Niuatputapu - Tonga 2019

Tonga – Niua Group - Niuatoputapu

Mola e Lelei Niuatoputapu,

Guten Tag Heilige Kokosnüsse,

Obwohl wir das Leben in der Marina von Apia auf West Samoa mit den vielen Restaurants drum herum und dem dazu gehörenden Geräuschpegel nicht als störend empfunden haben, erleben wir Niuatoputapu als Erholung der Sinne pur. Wir liegen alleine in der Bucht vor dem Ort Falehau; es ist kaum ein Geräusch außer Vogelgeschrei und dem Volleyballspiel der Kinder am Spätnachmittag zu hören.

 

Früher war Niuatoputapu autark. Früchte und Gemüse wachsen das ganze Jahr dank der mineralhaltigen Vulkanerde. Schweine, Pferde und Hühner laufen frei über die Insel. Exportiert werden nur die Webarbeiten der Frauen, die früher als Matten, Fächer, Korbwaren und Kleidung dienten.

Frauen befestigen getrocknete lange Blätter der Pandanus, in Bündeln zusammen geknotet, bei Ebbe auf den Korallenbänken vor dem Strand. Sie bleiben dort mehrere Tage, bevor sie wieder getrocknet und erneut im Meerwasser gebleicht werden. Die ganze Prozedur wird wiederholt bis die Blätter cremefarben sind. Die Frauen weben die zarten Blätter in verschiedenen Mustern zu Matten.

Das neue Krankenhaus
Das neue Krankenhaus

Der Fortschritt hat nach dem Tsunami in 2009 auch auf Niuatoputapu Einzug gehalten. Ein Grund für so viele Autos, neben Prestige, ist auch Bequemlichkeit: „Dann schwitzt man nicht so.“ Handys und Internet sind natürlich auch unersetzlich. Wir wollen auch eine Tonga SIM Karte kaufen, leider sind diese ausverkauft bis das nächste Versorgungschiff anlegt.

Auf der einen Seite leben und arbeiten die Menschen noch sehr ursprünglich. Sie sind recht konservativ und gehen sonntags bis zu dreimal zum Gottesdienst in eine der 7 Kirchen. Ich habe den Gottesdienst in Falehau besucht. Im Gegensatz zu der einfachen Kleidung in der Woche putzen sich alle Kirchgänger sehr heraus. Frauen und Mädchen tragen meist lange Kleider aus Brokat oder verarbeiten Pailletten bestickte Stoffe. Um die Hüften drapieren sie selbstgewebte und geschmückte Wickelröcke. In die hochgesteckten Haare sind künstliche Blüten gesteckt. Männer und Jungen tragen unter ihren schwarzen Anzugsjacken meist weiße Hemden mit bunten Krawatten. Über dem schwarzen Lava Lava (Wickelrock) ist noch ein gewebter Lava Lava gebunden. Während Männer meist barfuß gehen, habe ich bei den weiblichen Kirchgängerinnen von Highheels bis barfüßig alles beobachtet. Die ganze Gemeinde hat aus vollem Halse gesungen, unglaublich schön und so locker, die Kinder tollen während des Gottesdienstes herum.

Palavi, einer der drei Polizisten, mit dem wir auf unserem ersten Landgang ins Gespräch gekommen sind, wird zu unserem Führer auf Niuatoputapu und führt uns auf den 150m hohen Gipfel der einen schönen Ausblick bietet. 

Niuatoputapu wurde als einzige zu Tonga gehörende Insel 2009 von einem Tsunami getroffen. Wenn Palavi davon berichtet, merken wir, wie nahe ihm der Verlust seines Vaters und der zwei kleinen Kindern aus seiner Familie, die während des Tsunamis umgekommen sind, geht. Durch das vorgelagerte Riff und die Vulkaninsel Tafahi, die 9km westlich liegt, ist die Heftigkeit des Tsunamis etwas gemildert worden. Mit Hilfe von Hilfsorganisationen, der EU und einigen anderen Staaten wurde eine ganz neue Siedlung in sicherer Höhe errichtet. Für die Einwohner, die ihre Grundstücke am Meer nicht verlassen wollten, wurden neue Häuser neben den zerstörten oder auf den alten Fundamenten errichtet. Der Tsunami hat nicht nur ein Grundvertrauen in die Natur, sondern auch einen Teil der Kultur dieser Menschen vernichtet. Es ist kein ursprüngliches Haus, kein von Säulen getragenes, offenes, mit bunten Tüchern und Schnitzereien geschmücktes Fale mehr vorhanden. Die wunderschönen bunten Gardinen, welche die Fenster und Türen der neuen schlichten Häuser schmücken, erinnern mich an die früheren Fales, die mir auf Samoa so sehr gefallen haben.

Der Ort Vaipoa liegt in der Mitte der Insel. Falehau, mit dem einzigen Inselhafen, liegt östlich von Vaipoa an der Nordwestküste. Hihifo, das größte Dorf im Westen der Insel und „Hauptstadt der Niuas“, hat ein neues Krankenhaus, Schule, Bank und Polizeistation in sicherer Lage errichtet. Ein Solarkraftwerk, unter anderem auch von der EU gesponsert, wird nächstes Jahr Energie für alle Bewohner liefern. 

Am Mittwoch früh zum Sonnenaufgang bringt ein Fischer uns und Hina, unseren einheimischen Führer, auf die Insel Tafahi, die 9km vor Niuatoputapu liegt. Hina ist auf der Insel geboren und kennt sich gut aus. Es leben nur noch 30 Personen dort. Trotzdem gibt es eine Grundschule mit 5 Kindern und natürlich eine kleine Kirche. Hina nimmt uns mit zum Haus seiner 78 jährigen Mutter Vasima. Manchmal besucht Vasima ihren Sohn auf Niuatoputapu, aber sie sagt, dass sie nicht gerne dort sei, es sei ihr zu hektisch dort und zu viele Menschen und erst recht dieser Autoverkehr! Sie lebe lieber hier alleine. Vasima ist bezaubernd. Es ist wirklich total Natur pur bei Vasima und der Blick von dem Grundstück aus auf den Pazifik ist beeindruckend.

Vasima Hinas Mutter
Vasima Hinas Mutter

Nun führt uns Hina auf den erloschenen Vulkan Piu`o Tafahi. Wir verlassen bald den sichtbaren Pfad und Hina nutzt häufiger die Machete, um den vom Regenwald überwucherten Pfad begehbar zu machen. Wir kommen an Taro- und Kava Plantagen vorbei. Der Pfad plötzlich sehr steil und ist eigentlich nur dadurch zu erahnen, dass die frei lebenden verwilderten Schweine ihn auch nutzen und mit Leidenschaft aufgebrochen haben. Der Regen in den letzten Tagen hat das Schlammbad perfekt gemacht. Wir können den sehr steilen Aufstieg nur noch bewältigen, indem wir uns an allem was gerade greifbar ist hochziehen. Oben auf dem 560m hohen Grat angekommen, fällt der Vulkangrat auf der anderen Seite fast senkrecht ins Bodenlose. Es sieht verwildert aus; wie in Jurassic Park. Wüsste ich nicht, dass es verwilderte Schweine sind, die hier hausen… Leider stecken wir in den Wolken und können Die Nachbarinsel Niuatoputapu nur erahnen. Der Abstieg gestaltet sich ebenso schlammig, denn bis zu den Knöcheln stecken wir im Schlamm und rutschen häufiger auf dem Hosenboden abwärts. Nach vier schlammigen und lustigen Stunden Wanderung erholen wir uns am Strand bis wir wieder abgeholt werden. Auf dieser Tour sind 8 Fahrgäste, mehrere Bündel mit Kava Wurzeln und ein ca. 1m langer Fisch an Bord.

In den 7 Tagen haben wir Niuatoputapu, Tafahi und ihre Bewohner ein wenig kennengelernt. Ganz besonders haben mir die vielen Kinder gefallen, die um uns herum waren, sobald unser Dinghi am Kai anlegte, und nach „Peanutes“ fragen, den von mir in Stevia selbstgerösteten gemischten Nüssen.

Die gebrauchten T-Shirts für Palavi, die Blei- und Buntstifte, Schulhefte, Malbücher, Anspitzer sind in dem Kindergarten und der Schule gut angekommen. Ein neuer Volleyball hätte das Ganze noch abgerundet. Tampen zum Anbinden der Pferde und Kühe kommen auch immer gut an.

 

Nun geht´s auf nach Vava`u!!!

Wie im Regenwald der Vulkanberg Tafahi
Wie im Regenwald der Vulkanberg Tafahi

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Kommentare: 1
  • #1

    Zora (Dienstag, 12 November 2019 17:23)

    Hallo liebe Hille und lieber Torsten!
    Wir sind wieder in Bremen und haben endlich die Muße eure Homepage zu lesen!
    Wir sind fasziniert von eurem Erleben und eurer Art und Berichterstattung. Vielen Dank dafür!
    Ein wunderbares bewegtes Leben! Klasse, bleibt auch schön gesund und munter und bis irgendwann mal wieder von Face to Face!
    Allerfeinste Grüße von Brigitte und Alois

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

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