Marquesas 2016

Hiva Oa
Hiva Oa

Marquesas Archipel  - wir kommen!!! Geboren aus dem Innern der Erde, 4000 m in die Tiefe und über 1000 m in den Himmel ragend.

 

3000sm auf See – wir freuen uns. Los geht´s am 29. Juni 2016 bei nur 5 -6 Knoten Wind aus Süd. Gerade haben wir Isla Isabela hinter uns gelassen, schweben zum Abschied zwei riesige Mantas mit je circa 2m Durchmesser, direkt unter der Wasseroberfläche, an Infinity vorbei – ein gigantischer Anblick.

Kurz vor Sonnenuntergang fangen wir unseren ersten Fisch, einen Gelbflossen Thunfisch, 50 cm lang. Mein Skipper, ganz Profi, gibt dem Fisch mit der Holzkeule drei kräftige Schläge auf den Kopf und schnell einen fachkundigen Stich zwischen die Kiemen. Die nächsten Tage gibt es Sashimi und Thunfischsteak satt.

Wir schwelgen 14 Tage lang in frischen, leckeren Früchten, die wir massenhaft auf Isla Isabela gekauft haben. Das frische Gemüse reicht bis zur Ankunft auf Hiva Oa. Insgesamt bin ich sehr gut mit der Kombination der Frischwaren und meinem eingekochten Rinderhack, Huhn und Fisch zurechtgekommen. Auch die vorgekochten und heiß vakuumierten Gerichte haben 14 Tage unten im Kühlschrank gelagert gehalten. Es gibt gerade Mal 3 Dosensuppen, ansonsten nur frisch zubereitete Mahlzeiten, was natürlich auch durch den angenehmen achterlichen Wind bedingt ist.

Überhaupt kann ich die 22 Tage von Galapagos zu den Marquesas als sehr angenehm bezeichnen. Kurz vor dem Marquesas Archipel grinsen mein Skipper und ich uns an und sind beide der Meinung, dass wir locker weiter segeln könnten. Wenn wir lange Zeit auf See sind, fällt es uns schwer vor Anker zu gehen - liegen wir lange vor Anker, fällt uns der Abschied vom Land schwer.

Smiling Tiki
Smiling Tiki

Hiva Oa, die erste Insel im Marquesas Archipel, überwältigt mich mit den hohen, zerklüfteten Bergketten und tiefen Tälern. Alles ist mit einem undurchdringbaren Grün in verschiedenen Schattierungen überzogen. SY Fajo, mit der wir etwa zeitgleich von Galapagos gestartet sind, liegt schon 2 Tage in der Bucht vor der Ortschaft Atuona vor Anker. Die 30 Minuten Fußmarsch in den Ort genießen wir gemeinsam nach der langen Zeit auf See. Einfache Häuser, umgeben von blühenden Sträuchern und Bäumen, eine Kirche, mehrere kleine Supermärkte, einige Restaurants, ein Café, eine Bank, eine Grundschule, eine Apotheke und eine Krankenstation - Atuona macht einen netten, überaus gepflegten Eindruck.  Nachdem wir uns in der Gendarmerie angemeldet haben, Geld gezogen, erste Eindrücke und Einkäufe gemacht haben, bleibt uns nichts anderes übrig, als den sintflutartigen Regen zu akzeptieren. Wir bleiben den nächsten Tag an Bord – es schüttet wie aus Kübeln.

Auch die Tage darauf sind durchwachsen. Abwechselnd scheint einen Tag die Sonne, am nächsten regnen sich die schweren Wolken, die an den Bergen hängen, ab. Dies hat natürlich den Vorteil, dass Infinity von der Salzkruste befreit wird.

Wir schauen uns in Atuona den Zeremonienplatz an, welcher mit vielen Tikis, den steinernen Ahnen- und Götternachbildungen, geschmückt ist. Der Maler Paul Gauguin hat auf der Insel bis zu seinem Tod einige Zeit verbracht. Er hat auf Tahiti und Hiva Oa das ursprüngliche paradiesische Leben der Ureinwohner gesucht. Die freie und offene Liebe, sowie das gute Leben ohne Geld, suchte er vergeblich. Dies alles war schon durch die Missionsarbeit und westlichen Einfluss verloren gegangen. Wir besuchen sein Grab und das Paul Gauguin Museum, in welchem eine Menge Replikate seiner Bilder und die Nachbildung seines Hauses zu  besichtigen ist. Aufgrund des recht freien Lebenswandels des Malers, wurde sein Originalhaus nach seinem Tod auf Anordnung der Kirche nieder gebrannt.

Mit einem kleinen Allradwagen erkunden Silke, Mathias, Torsten und ich die Insel. Von Atuona geht’s Richtung Norden. Wir finden den Smiling Tiki versteckt im Wald (Hinweisschild an der Straße). Irgendwie sehen diese göttlichen Ahnenabbildungen aus wie Gestalten von anderen Planeten. Auf dem Rückweg fällen Torsten und Mathias einen 3m hohen Bananenbaum und schleppen die Staude ins Auto. Nebenbei sammeln und ernten wir an den Straßenrändern jede Menge Papayas, Mangos, Pomelos und Sternfrüchte. Alles ganz legal, solange wir keine Gärten plündern - ein Früchte Paradies. Weiter geht es über Hanaiapa, wo wir ein Picknick mit Blick auf die Hanaiapa Bucht machen, über teilweise schmale, unbefestigte Straßen bis nach Hahahaue, wo wir die Tikis und einen Zeremonienplatz besichtigen. Alles könnte etwas besser ausgeschildert sein.

Fatu Hiva
Fatu Hiva

 Zurück in Atuona suchen wir uns ein nettes Plätzchen an der Promenade, verdrücken die Reste unseres Picknicks und schauen uns einen weiteren Zeremonienplatz an, was wir allerdings kaum noch genießen können, da bei untergehender Sonne die Nonos über uns herfallen. Nonos kennen wir von den San Blas Inseln und aus Panama unter dem Namen No-See-Ums. Die Minimücken oder Sandfliegen beißen in jedes Stückchen Fleisch, das nicht eingesprüht wird. Die Wunden jucken entsetzlich und entzünden sich nach ein paar Tagen.

Wir sind begeistert, als wir auf unserem Rückweg von Atuona zur Ankerbucht Barb und Rob von der SY Zoonie treffen. Beide sind am Vormittag angekommen und nun auf dem Weg Atuona zu erkunden. Beide kommen abends noch auf ein Welcome Drink auf die Infinity. Es ist sehr schön mit ihnen über die Zeit der ARC Portsmouth/ Lagos Rallye, bei der wir uns kennengelernt haben und weitere Segelabenteuer zu sprechen. Silke, Mathias, Barb, Rob, Torsten und ich gehen am nächsten Abend gemeinsam in das Restaurant essen, welches direkt am Eingang Atuonas auf der rechten Seite liegt. Die einheimische Vorspeise, Poisson cru a´la´Tajitienna, rohe Fischstreifen in Zitrone mariniert und mit Gemüse und Kokosmilch serviert, ist wirklich zu empfehlen. Wir Sechs verbringen noch die nächsten 2 Abende mit gegenseitigen Essenseinladungen miteinander und genießen die Zeit.

Den nächsten Tag erkunden Barb und Rob Hiva Oa, während wir und die Fajo sich in die Hanamoenoa Bay vor der Insel Tahuata, nur einen Tagestörn von Hiva Oa entfernt, verlegen. Wir liegen paradiesisch ruhig auf 10m Tiefe. Das Wasser ist kristallklar, wie in einem riesigen Aquarium. Zwischen Hügeln aus Hartkorallen und dem mehr oder weniger steil abfallenden Vulkangestein tummeln sich winzige, kleine und größere Fische in leuchtendem Blau, Zitronengelb oder Schwarzgrau mit bunten Zeichnungen und Formen in unendlicher Vielfalt. Silke und Mathias berichten uns von Mantas, die sie in der Nähe ihrer Yacht beobachtet haben. Also unterbreche ich das Reinigen des Wasserpasses und mache mich mit Mathias auf Erkundungsschnorchen. Tatsächlich kommt ein großer Mata neugierig bis auf einen Meter an mich heran und entschwindet mit einem Salto ganz elegant. Den nächsten Tag sehe ich neben der bunten Fischvielfalt kleinere graue Rochen, die mit hellblauen Punkten gesprenkelt sind.  Da ich immer noch geschädigt von den Bissen der winzigen Mücken, der Nonos bin, freue ich mich, dass keiner von uns das Bedürfnis hat die Insel zu erwandern.

Nach vier schönen Tagen in der Hanamoenoa Bucht geht es am 01. August zurück nach Hiva Oa, um unsere Wäsche in Empfang zu nehmen, die von Sandra (Bootsservice unter Channel 9 oder 11 zu erreichen) gewaschen wurde und uns im Supermarkt mit frischem Gemüse, Wurst und Käse zu versorgen. So segeln wir am nächsten morgen früh, hart am Wind bei 5-6 Bft, mit teilweise heftiger Welle, nach Fatu Hiva. Ein ungemütlicher, aber doch schöner Segeltag mit zwei Dephinschulen, die uns immer wieder mit ihren Sprungeinlagen begeistern.

Nuku Hiva -
Nuku Hiva -

Die Natur auf der kleinen Insel Fatu Hiva lässt der Fantasie freien Lauf. In der Jungfrauenbucht, in der wir den Anker vor dem Ort Hanavava fallen lassen, fühlen wir uns wie Winzlinge neben den steil aufragenden Pinolen, den Überbleibseln der Vulkanschlote. Die Bucht wurde früher auf Grund der Säulen fantasievoll Penisbucht genannt, jedoch von den Missionaren, durch Änderung nur eines Buchstabens, in Baie des Vierges (Jungfrauenbucht) umbenannt. Mit viel Fantasie ist in einer Säule auch eine Jungfrauengestalt zu erkennen.

Umgeben von der beindruckenden Natur wandern wir zum Wasserfall und quer über die Insel, kaufen einen kleinen Tiki, aus wunderschönem Holz geschnitzt und eine Menge Früchte. Beides bezahlen bzw. tauschen wir mit Rum. Diese Tauschgeschäfte sind hier möglich, da Fatu Hiva die erste Insel für die Segler ist, die aus Richtung Panama kommen, und es hier keine Möglichkeit gibt, an die Polynesischen Franc zu kommen. Wir wären zu gerne am nächsten Tag zum Sonntagsgottesdienst in die kleine weiß gestrichene Kirche gegangen, aber bei dem Regen - keine Chance.

Dieser Dauerregen und die fürchterlichen Böen, die über die Berge durch den Taleinschnitt düsen, sorgen dafür, dass Silke, Mathias und uns der Abschied nach 6 Tagen leicht fällt. Frühmorgens beim Ablegen gibt es mittelschweren Ankersalat, da die Ankerketten der Fajo und SY Exit Strategy übereinanderliegen und wir beim Ankeraufholen der Fajo so nahe kommen, dass Mathias beim Abfendern auf Infinity übersteigt. Ich, am Ruder, hab die Luft angehalten und eine leichte Gänsehaut bekommen – letztendlich hat aber alles gut funktioniert. Es liegt ein super schöner Segeltag mit achterlichem Wind bei 5-6Bft vor uns. Unter gereffter Fog läuft Infinity gut und für unser aufgedröseltes Want auch kein Problem.

Als wir die Südspitze Tahuatas umsegeln, sehen wir schon die starken Böen, die das Wasser nahe der Felsen so aufwirbeln, dass es aussieht, als würde es kochen. Wir reffen die Fog bis auf ein Badehandtuch großes Stück und bekommen Böen bis 54kn zu spüren. Die Macht der Natur so nah zu spüren - mein Herz klopft schon etwas. Skipper und ich sehen uns an – puh, alles richtig gemacht!!!

Tahuata
Tahuata

 Wir erreichen die Bucht Hanatefau vor der Insel Tahuata am 08.August nachmittags bei Sonnenschein, dann aber Regen, Regen, Regen….

 

Zwei Tage später machen Fajos und wir eine Wanderung in den Ort Vaitahu. Es sind insgesamt über 20 km bergauf und bergab über unbefestigte, vom Regen ausgewaschene Wege. Der kleine Ort Hapatoni, in dem wir starten, hat eine Schule, eine Kirche und ein paar Häuser. Schweine und Pferde sind an den Wegrändern angepflockt, Hühner laufen gackernd herum.

 

Einer Gruppe französischer Tagesbesuchern verdanken wir das Angebot von Kunsthandwerk, wie Armbänder, Ketten, Amulette und Ohrringe, geschnitzt aus Fischknochen und Wildschweinhauern, das auf einem überdachten offenen Gebäude angeboten wird. Dazu trommelt eine einheimische Lady und zwei kleine Mädchen tanzen dazu.

 

Auf dem Weg nach Vaitahu kommen wir bei dem Einheimischen vorbei, welchem das ganze Gebiet bis hoch in der Berge gehören soll und dessen Häuschen am Ufer gegenüber unseres Liegeplatzes liegt. Richard, sein Onkel, ist für einige Monate aus Tahiti zu Besuch und erklärt uns einiges auf Englisch. Wir erfahren, dass die Kokospalme vollständig verwertet wird. Stämme und Blätter zum Hausbau, für Schnitz- und Flechtarbeiten, die Nuss und Palmherzen als Nahrung und sogar 10% Kokosöl kann dem Benzin hinzugefügt werden. Nur aus dem unteren Teil der ganz jungen Kokospalmen werden die Palmherzen herausgeschnitten. Es ist ein weißes Fruchtfleisch, das die Konsistenz von festen Rüben hat und nur wenig nach Kokos schmeckt. Es soll als Salat geraspelt mit Vinaigrette hervorragend schmecken. Auch das Kokoswasser schmeckt ebenso gut wie das schwammartige weiße Innenleben, welches den hervorsprießenden Palmsprössling ernährt.

Nuku Hiva - Wasserfall
Nuku Hiva - Wasserfall

 Mathias und Torsten verabreden sich für heute Abend mit Richard um 20.00 zum Langusten Tauchen. Ich bitte Torsten scherzhaft zum Abschied sich nicht aufessen zu lassen. Es ist schwer zu glauben, dass auf den Marquesas vor noch nicht allzu langer Zeit Menschenfleisch verspeist wurde, was allerdings nur ein Privileg der Oberschicht war. Diese Tradition ist Vergangenheit, belastet aber irgendwie immer noch das Image der Bewohner dieser Inselgruppe. Diese Periode endete, als die Europäer, insbesondere die Missionare, ab der Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmend Einfluss ausübten. Richard, mit Metallhandschuh von Mathias und Taschenlampe von Torsten bewaffnet, hat tatsächlich eine großen Languste gefangen, während unsere Männer im Dinghi warten. Allerdings hat das Ganze einen bitteren Nachgeschmack, da die schöne wasserfeste Taschenlampe, mit der Richard in der Dunkelheit den Weg zurück an Land finden konnte, den nächsten Tag samt Richard verschwunden war. So ist das Leben….

 

Der Ort Vaitahu ist schon größer, hat eine beeindruckende Kirche, einen kleinen Supermarkt, Schule, Museum und Krankenstation. Das Museum zeigt, dass das Marquesas Archipel die Gipfel einer aus der Tiefsee aufragenden Gebirgskette vulkanischen Ursprungs sind. Die Besiedlung erfolgte um die 100 v. Chr. – 300 n. Chr. von Taiwan, sowie den Philippinen aus und dann weiter westlich über Samoa und Tonga. Interessant finde ich, dass die ersten Bewohner keine Schrift hatten, sondern sich die wichtigen historischen und persönlichen Ereignisse in Form von Tataus (Tatoos) auf ihren Körper stechen ließen. Manche Einwohner sind von Kopf bis Fuß tatauriert. Sie bekamen früher die ersten Tataus während des Initiationsritus, dann nach und nach weitere.

 

Den nächsten Tag, 11. August, nehmen wir Anker auf zum Sonnenuntergang und segeln 70sm zur Insel Ua Pou. Am nächsten Morgen, nach einer grusligen Nacht mit wenig Wind und viel Schwell, lassen wir den Anker in der Bucht Hakahetau vor dem gleichnamigen Ort fallen. Die Bergkulisse ist wieder klasse. Inmitten der grünen Hügellandschaft erheben sich Pitons, steil aufragende Säulen, Reste von Vulkanen. Mit Fantasie lassen sich Nonnen in ihrer Kutte und sonstige Gestalten erkennen.

Lulungomeena
Lulungomeena

Der Ort Hakahetau ist, wie Orte auf den anderen Inseln, klein, parkähnlich angelegt und sehr sauber. Auch hier steht vor fast jedem Haus steht ein Geländewagen. Bei den kurzen Entfernungen auf den Inseln kann dies doch nur ein Statussymbol sein. Gelesen hab ich, dass die Bewohner von der Rinderzucht, Fischfang, Kopra Herstellung, Bootsbau, sowie Schnitzereien und Tapa Herstellung leben. Aber von Allem haben wir bisher nicht so viel gesehen, dass eine Familie davon leben könnte. Vielleicht wandern die Jungen ja aus und unterstützen die Daheimgebliebenen. Insgesamt erscheint mir der Eindruck, dass sich die Einwohner nicht gern bewegen und wenn, nur ganz langsam. Fast alle Bewohner sind stark übergewichtig. Dick ist schick. Dazu trägt wohl auch die stärkehaltige Kost, wie Yams, Maniok, Brotfrucht, Kochbananen und Kokosmilch, bei.

 

SY Lulungomeena stößt von Nuku Hiva für 2 Tage zu uns. Ernst und Angelika haben es etwas eilig, da sie Anfang September nach Deutschland fliegen. Beide haben einen 34 Tage langen abenteuerlichen Törn von der Galapagos Insel Isabela zu den Marquesas hinter sich. Es ist kaputt gegangen, was kaputtgehen kann. Wir bewundern Angelika und Ernst mit welcher Geduld und welchem Humor sie die gefährlichen Defekte genommen haben. Ernst, der Bastler schlechthin, hat alle Probleme in den Griff bekommen. Auf Tahiti werden sie Lulungomeena grundüberholen.

 

Wasserfälle haben immer eine Anziehungskraft. So wandern wir zu fünft zum Wasserfall und genießen die Erfrischung im Becken davor. Weiter führt der Weg zum Schokoladenmann Manfred Drechsler, der seit 20 Jahren auf Ua Pou lebt. Er ist ein Selfmademan, der seit über dreißig Jahren in der Südsee lebt. Von Tahiti ist er mit seiner einheimischen Frau Therese, die einer einheimischen Adelsfamilie entstammt, nach Ua Pou gekommen. Beide leben vollkommen autark in den Bergen. Ein Wasserrad, verbunden mit einer Lichtmaschine, und Solarzellen erzeugen Strom.

Oa Pou
Oa Pou

 Die offene Küche, der Wohnschlafraum, der kleine Pool und die offene Werkstatt sind umgeben von einheimischen Obstbäumen aller Art. Alles steht mitten im Urwald. Die wilden Hühner und Hähne streunen und hocken überall herum. Sie werden gefüttert und legen hier und dort ihre Eier als Dankeschön. Zwei Hunde und mehrere Katzen gehören zur Familie. Alles ist einfach, aber sehr gepflegt. Manfred freut sich über unseren Besuch und erzählt uns sein Leben. Sein selbst gebackener Kuchen, sein selbsthergestelltes Bananen Chutney, sein Likör, seine gerösteten Nüsse und vieles mehr lässt er uns kosten. Er hat einen Weg gefunden eine feine Zartbitter Schokolade herzustellen, für die er reißend in Tahiti und anderen Orten Absatz findet. Das erste Mal, dass ich Zartbitterschokolade so sanft auf der Zunge schmelzen fühle, dazu ein toller Geschmack. Mit 10,- USD ist eine Tafel und ein paar Pralinen zwar recht teuer, aber wir können nicht wiederstehen. Außerdem werden wir wieder mit Früchten beschenkt.

 

Den nächsten Tag besuchen wir Therese in Hakahetau im Haus ihrer Tante, die mit der weiteren Verwandtschaft auf Tahiti lebt. Ein schönes Chalet mit vielen Antiquitäten und tollem Ausblick auf die Bucht. Wir bekommen eine Menge Pomelos geschenkt. Als Dankeschön erhält sie Parfüm und Rum. Bevor es zurück auf die Boote geht, kaufen wir bei einer einheimischen Familie noch Selbstangebautes, wie Salat, Gurken, Pomelos und einige Bananen.

 

Auf der Lunlungomeena nehmen wir gegen Nachmittag bei Sekt und Bier Abschied von Angelika und Ernie. Hoffentlich können sie sich noch etwas auf den Tuamotus erholen, bevor sie von Tahiti nach Deutschland fliegen.

 

Nuku Hiva ist die größte der Marquesas Inseln mit 3000 Einwohnern. Der Ort Taiohae, vor dem wir vor Anker liegen, fungiert als Verwaltungsstützpunkt für alle Inseln. Er erstreckt sich rund um die große Bucht und hat, neben den üblichen Gebäuden, ein Krankenhaus. Mit drei Supermärkten und Ständen, an denen wir Gemüse kaufen können, sind die Versorgungsmöglichkeiten sehr gut.

 

Obwohl wir uns, auf Grund der paradiesischen Zustände auf den Inseln, was frische Früchte, frisches Gemüse und Fisch angeht, gesünder ernähren als Daheim, freuen wir uns mal wieder Essen zu gehen!!! Mathias und Torsten genießen ihre T-Bonesteaks und Silke und ich teilen uns eine Riesenpizza, meine erste seit über einem Jahr – lecker. Unsere Inseltour mit dem Allrad, gebucht bei Kevin´s Boats Service an der Marina, ist gespickt mit ordentlichen Regenschauern. Bei den Regenmassen ist es kein Wunder, dass die Inseln so flächendeckend mit undurchdringbarem Urwald überzogen sind. Die Straßenarbeiter haben weniger mit Straßenbelag Reparaturen zu tun, sondern eher mit dem Zurückschneiden des Urwaldes, der nach kurzer Zeit alles überwuchern würde. Hohe Wasserfälle stürzen die Berge hinab und verschwinden zwischen den Riesenakazien. Auf Nuku Hiva sehen wir endlich kleine Rinderherden, teilweise auf eingezäunten Weiden, manchmal an den Straßenrändern, abwechselnd mit Pferden, die angepflockt grasen oder sich auf der Straße tummeln. Die vielen freilebenden, wunderschönen bunten Hähne inmitten ihres Harems fallen uns wieder auf. Sie sind tatsächlich in der Lage auf Bäume zu fliegen – erstaunlich. Wir kommen an verstreut liegende uralte Versammlungsplätze mit wenigen Tikis vorbei, bevor wir im Chez Yvonne Restaurant im Ort Hatiheu mittags vorzüglich essen. An einem Tag haben wir bequem die Insel, mit diversen Stopps, abfahren können und noch in den Supermärkten, für die Wochen auf den Tuamotus Inseln, einkaufen können.

 

Heute, am Sonntag, haben Silke, Mathias und ich die Kirche im Ort besucht. Die Kirchenbesucher haben sich sehr feierlich herausgeputzt. Manche Frauen tragen Blütenkränze, mit Blüten geschmückte Hüte oder einfach nur eine Blüte im Haar. Es ist sehr schön, fast schon ergreifend, diese Gesänge, mit Ukulele, Gitarre und Trommeln unterstützt, zu hören.

Nuku Hiva - Kirchgänger
Nuku Hiva - Kirchgänger

 Überall blüht es. Die gelben, weißen und violetten Frangipani Blüten an den fast blattlosen, fleischigen Bäumen, verströmen einen sanften Duft. Am Hang, im Westen der Bucht, liegt die Nuku Hiva Pearl Lodge, von deren Terrasse wir eine schöne Sicht über die ganze Bucht haben. Nach unserer langen Komfort Abstinenz ist es ein Genuss dort zu sitzen, Cappuccino und Sundowner bei guten Service zu genießen. Zum Abschluss des Tages kehren wir in das kleine Restaurant an der Marina ein, welches eigentlich eher wie ein Kiosk wirkt. Viele Yachties nutzen hier den freien Internet Zugang, Hunde liegen unter den Tischen, in der Hoffnung einen Leckerbissen zu erhaschen. Das Essen ist hier verhältnismäßig preiswert aber auch nicht so gut.

 

Am nächsten Tag holen Silke und ich die gewaschene Wäsche aus Kevin´s Yachtservice ab, kaufen restliche Lebensmittel ein, kochen vor und vakuumieren Fisch und Fleisch schon für die Zeit in den Tuamotus. Mathias und Torsten bereiten unsere Schiffe für das Verlegen in die Daniels Bay (Anse Hakatea) am nächsten Tag vor.

 

In Daniels Bay liegen wir sehr geschützt, wenn wir mal von den teilweise heftigen Fall Böen absehen, die uns nachts ohne Vorwarnung durchrütteln. Jeden Morgen sehen wir die Mantas akkurat ihre Bahnen ziehen, um die Kleinstlebewesen unter der Wasseroberfläche abzuschöpfen. Ich würde zu gerne mit ihnen schwimmen, aber das Wasser ist recht trübe, so dass sie vom Schiff aus besser zu sehen sind.

 

Wir werden von Silke und Mathias abgeholt und landen am Strand der Daniels Bay an. Ein schmaler Weg führt am Ufer und durch den Laubwald zum kleinen Ort Hakaui. Nach 15 Minuten Fußweg durchqueren wir einen knietiefen Fluß und treffen auf Kua und Teiki, welche dies Tal in ein kleines Früchte-Paradies verwandelt haben. Sie und die anderen Familien, alle miteinander verwandt, leben hier fast autark. Fisch fangen sie im Fluss und Meer, wilde Ziegen werden von den Männern gejagt und ein weiterer Verwandter, der Rinder auf dem Hochplateau züchtet, liefert Fleisch. Sie ernten Ananas, Pomelos, Maracuja, Limetten, Papaya, Bananen, Plantanas, Mangos, Sternfrüchte, Guaven, Avocados und Brotfrucht. Wie uns gesagt wird, kommt Kua aus der königlichen Familie. Sie spricht recht gut Englisch und erklärt uns, dass das ganze Tal ihrer Familie gehören würde. Sie, ihr Mann Teiki und die anderen Verwandten bewirtschaften es. Stolz zeigen uns beide ihren Garten, den wir eher als Park bezeichnen würden. Alles blüht und gedeiht so wunderbar. Die Erde muss sehr gut sein.

 

Wir Vier machen uns gegen 09.30 auf den Weg zum dritthöchsten Wasserfall der Welt. Das Angebot von Kua für uns mittags, nach unserer Wanderung, zu kochen, nehmen wir natürlich gerne an. Verlaufen können wir uns nicht, da nur ein Weg Richtung Dschungel und Wasserfall führt. Der Weg ist anstrengender als ich gedacht habe. In 2,5 Stunden durchwaten wir mehrere knietiefe Flüsse, gehen auf schmalen, oft ausgewaschenen, auf runden Steinen und schmalen Pfaden. Wenn wir nicht aufpassen, versinken wir teilweise bis zu den Knöcheln im Schlamm. Da es seit zwei Tagen nicht mehr geregnet hat, sind wir noch recht glücklich dran!!! Die letzte Fluss Durchquerung verweigern Silke und ich. Neben der recht starken Strömung scheint er auch hüfttief zu sein. Ein kräftiger Baum, der über den Fluss wächst, erscheint uns als bessere Möglichkeit. Wir klettern rauf und balancieren, uns an den Ästen festhaltend, rüber. Eine halbe Stunde später springen Torsten und ich in den natürlichen Pool vor dem Wasserfall, welcher von mächtigen Steinen blockiert wird. Wir zwängen uns durch einen Spalt zwischen den Steinen hindurch und kommen so den herabschießenden Wassermassen bis auf einigen Metern nahe. Es sieht aus, als wenn der Wasserfall in einen Vulkanschlund rauscht, oben schmal und unten rund geformt. Auf dem Rückweg, gerade bin ich durch das schmale Felsenloch geklettert und warte auf Torsten, zupft etwas beharrlich an meiner Bikinihose. Auf Grund der milchigen Wasserfarbe entdecke ich nichts. Erst als sich ein dickes glattes Tier durch meine Beine drängelt fange ich panisch an zu schreien und flüchte schwimmend so schnell ich kann ans Ufer. In dem Moment macht Torsten es mir nach. Irgendein Vieh hat ihn in den Finger gebissen. Später beim Essen sagt uns Teiki, dass bis zu ein Meter lange, kräftige und gut schmeckende Aale dort leben.

Kua & Teiki
Kua & Teiki

Nach insgesamt fünf Stunden wunderschöner Wanderung genießen wir Kua´s Lunch. Teiki war ganz früh morgens mit Taschenlampe und Fächerspeer im Fluss Schrimps fangen, die nun in Kokosnussmilch gekocht, mit Reis und gekochten Plantanas vor uns stehen. Als Getränk bekommen wir je eine Kokosnuss mit Trinkhalm serviert. Papaya Streifen mit Lemonsaft drüber wird als Nachtisch serviert. Ein sehr gelungener Tag. Kua und Teiki essen mit uns und wir haben eine angeregte Unterhaltung. Ich bewundere Teikis Tataurierungen. Tatoos bedecken die Hälfte seines Gesichtes und Teile seines Körpers. Wir sprechen leider kein Französisch, doch mit einigen Brocken Englisch und vielen Gesten berichtet er, dass jedes Ornament eine Bedeutung hat. Sein Onkel hat ihm die Symbole traditionell mit der Nadel in die Haut geklopft. Teiki hat echt Temperament. Wenn er erzählt, leuchten seine Augen. Gibt er Erlebnisse mit Franzosen und Amerikanern wieder, die Kua und er gar nicht mögen,  bekommt sein Gesicht einen wilden Ausdruck. Vor Jahren ist ein Deutscher, auch ein Langfahrtensegler, der mit Freundin auf seinem Katamaran in der Daniels Bay gelegen hat, umgebracht und verbrannt worden. Es soll Kua´s Cousin gewesen sein. Nähere Fragen an Kua zu stellen verbietet die Höflichkeit. Jedoch, wenn ich Teiki so in temperamentvoller Aktion sehe -  ich möchte ihn nicht wütend sehen. 

 

Wir ordern für den nächsten Tag eine Menge Früchte. Kaufen eine CD der marquesischen  Gruppe Takanini, bei der Kuas Bruder singt. Sie produzieren nette Südsee/Reggae Musik mit marquesischen Texten.

Nuku Hiva
Nuku Hiva

 Ein Wort zum Schluss

 

Die Südsee vom Marquesas Archipel bis Neuseeland, ist so unglaublich unterschiedlich und wir stehen mit den Marquesas am Anfang diese Vielfalt zu erleben.

 

Beeindruckt hat mich die Natur der Marquesas. Wir sind Mantas und Haien, sowie anderen tollen Fischen beim Schnorcheln ganz nah gekommen. Haben interessante Wanderungen unternommen und durch nette Einheimische ein wenig das Leben auf den Inseln kennengelernt. Kua und Teiki haben mich durch ihre Natürlichkeit und ihren Fleiß und Geschäftstüchtigkeit beeindruckt. Aber irgendwie hauen mich die Marquesas nicht vom Hocker. Vielleicht liegt es daran, dass ich nach der langen Segelzeit zu satt bin. Wir haben so viel beeindruckende, überwältigende Natur gesehen, dass die Marquesas für mich etwas hintenan stehen. Ich brauche eine deutsche Auszeit.

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Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman