Raiatea und Tahaa 2017

Hille an der heiligen Marae Taputapuatea
Hille an der heiligen Marae Taputapuatea

Raiatea, die Wiege der Götter

 

Raiatea ist die zweitgrößte Insel nach Tahiti und Uturoa nach Papeete der zweitgrößte Ort in Französisch Polynesien. Wir liegen in Uturoa an der Kaje des Stadthafens, umgeben von Geschäften, Supermärkten, einer Markthalle, kleinen Restaurants und Roulotte´s. Es gibt so ziemlich alles was ein Seglerherz zur Proviantierung zufrieden stellt. Alles ist sehr nüchtern, kühl und hat in meinen Augen kein Flair, keine Seele. In Papeete dagegen ist Leben, Dreck, Armut, Reichtum – eben Gut und Böse. Raiatea war, nach der Besiedlung der ersten Polynesier, die Insel, auf der die Könige regierten und die religiöse Macht vertreten wurde. Von hier aus breiteten sich die Besiedlung Neuseelands, der Cookinseln und Hawaii aus. Tahiti wurde erst nach langen Kämpfen um 1842 von Frankreich übernommen und Papeete zur Hauptstadt Französisch Polynesiens bestimmt.

Raiatea, die Heilige, erscheint uns eher als Raiatea, die Insel der unzähligen Wasserfälle. Es erheben sich schroffe Gipfel, die gleichzeitig in allen Grüntönen leuchten. Die Küstenlinie hat tief eingeschnittene Buchten und zahlreiche, in der Lagune gelegene, kleine Motu mit Sandstränden, während die felsige Küste von Raiatea keinen Strand hat.

Raiatea: Tahaa im Hintergrund
Raiatea: Tahaa im Hintergrund

Seit unserer Ankunft vor 3 Tagen regnet und stürmt es. Unsere erste tropische Depression. Die Inselumrundung mit dem Mietwagen fällt voll in diese Depression. In der Ferne sehen wir zwischen den verschiedenen Grüntönen zahllose Wasserfälle die Berge herabstürzen. Massive Wolkenberge regnen sich an den Bergen der Westseite ab. Auf der zweiten Umrundung mit den Mietwagen nutzen wir die Regenpausen, um auf der Westseite Raiateas die Marae Taputapuatea, die wichtigsten religiösen Plätze aus dem 17. Jahrhundert, anzuschauen. Sie wurden richtig gut restauriert. Die großen, mit Korallenplatten gepflasterten Plätze und die riesigen Altäre, die auf den gewaltigen, aufrecht stehenden Kalksteinplatten errichtet wurden, wirken ehrfürchtig. Diese Tempelanlagen wurden dem Kriegsgott Oro geweiht und waren für die Ureinwohner so wichtig, dass beim Bau weiterer religiöser Stätten auf den umliegenden Inseln mindestens ein Stein der Anlage Marae Taputapuatea mit verbaut werden musste. Marae Taputapuatea war der Sitz der Mächtigen der polynesischen Gesellschaft, wo Einweihungszeremonien, politische Bündnisse und wichtigste Treffen stattgefunden haben sollen. Heute treffen sich die Gemeinden von Hawaii, Neuseeland und den Cook-Inseln noch immer in diesem Wallfahrtsort, die sie als die Heimat ihrer heiligen Kultur betrachten.

Silke und Matthias verlegen sich noch am dritten Tag der tropischen Depression an den Korallengarten vor die Insel Tahaa, während wir beschließen dieses ungastliche Wetter an der Kaje in Uturoa liegend abzuwettern. Am Abend machen wir einen Spaziergang durch den Ort um einen Sundowner in einer Kneipe zu trinken. Leider ist nichts los und die Gaststätte hat geschlossen. An Bord angekommen stelle ich fest, dass meine Laufschuhe nicht mehr an Bord stehen. Sie laufen nun alleine herum!

Tiare Apetahi
Tiare Apetahi

Am Tag darauf nimmt der Wind schon etwas ab. Ich kaufe früh frisches Ost und Gemüse in der Markhalle, Bier und einige Kleinigkeiten in den Supermärkten. Nach der Wanderung auf den Berg Tapioi, von dem wir einen schönen Ausblick auf die Lagune zwischen Raiatea und Tahaa haben, machen wir uns auf neben der SY FAJO zu ankern. 

Auf den Mt. Temehani werden wir bei unseren nächsten Besuch wandern. Der Aufstieg ist anspruchsvoller, beansprucht einen ganzen Tag und die Aussicht soll bombastisch sein. Eine nur auf Raiatea wachsende Pflanze ist die duftende Tiare Apetahi. Sie ist inzwischen stark bedroht und wächst nur auf diesem Berg. Mit der gelblichweißen, wohlriechenden Blüte ist folgende Legende verbunden: Eine Prinzessin, die in den Armen ihres Geliebten starb, versprach, ihm immer zärtlich die Hand zu reichen, wenn er auf den Mt. Tamehani steige. Als er am nächsten Morgen den Berg erklomm, sah er überall wunderbar duftende Blumen wachsen, mit fünf Blütenblättern, die sich ihm wie Hände entgegenstreckten. Er grub eine Pflanze aus, um sie in Erinnerung an seine Geliebte im Garten anzupflanzen, sie verdorrte jedoch nach wenigen Tagen.

Tahiti Vanille
Tahiti Vanille

Tahaa, die Vanille-Insel

Der Ankerplatz am Korallengarten, gegenüber der Bucht Tapuamu und vor der privaten Motu Tau Tau und Motu Maharare, schaut aus wie eine Südsee Fototapete. Nachdem wir den Anker fallen lassen haben besucht uns gleich ein Riesenmanta mit 2m Spannbreite und macht einen Purzelbaum nach dem anderen neben Infinity.

Das Resort Le Tahaa auf Tau Tau, mit Häusern auf Stelzen, soll eines der schönsten auf den Gesellschaftsinseln sein und ragt weit in die flache Lagune hinein. Zwischen Tau Tau und Maharare liegt der Korallengarten, in dem wir uns schnorchelnd von West nach Ost durchtreiben lassen. Das heißt, wir paddeln mit unserem Kajak zum Motu Maharare, ziehen es dort auf den Sandstrand und gehen mit der Schnorchel Ausrüstung zum Westende des Motu. Dort suchen wir in den Korallen einen Kanal, der tief genug zum Schnorcheln ist und lassen uns langsam hindurch treiben. Die Vielfalt der Korallen und Fische ist schon schön. Leider sehen wir keine Mantas. Dafür kommen mehrere Ausflugsboote mit Touristen, welche die Korallen niedertrampeln und die Fische mit Baguette füttern – schade.

Am nächsten Ankerplatz am Motu Mahaea, neben dem Pass Toahotu, auf der Ostseite der Insel schnorcheln wir in den Korallen, ungestört und fast ebenso schön wie im Korallengarten vor Motu Tau Tau.

Tahaa sieht aus der Vogelperspektive aus wie die Blüte einer Orchidee, rund und doch ziemlich ausgefranst durch die vielen Fjorde, die weit ins Inselinnere  gehen. So ein Fjord ist die Bucht Haamene auf der Ostseite, ein sehr ruhiges Plätzchen zum Ankern. Silke, Matthias von der SY FAJO und wir machen einen Spaziergang zum Maison de Vanille, einem kleinen Familienbetrieb, der Vanilleanbau auf ganz natürliche Weise betreibt. Die Vanillepflanzen ranken sich an schattenspendenden Bäumen, die am Abhang stehen, hoch.

Die Vanille gehört zu den Orchideengewächsen und stammt ursprünglich aus Mittelamerika. Auf Tahiti wurde sie zuerst nur als Gartenpflanze genutzt. Für die Bestäubung zuständig war die Meliponas-Biene, die nur in Mexiko heimisch war. Im Jahre 1841 entwickelte ein junger Sklave aus La Réunion eine Technik zur künstlichen Befruchtung, die ermöglichte, die Pflanze zu bestäuben und dadurch die wichtigen Schoten zu erhalten. Auf Tahaa werden inzwischen 80% der berühmten Tahiti Vanille hergestellt werden.

Tahaa: Coral Garden
Tahaa: Coral Garden

Sind die Vanilleschoten nach 9 Monaten reif und in aufwendiger Weise in der Sonne getrocknet, werden sie an deutsche, französische, italienische, schweizer und spanische Gourmet Köche verkauft. Natürlich kaufen wir auch einen Vorrat. Eine Schote ist übrigens fünfmal zu benutzen, dann nur noch in alkoholischen Getränken, wie Rum usw. Nach jedem Mitkochen in den Gerichten wird sie abgespült und getrocknet, um dann wieder verwendet zu werden. Muss ich unbedingt ausprobieren!!!!

 

Im Restaurant Mai Tai, in Haamene am Fähranleger, machen Silly und ich die erste Erfahrung mit Fisch in Vanille Sauce, während Mathias und Torsten eher auf Steak stehen.  Wir sind beide der Meinung, dass es delikat schmeckt, aber vielleicht etwas zu mild. Eine Mischung von Vanille mit Chili wäre der Hit.

Unsere Wanderung von Haamene über die Insel nach Patio ist Abenteuer pur. Mein GPS im Handy schickt uns auf einen schmalen Pfad, der später nur noch zu erahnen ist, durch den matschigen Urwald. Wir versinken bis zu den Knöcheln und vermissen eine Machete. Nach mehr als einer Stunde Kampf im Urwald stoßen wir doch noch auf den richtigen Weg und erholen uns am Aussichtspunkt mit einer Frühstückspause. Weiter nach Patio und zurück sind es 23km, die ich diesmal nur unter Schmerzen in meinem rechten Knöchel bewältige. Silly, Torsten und Mathias halten besser durch, meinen aber auch, dass 20 km die Grenze sind.

Tahaa: Roulotte
Tahaa: Roulotte

Mit den Roulottes, den fahrbaren Restaurants, haben wir immer gute Erfahrungen gemacht. In Tapuamu am Hafen finden wir so ein Roulotte, ein Transporter, umgebaut zu einer fahrbaren Küche, mit einer Klappe an der Seite und einem Tresen. So ähnlich wie die Lebensmittelwagen, Bäcker oder Eisverkäufer, die früher durch die Dörfer fuhren. In dieser Roulette werden asiatische Gerichte angeboten. Hinter dem Transporter wird auf mächtigen Gasbrennern gebrutzelt was das Zeug hält. Wieder schmecken die Gerichte hervorragend.

Um Fahrräder zu mieten, verlegen wir uns wieder auf die Westseite Tahaa´s in die Bucht Tapuamu, gegenüber unseres ersten Liegeplatzes. Mit 45 km umrunden wir Tahaa nicht ganz, denn den Süden lassen wir aus, weil er als recht hügelig beschrieben wird. Es ist neben Huahine Iti die schönste Radtour. Trotz blühender Sträucher überall, haben die Bewohner Tahaa´s viele Töpfe mit blühenden Pflanzen in den Gärten. Die Rasenflächen werden mit Rasentrimmern kurz gehalten, alles ist so sauber und schön, Früchte aller Art hängen an den Bäumen und die Menschen lächeln und grüßen ohne Ende – einfach schön.

 

Als wir von der Radtour an Bord zurückkommen und die Schuhe in die Bordtasche legen wollen, die immer an der Reling hängt, stellen wir fest, dass die Tasche mit drei Paar Schuhen verschwunden ist. Na, hoffentlich hat der Schurke die richtige Schuhgröße.

 

Fazit:

Auf Moorea sind wir schon entspannt – auf Huahine entspannter – auf Tahaa am entspanntesten – geht es noch entspannter? Ja, vielleicht noch eine Saison in Französisch Polynesien?????

Nur auf die Schuhe müssen wir besser aufpassen!

 

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Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman