Segeltag 19 - 40 Galapagos - Marquesas

Tag 19 - 40; zweite Etappe, zweites Jahr

 

29.06.2016 Isla Isabela (Galapagos) – Hiva Oa (Marquesas) 3004sm 21Tage

Leider ist die schöne Zeit schon wieder um und wir müssen/wollen weiter. Jede der drei Galapagosinseln ist unterschiedlich und hat ihre eigenen Reize. Isabela ist die beschaulichste und ruhigste der drei von uns besuchten Inseln. Mir hat sie am besten gefallen. Der Ort Villamil erscheint auf dem ersten Blick wie eine Wildwest-Stadt. Die Straßen sind nicht befestigt und alle Fahrzeuge wirbeln Staub auf. Die Natur ist beeindruckend schön und wir werden schon am Ankerplatz von Schildkröten, kleinen Haien, Pinguine, Blaufußtölpel, Seelöwen und Fischen verwöhnt.

Wir haben diverse Wanderungen und eine Bootstour zu den Tuneles gemacht. Von der Landschaft hat mich das Gebiet der Vulkane Sierra Negra und Chico am meisten beeindruckt. Sie ist unbeschreiblich schön und vielfältig und zeigt die Urkraft aus dem Erdinneren.

Leider haben alle Galapagos-Inseln große Probleme mit eingeführten Pflanzen und Tieren. Hille wird in Ihrer Kolumne näher darauf eingehen.

Obwohl es uns hier sehr gefallen hat, geht es jetzt wieder weiter. Wir freuen uns auf die Blumeninseln der Marquesas. Doch bis dahin sind es ca. 3000sm für die wir 20 Tage oder mehr brauchen werden. Das wird wohl der längste Törn unserer Weltumsegelung werden.

Die letzten Tage haben wir unsere Versorgung organisiert und Infinity vom Bewuchs der letzten Wochen, in der Hoffnung, dass das Unterwasserschiff bis zu den Marquesas sauber bleibt, befreit.

Am 25.06. ist die Lulungomeena zu uns gestoßen. Großes HALLO mit Angelika und Ernst. Wir haben Informationen und Ersatzteile ausgetauscht.

13:00 Anker auf,

… es geht los. Im Augenblick sieht es nicht nach Wind aus. OK die Wettervorhersage sagt, dass es hier um Isabela Wind nur unter 10kn gibt. Weiter südlich, so ab ca. 5° südlicher Breite (wir lagen auf Isabela auf ca. 1°S), soll der Wind beständiger und zwischen 10-15kn aus S-SE wehen. Die Wettervorhersage hat recht und wir dümpeln mehr als das wir segeln. Am Nachmittag nimmt der Wind zu und um ca. 18.00 fangen wir tatsächlich unseren allerersten Fisch. Normalerweise vergesse ich immer die Angel auszuwerfen. Heute nicht und so fangen wir einen ca. 50cm großen und 5kg schweren Gelbflossen-Thunfisch. Da wir gerade gegessen haben, wird er geschlachtet und in den Kühlschrank verlegt. JJJ

In der Nacht gibt es dann noch mehr Wind, der auch den nächsten Tag über anhält. Wir machen sehr gute Fahrt (Etmal 136sm) und die Sonne scheint. Die Batterien sind bis oben hin voll.

30.06. - 01.07.

Heute gibt es zweimal Fisch zu Mittag (Sashimi und Thun an Spaghetti mit Knobi, Ingwer und Sojasauce) und zweimal am Abend (Sashimi und Thun Steaks mit Salat). Alles sehr, sehr lecker, aber morgen bitte ich keinen Fisch! (Gruß an die Küche)

In der Nacht verlässt uns der Wind und kommt auch tagsüber nicht zurück. Es ist voll bedeckt und wir treiben dahin. Die Batterien entladen sich zusehends. Am Nachmittag schmeißen wir den Jockel an, damit uns beim Essen nicht die Teller vom Tisch gefegt werden. Wir „segeln“ nach SW und der 2m Schwell kommt aus S, dass bedeutet „Rock and Roll“! Vor allem Roll! Nichts hilft Infinity‘s Rollen zu bremsen, nur mit Hilfe des Jockels bleiben die Teller auf dem Tisch. Auch am Abend und nachts müssen wir motoren und auf Wind hoffen.

02.07. - 05.07.

Um 02.00 ist Wachwechsel und wir bekommen wieder Wind. Sofort den Jockel aus und Segel setzen. Es geht gut voran bei Wind bis 15kn, der später noch bis auf 20kn zulegt. Am 03.07. erreichen wir einen neuen Rekord mit 176,0sm, den wir am nächsten Tag noch um eine Seemeile übertreffen. Damit nicht genug. Am 05.07. erreichen wir ein Etmal von 181,8sm. Ein absoluter Spitzenwert, den wir erreichen, obwohl die Genua im 3. Reff ist. Die guten Tagesleistungen sind natürlich auch dem Strom, der mit bis zu 2kn mit uns ist, geschuldet. Dieses Etmal werden wir wohl so schnell nicht wieder einstellen! Einziger Wermutstropfen ist die Windrichtung, die immer mehr auf E-NE rückdreht. Deshalb müssen wir Höhe kneifen, um nicht zu weit nach Süden abgedrängt zu werden. Hoffen wir, dass der Wind die Wettervorhersage kennt und auf SE rechtdreht.

05.07. - 06.07.

Heute Nacht ca. 0030, ich bin aufgewacht, warum weiß ich nicht. Hille hatte ihre Mails fertig geschrieben und war dabei sie mit Sailmail in die weite Welt zu schicken, plötzlich standen Groß und Genua back und das bei Wind von >25kn. Sofort beide raus, den Jockel an und Infinity wieder auf die richtige Bahn gebracht. Unser Bullenstander und die Spibaumstander haben alles in Position gehalten, so dass nichts passiert ist. Ohne Stander hätte es mit Sicherheit Bruch gegeben, entweder der Spibaum, ein Want oder beides. Wahrscheinlich hat die SSB-Funke den Autopiloten auf Standby umgestellt (hatten wir in der längeren Vergangenheit schon einmal). Ab sofort wird nur noch SSB gefunkt, wenn einer von uns den Autopiloten im Auge hat!

Der Wind hat die Wettervorhersage gelesen, etwas nachgelassen und auf SE gedreht. Jetzt können wir den Windpilot auf 115°Bb einstellen und haben genügend Reserve, wenn uns der Schwell dreht, dass die Segel nicht gleich back stehen. Es geht immer noch gut voran und wir überlegen den Parasailor zu setzen, wenn der Wind so bleibt.

… und es nicht zu glauben aber wahr, wir machen heute wieder einen neuen Rekord mit 182,2sm! Das hatten wir nun wirklich nicht vor (genau wie anderen auch). Es zeigt sich, dass in der Ruhe und Gelassenheit die Kraft liegt!

07.07.

Heute hat unsere liebe Tochter Geburtstag – wie schnell die Zeit vergeht. Zum Glück haben wir die Geburtstagsgrüße schon vorgestern zu Jan geschickt, denn die Verbindung per SSB zu den Servern an Land ist sehr schlecht. Ein echtes Geduldsspiel eine Station und die richtige Frequenz zu finden, ohne dass der Wetterdownload länger als eine halber Stunde dauert. Hinzu kommen noch die Positionsberichte der Fajo, Lulungomeena und Phylis (Engländer, die mit uns zusammen von Galapagos gestartet sind) und die erhofften Fußballergebnisse.

08.07.-17.07.

In diesen Tagen ist eigentlich nichts Besonderes passiert. Am 14. haben wir wieder einmal geangelt und einen kleinen Gelbflossen Thun gefangen. Hille hat sich dann an einem Messer den linken Daumen geschnitten und eine Stunde später mit Hilfe des Steuerrades den linken Zeigefinger ordentlich geklemmt.- Dummes Fleisch muss weg!!! Einziges Problem, wir können jetzt nicht mehr unsere Besegelung ändern, weil Hille keine Leine, Kurbel oder sonstiges anfassen kann. Aber das macht nichts! Dann brauchen wir halt einen Tag länger!

Heute mein Schwesterherz Geburtstag. Wir hoffen, dass unsere Glückwünsche rechtzeitig angekommen sind. Den Geburtstags Trunk gibt es wenn der Anker gefallen ist.

18.07.-20.07.

Die Tage vergehen wie im Flug. Wir lesen viel, genießen den Törn, der obwohl wir immer am Rollen sind, sehr angenehm ist. Die Wettervorhersage ist mehr als ungenau – was soll’s wir müssen es nehmen wie es kommt. Am 19.07. passiert dann doch noch ein Malheur. Das Bb Oberwant dröselt sich 105sm vor dem Ziel auf. Es ist das Want, dass die letzten 20 Tage die Hauptlast getragen hat. Ich kann es zum Glück entlasten bevor es ganz bricht. So können wir auch die letzten Meilen weitersegeln.

Am 20.07. kommen wir um 0830 lokaler Zeit in Hiva Oa an. Die Fajo und Phylis sind schon da. Wir legen den Anker und gehen später mit Mathias und Silke in den Ort Atuona zur Ortsbesichtigung und Einklarierung. Beides ist eigentlich schnell erledigt, nur der viele Regen zwingt uns häufig zu Unterbrechungen. Der ungewohnte Spaziergang belastet uns doch ganz schön, so dass wir, nachdem wir ein schönes Baguette mit herrlichen Käsesorten, feiner Wurst, frischen Obst und ein paar Bieren genossen haben, stehend eingeschlafen sind.

Wir sind froh und dankbar, dass uns unsere Schutzengel wieder unbeschadet und sicher an unser Ziel, mitten auf dem Pazifik, gebracht haben.

 

 

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman