lassen und schließlich die Wall of Tears umrundet. Diese Mauer  wurde von Strafgefangenen aufgeschichtet, die in einem der Strafgefangenenlager, welche in den 1940‘er Jahren auf Isabela eingerichtet wurden, untergebracht waren und erinnert an die Grausamkeit des Strafvollzuges.  Nach ca. 18 km haben Fajos und wir uns ein leckeres Steak  im Isabela Grill gegönnt.

Galapagos Schildkröte
Galapagos Schildkröte

Tour Los Tuneles

Die Tour zu den Los Tuneles, die wir bei Rosedelco gebucht haben, beginnt um 8:00 in einem Schnellboot Richtung Westen. Das Powerboot ist mit 2 x 200 PS ausgestattet und es ist eine spritzige Fahrt über flache Wellen mit einer 2 m hohen Dünung. Nach 45 Minuten stoppen wir mitten im Nirgendwo am Roca Union, einem Steinhaufen, der Rest eines Vulkans, auf dem Schwarzfußtölpel brüten. Eine nicht einfache Sache die Jungen aufzuziehen bei den Wellen, die von allen Seiten an die Steine hochzüngeln. Nach weiteren 10 Minuten verringert Leonardo, unser Kapitän, sein Tempo und selbstbewusst bringt er uns hakenschlagend durch die hohen Wellen. Einige Blaufußtölpel und Pinguine sitzen auf Lava Brocken. Ursprünglich kamen die Pinguine aus der Antarktis und haben sich im Laufe der Zeit den Lebensbedingungen auf Isla Isabela perfekt angepasst. Sie sind viel kleiner geworden, um der Hitze besser standhalten zu können und sie haben ein eigenes Fett auf ihrem Federkleid entwickelt, welche die Sonnenstrahlen reflektieren. Leonardo steuert das Boot durch enge Tunnelsysteme und allen Untiefen gekonnt vorbei.

Eduardo, unser Natur Guide schnorchelt eine Stunde mit unserer zehnköpfigen Gruppe in verschiedenen Lagunen. Riesige Wasserschildkröten und Fische in allen Größen und Farben sind überall zu sehen. Seepferdchen, 25 – 30 cm lang, die sich um die Mangrovenwurzeln winden, und Rochen sehen wir heute wenige. Mein Hit sind die bis zu 1,80 m langen schlafenden Weißspitzenhaie, die in vielen gefluteten Höhlen, zu sehen sind. Ich tauche wieder und wieder runter, so sehr beeindrucken mich die Haie. Ein Tolles Erlebnis.

Den nächsten Tag wandern wir nachmittags über den Strand Playa Grande zum Playa del Amor, La Playita und El Estero, welche alle eine schöne Aussicht haben und wo Massen von Meerechsen  anzutreffen sind. Wir haben Blaufußtölpel und Pelikane beim Fischen in den mächtigen Wellen beobachten können. Das Restaurant El Cafetal Galapagos hat uns nach unserer Wanderung sehr, wirklich sehr verwöhnt –sehr  gute Wahl.

Vulkan Chico
Vulkan Chico

Sierra Negra (1370n) und Volcan Chico (860m) 

Des Weiteren haben wir einen Ausflug zu den Vulkanen Sierra Negra und Chico gemacht.  Sierra Negro ist die zweitgrößte noch aktive Caldera weltweit. Alle fünf intakten Vulkane auf Isabela sind klassische Schildvulkane mit Gipfel Calderas. Die fünf Vulkane sind getrennt voneinander entstanden und nach und nach zusammen geflossen. Die im Westen liegenden Inseln Isabela und Fernadina sind mit einem Alter von etwa 500.000 - 600.000 Jahren sehr jung, im Gegensatz zu den übrigen Inseln, die vor 4 Millionen Jahren entstanden sind.  Diese fünf Vulkane liegen genau über dem Hot Spot, Gebiete mit hoher Wärmeströmung im Erdmantel, und ihre mächtigen Schildvulkane sind sehr aktiv. Alle Galapagos-Inseln liegen auf einer ozeanischen Platte (Nazca-Platte), die sich während eines Jahres etwa 7 cm nach Südosten unter die Südamerikanische Kontinentalplatte schiebt. Irgendwann werden diese Inseln, die  unter die sich südamerikanische Kontinentplatte  schieben, verschwunden sein.

Zunächst geht es mit dem Fahrzeug ins Hochland über Santo Tómas 20 km bis in die Nähe des Sierra Negra, von wo die Wanderung zur Caldera (9km Durchmesser) des Sierra Negra bis zum Volcán Chico führt, der 1979 seinen letzten größeren Ausbruch hatte. Bei unserer Ankunft liegt die Caldera des Sierra Negra voll im Nebel, erst auf der Rücktour genießen wir den fantastischen Blick in den Vulkankegel. Unsere Führerin Paola Blum, ihr Urgroßvater war Deutscher, erklärt uns sehr viel. Auch hier auf Isabela haben die ersten Siedler diverse Pflanzen mitgebracht. Zum Beispiel hat sich der nicht endemische Guavenbaum oder Strauch so ausgebreitet, dass er im Hochland dominiert und endemische Pflanzen unterdrückt. Die Galapagos Riesenschildkröte, welche seit Jahrtausenden auf stark eisenhaltige Pflanzen eingestellt war, hat sich mangels der ursprünglichen Nahrung auf die Guavenfrüchte als hauptsächliche Kost umgestellt, was wie Fastfood für uns ist. Folge ist Unfruchtbarkeit für die Schildkröten. Santa Cruz hat ähnliche Probleme der Maracuja Überwucherung und San Cristobal mit eingeführten Brombeerensträuchern. Um endemische und nicht endemische Flora und Fauna zu unterscheiden, haben die Wissenschaftler vor endemische einfach die Begriffe Darwin oder Galapagos gesetzt.

Weiter wandern wir bergab zum Vulcan Chico, durch eine bizarre Lavalandschaft mit rauchenden Fumarolen, kleine Schlote aus denen Wasserdampf und heiße Gase austreten. Die Junge Lava erkennt man an der schwarzen Farbe, während die ältere je nach chemischer Zusammensetzung rötlich, grünlich oder grau schimmert. Die Aussicht auf Insel Fernandina, der Elisabeth Bay und Punta Morena ist wunderbar. Wir können uns nicht sattsehen an den alten und neuen Lavafeldern, und den mächtigen Riesenkakteen.

El Niño

El Niño ist ein Wetterphänomen, das alle 2-10 Jahre auftritt und für 12-18 Monate abnormale Bedingungen im Pazifik und in der Atmosphäre darüber verursacht. Da dieses Phänomen meist um die Weihnachtszeit auftritt, wurde es von südamerikanischen Fischern El Niño (Christkind) genannt.

Während eines El Niños kehren sich die Luftdruckverhältnisse des gesamten pazifischen Raumes um. Statt der vorherrschenden Südostpassate weht der Wind aus Westen und treibt warme Wassermassen aus dem Westpazifik auf die Südamerikanische Küste zu. Das warme Wasser erreicht nach etwa 6 Monaten die Küste Südamerikas und verhindert dort das Aufsteigen kalten nährstoffreichen Tiefenwassers. Durch das nährstoffarme Wasser bricht die gewohnte Nahrungskette für das sonst üppige Leben in diesem Raum zusammen und es beginnt ein Massensterben unter Fischen und Seevögeln. Sintflutartige Regenfälle schwemmen an den Küsten Südamerikas Häuser und Straßen weg.

Auf den Galapagosinseln, sonst eher ein trocknes Gebiet, sprießt, durch die starken Regenfälle bedingt, die Vegetation. Die Landtiere vermehren sich wegen des Überangebots an Nahrung sehr stark. Sobald sich die Bedingungen wieder normalisieren, verhungern viele Tiere, bis die Population wieder ihren Normalstand erreicht hat.

Die Meeresabhängigen Tiere von Galapagos sind durch die Nährstoffarmut des Wassers ihrer Nahrung beraubt und verhungern in großer Zahl. So wurden während des El Niños 1982-83 die Bestände der Galapagos-Pinguine um 78% reduziert, die Mortalitätsrate bei den Meerechsen lag je nach Gebiet bei 45-70%, es starben 45% der Flugunfähigen Kormorane und ganze jüngere Jahrgänge bei den Galapagos-Seelöwen.

Gestern, Samstag, den 25. Juni, sind Angelika und Ernst mit ihrer SY Lulungomeena aus Equador angekommen. Ein großes herzliches Hallo!! Haben erst mal gemeinsam gefrühstückt und Neuigkeiten, sowie beiderseits langersehnte Ersatzteile, ausgetauscht. Über den ecuadorianischen Rum haben wir uns sehr gefreut. Der nette Hafen Capitano erlaubt ihnen bis Dienstag zu bleiben, dann geht`s auch Richtung  Marquesas.

Heute, Sonntagmorgen, gehe ich mit den Lulus schnorcheln, zuerst vor unserer Untiefe, die ich als sooo tierreich angepriesen habe, heute jedoch keine Fischschule anzutreffen ist und damit weder ein Pinguin, noch Seelöwe, noch Vogel!!! So schnorcheln wir zum „Concha y Perla“, wo die Fajo´s und Torsten und ich schon zu Anfang unseres Aufenthaltes waren. Diesmal bin ich mit mehreren ca. 1m langen Meerechsen geschwommen und ein Seelöwenkind hat mit mir Pirouetten gedreht und meine GoPro Linse zweimal geküßt. Der Abschied am Mittwoch fällt jetzt schon schwer!! 

Am Nachmittag geht es Torsten immer noch nicht gut. Seit letzter Nacht hat er Magen/ Darm, Glieder- und Kopfschmerzen und es ist ihm übel. So machen Fajo`s, Angelika von Lulu und die halbe Infinity nochmals einen Strandspaziergang und zeigen Angelika die Gegend.

Eine Woche vor Abfahrt beginnt immer ein wenig Hektik, jedenfalls bei mir. Es sind so viele Sachen zu erledigen. Dieser Törn ist der längste bisher und wir rechnen wir mit ungefähr  4 Wochen auf See. Obwohl wir gut haltbaren Proviant in Panama gebunkert und eingekocht haben, möchte ich so viele frische Lebensmittel wie möglich zur Verfügung haben. Deshalb fahren Angelika, Silke, Mathias und ich zwei Tage vor Abreise mit  einem Taxi ins Hochland zur Farm der Familie Troja und kaufen Früchte, direkt vom Feld.

Um während des Törns nicht so viel hin- und herzuräumen habe ich eine Rezeptliste geschrieben und alles was ich zum Kochen benötige so geräumt, dass ich es schnell zur Hand habe. Wäsche ist gewaschen, das Unterwasserschiff von hartnäckigen Algen befreit. Dazu viele kleine Reparaturen erledigt. Wetter jeden Tag abrufen und hin und her überlegt. Diskutiert, welche Route zu den Marquesas am besten ist und geplant, Heimatflüge für den November von Papeete aus nach Deutschland gebucht und so weiter……

Das Hummeressen in James ins „Booby Trap“, der Blaufußtölpel Falle, am Abend ist ein gelungener Abschied von Isabela.

Isabela hat uns sehr gefallen, ich glaube sogar noch besser als San Cristobal und Santa Cruz. Wir haben in Bezug auf die Tierwelt das Paradies kennengelernt.

Wir freuen uns auf die Marquesas!

Vulkan Chico
Vulkan Chico

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Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman