Tuamotu Vol. 1 2016

 Tuamotus – Manihi – Toau - Fakarava

 

Die Tuamotu sind eine Kette von Atollen, welche zwischen dem Marquesas Archipel und den Gesellschaftsinseln in Französisch Polynesien liegen. Die Atolle bestehen aus länglichen bis runden Inseln und Riffen, die an und unter der Wasseroberfläche liegen, und die Lagune wie eine Perlenkette umschließen. Bei einigen Atollen ist dieser Korallenring unterbrochen und es haben sich unterschiedlich breite und tiefe Durchlässe gebildet. Manche Pässe sind nur bei Slack Wasser, dem strömungsärmsten Zeitpunkt der Tide, zu durchfahren.

Wir sind unseren ersten Pass, den Taiparapa Pass des Atolls Manihi, 10 Min. nach Niedrigwasser, mit immer noch 2,5kn Strom gegen an, durchfahren. Das Dorf Paeua liegt direkt am Pass. Die Einwohner haben uns winkend und mit Daumen nach oben begrüßt. Alles ist auch perfekt gelaufen. Die SY Fajo und unsere Infinity liegen nebeneinander zwischen Korallenköpfen vor Anker. Unglaublich, wie ruhig wir in der Lagune liegen, durch Riffe und kleine Inselchen, nur 200m vom brausenden Pazifik entfernt. Diese schönen Farben - wie eine Fototapete, kristallklares, türkisfarbenes Wasser.

 Zu viert besuchen wir das Dorf Paeua, das Leben läuft ruhig und einfach ab. Neben einer Bäckerei mit Imbiss gibt es zwei Kleine Supermärkte, ein Restaurant, Kirche, Dorfplatz, Sportplatz, sowie einige sehr kleine Bungalow Anlagen, die erst wieder ab Dezember zur Hochsaison geöffnet haben. Die Einwohner sind freundlich, haben immer ein Lächeln parat und sprechen wider Erwarten English.

Torsten organisiert bei Fernando, dem Bäcker und Organisator auf der Insel, eine Tour zu einer Perlenfarm und meine Geburtstagsüberraschung.

Am nächsten Tag um 09:00 kommt ein junger Mann an Bord, zeigt uns seine Perlen und erklärt einiges dazu. Nachdem wir Perlen gekauft, bzw. auf seinen Wunsch hin mit Rum getauscht haben, stellt sich heraus, dass er gar nicht von Fernando geschickt wurde, um uns zur Perlenfarm zu bringen. Mit Händen und Füßen machen wir ihm klar, dass er wir gern eine Perlenfarm besichtigen möchten. Alles klar, er telefoniert und es geht mit seinem Schnellboot los. Nur nicht zur Farm, sondern zu John, dem Besitzer einer Ferienanlage, der uns an einen netten, schattigen Platz setzt und ganz selbstverständlich seine Perlensammlung ausbreitet. Wir kaufen wieder Perlen und sind davon überzeugt, dass es nun zur Perlenfarm geht. Nix da, mittlerweile ist Mittagspause und wir werden zum Restaurant chauffiert, da es  Zeit für einen Imbiss ist. Also Lunch, alle sind sooo nett und liebenswürdig!!! Es ist offensichtlich, dass alle Geschäftsleute an uns verdienen möchten. Wir sind überhaupt nicht sauer darüber, denn alles geschieht mit so viel Charme, Freundlichkeit und Gelassenheit, dass wir uns wunderbar aufgehoben fühlen. Das Essen wird frisch zubereitet, während wir im Schatten sitzen und Bier trinken. Das Einzige was einigen von uns zu schaffen macht, sind die blutrünstigen Nonos.  Zwei Stunden später ist es endlich so weit, ein dritter netter junger Mann bringt uns im Schnellboot zur Perlenfarm. Oro, der Besitzer, zeigt uns seine Farm. Auf einer Korallenbank sind auf Stelzen eine Plattform gesetzt und Hütten darauf gebaut, alles aus Holz. Oro zeigt uns wie 3-4 jährige Austern, handtellergroß, mit Plastikperlen und einem Stück Fleisch von einer anderen Auster geimpft werden. 3mal kann eine Auster in ihrem Leben mit Implantaten aus Plastikperlen geimpft werden. Mit Glück ummantelt die Auster den Fremdkörper dann mit schwarzem Perlmutt. Gleichmäßig und schwarz bis anthrazit ist das Schönheitsideal.

Es ist ein langer Weg bis zur vollkommenen Perle. In die gekauften Miniaustern mit 2-3 cm Durchmesser werden Löcher in die Ränder gebohrt, aufgefädelt, um Seile gewickelt und 3- 4 Jahre zum Wachsen in Plastikköcher, damit sie nicht von Fischen geräubert werden, sich selbst überlassen. Wenn sie danach geimpft sind, dauert es noch mal 15 bis 18 Monate bis dann mit viel Glück die perfekte Perle herausoperiert wird. Nie hätte ich gedacht, dass so viel Arbeit in der Perlenzucht steckt. Oro beschäftigt zurzeit 5 Personen. Der Perlenmarkt liegt seit mehr als 10 Jahren danieder. Von 100 Farmen produzieren nur noch drei. Nach John´s Aussage findet ein „Mafiakrieg“ statt. Die Aufkäufer wollen Preise diktieren, die Züchter wehren sich, indem sie nicht verkaufen, kein Einkommen, Konkurs!! Oder ist dies nur einfach Angebot und Nachfrage?

 03. September 2016

60 Jahre bin ich heute geworden. Mir sind heute Nacht viele Geschehnisse meines bisherigen Lebens durch den Kopf gegangen.

 Es ist schon etwas Besonderes 60 zu werden. Meine Gefühle und Gedanken gehen oft nicht mit meinem Alter konform, fühlen sich jünger an, aber dann einen Blick in den Spiegel, besonders morgens oder sich auf Fotos gebannt zu sehen, ist schon gewöhnungsbedürftig, manchmal sogar erschreckend  - das bin ich???? Erschreckend wie die Zeit an Körper und Geist nagt. Aber das ist nur im ersten Moment so, denn dann setzt der Kopf ein und zurück kommt ein zufriedenes Lächeln, die Jahre so gemeistert zu haben.

 Die letzten fünf Jahre, mit zwei Beinbrüchen, verschiedenen hormonellen und körperlichen Beschwerden, sowie die Erkenntnis von Unverträglichkeiten und Histamin Intoleranz, haben mein Leben zeitweilig ziemlich durcheinander gebracht. Doch, nach meinem Leitspruch „Am Arsch sind die Gänse fett“, habe ich alles für mich ganz gut in den Griff bekommen.

 

Unsere Knausswasser-Weltumsegelung auf Infinity ist für  mich bisher eine Herausforderung gewesen und wird es weiterhin sein. Eigentlich war ich gemischt in meinen Gefühlen bezüglich dieser Herausforderung, die mich für Jahre auf einem Schiff halten würde. Torstens Leidenschaft ist und wird das Segeln immer bleiben, während ich zu den Seglerfrauen gehöre, die alles mitmachen, aber das Segeln und Leben auf einer 12m Yacht nicht als Traum und Leidenschaft bezeichnen.  Auch das Zusammenleben mit meinem Skipper hat sich mit der Zeit, in der wir Beide durch unsere impulsiven Temperamente Federn lassen mussten, sehr positiv entwickelt. Ich bin gern mit Torsten zusammen und liebe ihn – immerhin nach 35 Jahren Ehe eine tolle Sache. Wenn ich unser nicht unbedingt langweiliges Leben in der Rückschau betrachte, hätte ich mir im „Alter“ ein wenig mehr Ruhe gewünscht.

Stolz und sehr zufrieden bin ich mit unseren beiden Kids, Katrin und Jan. Wir haben uns nach zwischenzeitlichen Missverständnissen sooo gut zusammengefunden. Ich liebe Beide, möchte sie nie missen, bin einfach unendlich stolz auf sie. Würden Katrin und Janni nicht zu uns gehören, hätte ich vieles nicht erkannt und gelernt.

Meiner Mutter habe ich ebenso viel zu verdanken. Sie ist eine wirklich kluge Frau mit großem Herzen, dabei immer zurückhaltend. Sie war und ist immer für mich da, wenn ich sie brauche.

Sooo viele Freunde habe ich in unserer Familie und auf den verschiedenen Stationen unseres Lebens gefunden und viel von ihnen gelernt. Ja, ich bin schon ein Glückskind solche Gedanken in der Nacht zum 60. Geburtstag zu haben und sende meinen Dank an alle meine Lieben, die mich hier auf dem Tuamotu Atoll Manihi an diesem Tag nicht erreichen können. Hört sich mein Geschreibe an wie eine Grabrede????? …egal ich empfinde so.

Meine Geburtstagsüberraschung beginnt heute um 08:00 vormittags. Als Fernando mit uns zur SY Fajo fährt,  halten Silke und Mathias ein Riesenbanner auf dem mein Geburtstagsspruch steht:

Alles Liebe zum Geburtstag  ҉ Lieber  fetzig mit Sechzig, als ranzig mit Zwanzig ҉ Silke & Mathias

Wir werden von Fernando mit seinem Schnellboot in eine 25km entfernte Blaue Lagune gebracht. Auf dem Weg dorthin hat er ein paar Überraschungen bereit. Ein Foto von uns auf einem Korallenkopf,  Speerfischen, Besuch bei einigen Franzosen, die auf ihrer eigenen Insel leben. Eine kleine Insel kostet ungefähr 10.000 €, allerdings wie die Natur sie geschaffen hat. Xavier Michel, der die Sailmail Station betreibt, hat seine kleine Heimat innerhalb von 10 Jahren mit Holzhäusern auf hohen Stelzen, verbunden mit einer Terrasse. Im Urwald würde ich mich wie bei Tarzan und Jane fühlen. Der Untergrund besteht nur aus Korallen. Unglaublich, dass hier so viele Bäume und Sträucher wachsen.  Da es in der Südsee recht viel regnet, sind die riesigen Wassertanks gut gefüllt. Die Pflanzen holen sich die Feuchtigkeit aus der Korallensedimentschicht, die das Regenwasser einige Zeit speichert. Wir sind begeistert von seinem Paradies.

 Auf der Insel an der Blauen Lagune machen wir ein Barbecue mit gespeertem Fisch, Hähnchen, Steak, Salat, Palmherz und einer Geburtstagstorte mit Happy Birthday Hille drauf. Die Knochen- und Fischreste verfüttern wir an die bis zu 1m langen Schwarzspitzenhaie, die in der Lagune ihre Bahnen ziehen. Trotz der anfänglichen Regenschauer ist es ein schöner Geburtstag auf einer klitzekleinen Insel in der Südsee – wer kann damit schon mithalten????

Zwei Tage später, am 5. September, kommt Fernando um 12:00 Uhr auf dem Weg zum Speerfischen mit der ganzen Familie vorbei und hilft SY Fajo beim Anker aufholen. Die Kette hat sich hoffnungslos zwischen zwei Korallenköpfen vertüddert. Eine Stunde benötigen sie, um frei zu kommen. Gut dass es Fernando gibt!!!!

Als nächstes Atoll haben wir uns Toau ausgesucht, das 80sm südlich liegt. Wir segeln über Nacht und machen morgens in der Anse Amyot vor der kleinen Motu an einer Mooring fest – endlich keine Sorgen um eventuellen Ankerkettensalat!!!

Diese Motu gehört Valentine und Gaston. Sie nehmen pro Nacht 5,- USD für die Mooring. Außerdem unterhalten sie ein kleines Restaurant. Das Dinner, welches Valentine und Gaston auf Bestellung für uns zubereiten, besteht aus Poisson Cru, zwei Sorten gebratene Fischfilets, Tintenfischauflauf, Langusten, dazu Reis und Brot. Es schmeckt sehr gut, besonders der Tintenfischauflauf und Poisson Cru muss ich noch einmal hervorheben. Wir bezahlen 40 USD pro Person. Für die Mooring Gebühren für beide Yachten biete ich Valentine Kaffee, Corned Beef und Parfum. Ein akzeptabler Handel für beide Seiten.

Wir erkunden die Insel in Begleitung der Hunde. Es ist eine Rasselbande, die unaufhörlich tollen und springen. So übermütig, dass auch die Hühner gejagt werden und ein Huhn, welches sich nicht so schnell fliegend auf einen Baum retten kann, kurzerhand getötet wird. Ich bin schockiert – alles was nicht fliegen kann wird abgemurkst. Auch kleine Haie, die am Ufer schwimmen,  sollen schon Opfer geworden sein.

Das Wasser ist kristallklar, vor allem 1-2 Stunden nach Beginn der Flut. So eine Fischvielfalt – unglaublich. Da sie in der Anse Amyot nicht gespeert werden, sind sie kaum ängstlich. Papageienfische, Zebrafische, gelbe, rote, alle Farben und Größen sehe ich. Rochen, Muränen und Haie in verschiedenen Größen. Ein Vergnügen ist es bei Beginn der Flut zur Passeinfahrt zu schwimmen und sich dann zurück in die Bucht treiben zu lassen. Nach einer Woche Ruhe und Natur pur in der Anse Amyot motoren wir um das Atoll Toau herum und fahren nach sechs Stunden durch den südlichen Pass Otugi ins Atoll und bleiben dort zwei Tage, um am dritten morgens ins Fakarava Atoll zu fahren. Gegen den Wind zu motoren ist zwar nicht so schön wie segeln, aber günstig den Wassermacher anzuschmeißen.

 In dem Atoll Fakarava liegen wir vor dem Ort Rotoava vor Anker.  Beim Rundgang durch das Dorf entdecken wir mehrere Restaurants,  zwei Supermärkte, Früchte werden an einem Stand bei Sophie angeboten. Und wieder sooo freundliche Menschen. Da macht der Besuch gleich doppelt so viel Spaß. Stefanie und Aldric bieten neben Ihrem Yacht Service, der Laundry, auch einen Fahrrad Verleih an. Stephanie lädt uns auf ihre Terrasse ein, den Internet Zugang zu nutzen. Wer möchte bestellt  etwas zu trinken bei ihr. Auch bei sonstigen Fragen sind beide sehr hilfsbereit. Wir radeln an zwei Tagen fast die ganze Insel ab, insgesamt ungefähr 50 km. Um die Schmerzen in den Seglerbeinen und Popos vom Radfahren zu vergessen, verwöhnen wir uns in den verschiedenen Restaurants mit eiskaltem Bier und leckerem Essen. Toll, Rotoava gefällt uns. Es ist schön mal einige Wochen fern von jeglicher Zivilisation in der Natur zu leben, aber morgens mit dem Dinghi an Land zu fahren, auf festigten Wegen oder Straßen zu joggen, mal frische Baguettes zu kaufen, im Restaurant essen zu gehen und all die Normalitäten zur Wahl zu haben, ist einfach SCHÖN!!!!!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Bernd und Margitta (Sonntag, 02 Oktober 2016 11:43)

    Liebe Hille, Lieber Torsten
    (herzlichen Glückwunsch nachträglich liebe Hille zu Deinem Geburtstag)
    vielen lieben Dank für die interessante Reisebeschreibung und weiterhin alles Gute und vor allem viel Gesundheit.
    Liebe Grüße aus Rühen senden Euch
    Bernd und Margitta

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman