Abschied von Taravao 2019

Abschied von unseren Lieben und neuer Anfang

Die Wochen vor unserem Abschied am 09. März 2019 waren sehr ausgefüllt. Einige Verabredungen mit Freunden mussten wir, trotz vieler Treffen und Feten bei uns, ausfallen lassen.

Nachdem wir im Mai 2018 unser Rigg 110sm westlich von Bora Bora verloren hatten und daraufhin im Juli für 7 Monate nach Deutschland flogen, um von dort alles Erforderliche für die Bestellung des neuen Riggs zu regeln, war ich noch auf entspannte Monate eingestellt. Jedoch viele erforderliche Arbeiten im Garten und Haus, sowie Betreuung unserer Mütter, nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass die Entspannung zu kurz kam.

Das Zusammensein mit Freunden und unserer Schnuppermitgliedschaft beim Golf füllte unsere Zeit dann voll aus, ja ehrlich, bei mir machten sich ziemliche Stresssymptome bemerkbar. Ein wenig mehr Entspannung und ruhige Zeit mit Katrin und Jan Zeit zu verbringen hätte mir sicherlich gut getan.

Im Endeffekt haben wir in diesen Monaten alles Notwendige im Privaten und für Infinity geregelt. Der Container mit dem neuen Rigg ist unterwegs und soll Anfang April in Papeete eintreffen.

Unser Stopp Over vom 10. bis 17. März in San Franzisco war sehr schön. Ich hätte nie gedacht, dass SF eine so nostalgische und lockere Stadt sein würde. Näheres über San Francisco ist auf der Homepage unter Torstens Berichten zu lesen. 

Morgens am 18. März 2019 auf Tahiti in Taravao angekommen, haben wir Infinity in guter Kondition vorgefunden. Marc hatte in den Monaten unserer Abwesenheit einmal in der Woche Infinity gelüftet und regelmäßig das Granulat in den Entfeuchtern gewechselt. So war nur wenig Muff und Schimmel im Schiff vorhanden. Ein Hot Shot Stripp mit einem langsam, über Monate entweichendem Gift, dass wir im Solon aufgehängt hatten, hatte alles Getier, welches auf die Idee kam Infinity zu entern, war am Einstieg gehindert. An Deck hatten sich unter den Abdeckungen, die den Bereich des Mastfußes schützen sollten, große Armeisennester ausgebreitet und es war natürlich alles bemoost und recht an gegammelt. Größter Schaden ist die gerissene Seitenscheibe im Cockpit, was uns Marc im Vorfeld mitgeteilt hatte und wir so eine Ersatzscheibe in den Container gepackt haben. Alles in Allem wird es Arbeit für Wochen sein Infinity wieder segelfertig zu machen.

Mein Kater Einauge, den ich 2018 im März als Baby neben Infinity in erbärmlichem Zustand, sehr mager und ein Auge ausgekratzt, gefunden hatte, ist nicht mehr da. Ich hatte ihn aufgepäppelt; zuerst mit einer Mettwurst, die Torsten nicht mochte und dann mit bestem Katzenfutter. Er gedieh schnell und teilte sich das Futter später großzügig mit einigen Hühnern. Als wir uns im Mai 2018 Richtung Westen aufmachten, übernahmen Angelika und Ernie von SY Lulungomeena die Katzenpflege. Einauge erkletterte nachts die Leiter, die an Luungomeena gelehnt war, Sprosse für Sprosse, genoss den frischen „Kalten Hasen“, der zum Abkühlen im Chockpit stand und verbrachte von dem Zeitpunkt an die meiste Zeit an Deck der Lulugomeena. Von Einauge ermutigt kamen danach auch die Hühner auf Lulungomeena geflogen. 

Als wir im Juli 2018, nach dem Verlust unseres Rigg, Infinity an Land gestellt hatten, hatte sich Katerchen Einauge, der zu einem stattlichen einäugigen Kater heran gewachsen war, bei dem Franzosen Matthieu, deren Yacht direkt neben uns stand, als Dauergast eingeladen.

Aber nun im März 2019 ist Einauge nicht mehr da. Ich hoffe Matthieu hat ihn auf seine Yacht mitgenommen. Das heißt aber nicht, dass wir ohne Tiere um und unter Infinity sind. Die Hühner führen uns stolz ihre kleinen frischgeschlüpften Küken vor und erwarten dafür verköstigt zu werden. Ein verängstigtes Hundebaby Mädchen, welches irgendjemand auf dem Marina Gelände ausgesetzt hat, wird mit speziellem Futter, Entwurmungstabletten und Flohpuder innerhalb von einer Woche zu einem verspielten kleinen Knäuel. Bonnie wird sie getauft und wird nach ein paar Tagen von Jemanden mitgenommen, hoffentlich von einem lieben Menschen.

Da ich noch ziemlich viel Hundefutter von Bonnie übrig habe, fange ich an mich um zwei eindeutig misshandelte Hundemädchen zu kümmern. Struppi, benannt nach der Comicserie Struppi und Tim, sieht übest aus. Viele große kahle, entzündete und zum Teil blutende Stellen um Maul, Hals, Bauch und Beine. Sie ist verdreckt, verlaust, verfloht und so ängstlich, das sie vor jeder Katze und jedem Huhn Reißaus nimmt. Nach einer Wurmbehandlung, Medizin gegen die kahlen und entzündeten Stellen, gutem Futter und regelmäßigem Shampoonieren, ist es nach drei Wochen ein völlig neues kleines Wesen. Struppi begleitet uns überall hin, erlaubt dem Federvieh unser Futter erst aufzupicken, wenn sie es zuerst gekostet hat. Auch Dreibein, die andere junge Hundedame, die ein wenig wie ein Ridge Back aussieht, muss um Erlaubnis fragen, erst dann darf sie ihren Napf leeren. Ja, Dreibein hat wohl einen gebrochenen Fuß, denn seit sie auf dem Gelände nach Nahrung herumstrolcht, läuft sie auf drei Beinen. Die arme Hündin hat massive Narben auf dem Rücken und Flanken. Sie läuft nur mit eingezogenem Schwanz und dreht sich alle paar Sekunden panisch um während sie frisst.

Torsten und Struppi sind richtig dick miteinander. Mit meiner ausrangierten Haarbürste wir sie regelmäßig von ihm gekämmt, gekuschelt und sie bekommt jeden Morgen eine Scheibe Mettwurst vom Skipper. Wir sind jetzt schon auf der Suche nach neuen Pflegeeltern, denn in zwei Wochen gehen wir nach Papeete um das Rigg zu setzen. Dorthin kann Struppi auf jeden Fall nicht mit. Ich hoffe alles wird gut.

Schlusswort am 16. Mai 2019

Tatsächlich habe ich mich in diese kleine Struppi verliebt, denn, obwohl wir hier in Papeete von früh bis spät an Infinity arbeiten, wandern täglich meine Gedanken nach Taravao und ich sehe Struppi übermütig mit ihren Freunden über das Werftgelände tollen. Die kleinen Nachrichten über das Treiben von Struppi, die ich von Micha und Julia und Lambrini und Erwin von der SY Sargitta erhalte, freuen mich sehr.

Tatsächlich hatte ich vor Struppi sterilisieren zu lassen, um ihr das schwere Los Babys in dieser schweren Welt durchzubringen, an der sie fast zerbrochen wäre. Dann war es aber Mischa, der mich davon abbrachte. Er meinte, dass Struppi dann nie diese so wichtigen Gefühle, seien sie positiv oder negativ, erfahren würde. Außerdem sei sie ein so tolles Wesen, die viele andere, sei es Mensch oder Tier, für sich einnehme. Wer weiß, wie eine Sterilisation sie verändern würde. Wir hätten sie durch unsere Fürsorge auf einen guten Weg gebracht, alles Weitere sei ihr Weg. Mischa ist für mich ein kluger Kopf – könnte mein Guru werden.