Mastbruch 2018

Mastbruch inklusive….

 

23. Mai 2018

 

Torsten und ich sitzen ziemlich bedröppelt und sprachlos im Cockpit. Unseren Plan, am 27.Mai 2018 das Suwarrow Atoll zu erreichen, müssen wir begraben. Vor zwei Stunden, um ca. 08:30 hat Infinity auf Position 15°59`177S und 153°42`724W das gesamte Rigg verloren.

 

Ich hatte gerade meine Wache um 08:00 morgens übernommen. Wie gewohnt kontrollierte ich als erstes die Segelstellungen. Wir segelten vor dem Wind. Das Groß auf Steuerbord im 1. Reff, Genua ausgebaumt im 4. Reff auf backbord. Den Spibaum hatten wir durch zwei Niederholer gesichert. Das Groß auf steuerbord war mit einem Bullenstander und unserer Walder-Bremse gesichert. Ein sehr konservatives Segeln also. Mit einer Wellenhöhe von 2-3m und Wind mit 10-15kn hatten wir moderate Segelbedingungen.

Nach dem Checken der Segel saß ich im Cockpit, wollte gerade mein Frühstück beginnen, da hörte plötzlich ein lautes knarrendes Geräusch. Als ich Richtung Bug schaute, sah ich wie sich der Mast in sich verdrehte und auf der Backbordseite mit einem lauten Knall ins Wasser stürzte. Unglaublich, innerhalb einer Sekunde hing das gesamte Rigg über der Backboard Reling im Wasser. Der Mast war einfach abgeknickt, direkt im Bereich des Motors, der für das Rein- und Rausholen des Großsegels verantwortlich war. Ich schrie panisch: „…der Mast ist weg“. Torsten, gerade eingeschlafen, stürzte an Deck und begutachtete sich den Schaden. Er war echt voll cool und ruhig. Während ich gleich alle Wanten und alles was Infinity mit dem Rigg noch verband kappen wollte, suchte er noch nach Möglichkeiten ein Notsegel zu setzen. Als Torsten dann mit dem Schußgerät die Wanten durchschießen wollte und merkte ich, dass er bezüglich der Handhabung eigentlich gar keine richtige Ahnung hatte, da er das Gerät seit 2013 nicht mehr angesehen hatte. Die Aussage, er müsse erstmal im PC die Gebrauchsanweisung nachlesen, führte bei mir zur leichten Unruhe. Ich checkte erst mal die Bilge. Super trocken - kein Leck!! Trotzdem nutzte ich die Zeit, um unser Überlebenspacket für die Rettungsinsel aus dem Salon ins Cockpit zu schleppen. Aber nach Lesen der Gebrauchsanweisung ging alles vorzüglich. Mein Skipper mit dem „Schootit“ Wanten-Schußgerät und ich mit einem scharfen Messer bewaffnet, konnten alle Wanten, sowie Achterstag durchschießen und vom Vorstag den Bolzen ziehen. Die Schoten und Leinen haben wir mit dem Messer gekappt. Nach vierzig Minuten hatten wir das gesamte Rigg vom Rumpf getrennt. Ohne weitere große Schäden an Infinity zu hinterlassen versank das Rigg um ca. 09:23 und liegt nun wahrscheinlich auf 4.000m Tiefe. 

Unser wunderbarer Yanmar Motor hat uns dann sicher, ohne jede Beschwerde die 110sm in ca. 26 Stunden nach Bora Bora gebracht, wo wir am 24.05.2018, um 11:25 an die Mooring, direkt vor dem Bora Bora Yacht Club gingen. Dieser wunderbare, einmalige Motor wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und innig (von Torsten!!!!) gepflegt werden.

 

Übrigens waren wir zu keiner Zeit in Lebensgefahr!!! Wir hatten wieder einen Schutzengel mit besonders breiten Flügeln bei uns!!!!!! Der Mastbruch passierte zum Glück am Tag, bei ruhiger See und gerade mal 110sm von Bora Bora, unserem Ausgangspunkt entfernt. Unser Yanmar kommt mit vollem Tank ca. 600sm weit. Wäre der Bruch irgendwo in the middle of nowhere passiert, hätten wir wirklich ein Problem gehabt, weil natürlich die Kurzwellenfunke nicht mehr funktionierte, wir kein Satellitentelefon besitzen und die UKW Notantenne nur einen kleinen Aktionsradius hat. - Ok, die Epirb wäre noch die Notfall Variante gewesen, um Bremen Rescue zu informieren, dass wir ein großes Problem haben.

Ich bedanke mich bei unserem Schutzengel!!!!!

 

Nach dem ganzen Malheur hatte ich nun doch einen Schock. Die Bilder des brechenden Mastes gingen mir tagelang nicht aus dem Kopf. Nun geht´s mir wieder gut, ich muss nicht mehr ständig die Zähne zusammen beißen, um nicht loszuheulen. Aber die Wartezeit auf das neue Rigg werde ich nutzen, um endlich eine Notfalltasche zusammen zu stellen, die vor längeren Segeltouren griffbereit gehalten wird. Ich bin skeptischer geworden.

 

Der Grund des Bruches ist unserer Meinung nach eine falsche Konstruktion des Mastes. Der Motor, der das Segel in den Mast rein- und rausrollt, war, das sieht man auf dem Foto, voll in den Mast reingearbeitet, der Ausschnitt hat den Mast geschwächt. Er war in dem Bereich nicht verstärkt worden. Wenn unsere Erklärung für den Bruch richtig ist: …!!

 

Nun werden wir erstmal vor dem BBYC liegen bleiben, die Pantaenius Versicherung und weitere Firmen um Hilfe bitten und natürlich unsere Wunden lecken.

 

Trotz dieser unangenehmen Begebenheit freuen wir uns schon wieder darauf, dass Infinity (hoffentlich bald) mit neuem Segelkleid uns wieder zu den Zielen bringt die wir geplant haben.

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman