Palmerston 2019

Juli 2019 – Palmerston – westlichste Insel der Cookinseln

Unser erster Törn mit dem neuen Rigg von Französisch Polynesien zu den Cook Islands betrug 794sm. Wind bis 35 kn und Wellen bis 5m, dabei Regen, Gewitter und Sonne hielten sich die Waage. Eine pazifische Möwe, die mit Einbruch der Dunkelheit im Cockpit vor dem Gewitter Zuflucht suchte, fand mich so attraktiv, dass sie sich zuerst bei mir ankuschelte und danach wie ganz selbstverständlich meinen Kopf als Ruheplatz wählte.

 

Was ich gar nicht lustig fand, war die Fixierung der Schraube, mit der die Radarhalterung am Heck befestigt ist. Als mein Skipper nachts um 2:00 seine Wache antrat und mit dem Strahler das Rigg und den Watt&Sea Generator kontrollierte, bemerkte er, dass die dicke Schraube sich fast aus der Fixierung gelöst hatte. Zu zweit haben wir mit einer zweiten Schraube auf der anderen Seite die Halterung provisorisch fixiert. Dies bei Nacht, starkem Wind und hoher Welle brauche ich nicht noch einmal.

Bobs Familie auf Palmesrton
Bobs Familie auf Palmesrton

Kaum dass wir am 24. Juni nach 5 Tagen und 2 Std. um 14:15 vor dem Atoll Palmerston an einer Mooring festgemacht haben, kommt auch schon ein kleines Boot aus dem Atoll flink durch die versteckte, schmale Riffeinfahrt zu uns. Bob Marsters mit seiner Tochter Mae heißt uns willkommen. Wir sind nun während unseres Aufenthaltes seine Gäste. Nachdem er am nächsten Tag die Beamten von Zoll, Gesundheit und Einwanderung zu uns an Bord gebracht hat und es keine Beanstandung gibt, nimmt uns Bob mit auf die Insel, die er sich mit zwei anderen Marsters Familien teilt. Die Insel ist in drei Teile geteilt, wobei die Grenzen durch speziell angepflanzte Bäume für die Einheimischen erkennbar sind.

Das Atoll wird von den drei Familien selbst verwaltet, wobei in der oberen Ebene die Ältesten einer jeden Familie sitzen. In der Ebene darunter bestimmen die gewählten zweitältesten Familienmitglieder mit wie und was geschieht, dieses Amt dürfen auch Frauen ausfüllen. Die Familiengeschichte ist schon ungewöhnlich. 1863 siedelte William Masters mit drei polynesischen Frauen nach Palmerston über, um im Auftrag des damaligen Besitzers Kokosöl zu produzieren. In späteren Jahren wurde er zum Verwalter ernannt und 1954 wurde die Insel offiziell der Familie, die sich nun „Marsters“ nennt, als volles Eigentum übergeben.

Vor dem Lunch machen wir mir Bob einen Inselrundgang. Wir besuchen Edward Marsters und Familie. Wir liegen an Edwards Mooring und müssen wir ihm täglich 10,- NZD dafür zahlen oder ein Geschenk machen. Da Angelika und Ernie von SY Lulungomeena letztes Jahr seine Gäste waren, wissen wir, womit wir ihm eine Freude machen können. Als Bezahlung der Mooring bringen ihm Handläufe, die Edward im Haus anbringen will, damit sich seine im Rollstuhl sitzende Mutter nun endlich alleine hochziehen und etwas selbständiger bewegen kann. Wir haben mit der Bestellung der neuen Scheibe, die im Cockpit auf der Steuerbordseite gerissen war, auch neue Handläufe bekommen und daher haben wir diese glücklicherweise über gehabt.

Edward und seine beiden Söhne kommen gerade von Fischfang wieder. Papageienfische haben sie gefangen, eine ganze Schubkarre voll. Uns werden gleich während des Filetierens frische Fischstücke, mit Kokosmilch beträufelt, angeboten. Zu viert wird filetiert, eine fünfte Person wickelt die Filets in Folie ein und ab geht’s in die Kühltruhe. In den nächsten Tagen soll ein Frachtschiff die bestellten Filets an Restaurants in Rarotonga liefern. Durch das Internet werden im Vorfeld Preise verhandelt und Käufe getätigt, die per Schiff alle 1-2 Monate geliefert werden. Allerdings laufen diese Schiffe auf privater Basis und kommen recht unzuverlässig. Da kommen die Besuche der Yachten, immerhin 83 Yachten im vergangenen Jahr (wir waren Yacht 56 in diesem Jahr), ganz recht. Wer zuerst die Yacht in Empfang nimmt, ist der Gastgeber. Die Insel wird gezeigt, zum Lunch eingeladen, alles was das Herz begehrt wird ermöglicht. Die Gastgeber lassen verlauten welche Dinge sie benötigen und die Yachties geben dann für die Bewirtung und Gastfreundschaft was bei ihnen zu entbehren ist. In unserem Fall war es Knoblauch, 10 l Benzin, ein gutes Seil, eine kleine Flasche Whisky, Schreib- und Malsachen für die Kinder, eine meiner Perlenketten für Mae und Fischhaken. Ob unsere Gaben für gut befunden wurden konnten wir nicht erkennen, ein Dankeschön war nicht üblich.

Beim Lunch lernen wir auch den Rest der Familie kennen. Insgesamt 6 Kinder haben Bob und seine Frau Topu. Zwei erwachsene Töchter leben in Neuseeland. Ein Sohn hat gerade sein College abgeschlossen und besucht seine Familie, während Mae, die gerade das letzte Schuljahr beendet, hilft ihrem Vater beim Fischen und allen sonstigen Arbeiten. Die kleinen Geschwister Mahaenia und Henry besuchen die Grundschule auf der Insel. Insgesamt leben auf Palmerston zurzeit nur 34 Personen. Die Nachkommen von William Marsters und seiner drei Frauen soll aber in die 1000 und mehr gehen, die sich auf den anderen Cookinseln, Neuseeland und Australien niedergelassen haben. Bill Marsters, ein Cousin von Bill und weiterer Ältester, zeigt uns seine Foto Ahnengalerie.

Zum Lunch bei Bob und Familie gibt es gebackene Papageienfisch Filets, Reis, Fleischeintopf und kleine Pfannkuchen – sehr lecker.

Auf unserem nachmittäglichen Inselrundgang am Strand mit Henry und Mahaenia sammeln wir Plastik. Die Kinder haben ein sehr großes Umweltbewusstsein. Der Müll wird in einer großen Kuhle gesammelt, verbrannt und vergraben. Unsere Plastikabfälle werden nicht angenommen. Wir werden diese auf einer anderen Insel abgeben müssen.

In den zwei Tagen haben wir das Leben auf Palmerston ein wenig kennengelernt. Den ersten Tag hatte ich den Eindruck eines sehr entspannten Insellebens. Nur fischen gehen, um die Nachfrage der Restaurants zu erfüllen und so für das eigenen Auskommen zu sorgen, ansonsten so in den Tag hineinleben. Aber irgendwie war diese Illusion an zweiten Tag schon vorbei. Die Marsters Familien sind, glaube ich, auf Zuwendungen der im Ausland lebenden Verwandten und auch des Neuseeländischen Staates angewiesen. Auch die vor Mooring liegenden Yachten tragen zum besseren Leben bei. Wir haben alle drei Ältesten der Nachkommen von William Masters kennengelernt und es ist ein unterschwelliges sich „nicht so ganz Grün Sein“ spürbar.

Die Hoffnung der kräftige Wind würde abschwächen und wir uns auf den Weg ins Suvarrow Atoll, dem wunderbaren Naturschutzgebiet, machen können, geht nicht auf. Da Wind um die 35 bis 40kn angesagt wird, machen wir uns umgehend auf den Weg zur Felseninsel Niue, wo wir hoffen sicher an einer Mooring liegend, den Starkwind abwettern können.

 

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