Inseln der Mamanuca & Yasawa Gruppen 2022

Malolo Laila
Malolo Laila

Kolumne 40 Fiji - Inseln der Mamanuca und Yasawa Gruppen

 

 

Die Inseln der Mamanuca und Yasawa Gruppen, die nordwestlich von der Hauptinsel Viti Levu liegen, sind die meist besuchten Inseln in den Fiji Gewässern. Diese grünen Inseln mit weißen Stränden und blauem Wasser bieten perfekte Bedingungen zum Schnorcheln, Tauchen, einfach alle Wassersportarten. Auf den Inseln sind oft mehrere meist hochpreisige Resorts bis Luxusanlagen. Meist heißt es „Segler unerwünscht“. Natürlich genießen wir die Resorts, die uns willkommen heißen. Dort können wir am Strand und im Inland wandern gehen, was den Seglerbeinen echt gut tut. Doch insgesamt fehlt mir die Ruhe und Geborgenheit der Ringriffe, die Schwell und Wellen abhalten, wie wir sie in Französisch Polynesien lieben gelernt haben. Dort sind wir einfach ins Wasser gesprungen und waren von Fischen umgeben. 

Heute, am 29. Juli 2022, fällt der Anker in 20m Tiefe zwischen den Inseln Vanua Levu und Navadra. Es begrüßen uns 8 Schwarzflossen Riffhaie, jeder Hai fast an die 2m lang. Sie umkreisen unentwegt Infinity und stürzen sich dann urplötzlich auf SY Manaia, als sie dort den Anker fallen spüren. Sind es neugierige, pubertierende Exemplare oder werden die Haie vielleicht von Seglern gefüttert? Beide Vorstellungen tragen nicht zum Vertrauensvorschuss bei. Obwohl ich immer stolz vom Schwimmen mit diesen Haien auf Fakarava in den Tuamotus erzählt habe, verliere ich bei der Übermacht dieser Tiere meine Selbstsicherheit und schmähe das Wasser.

Die beiden unbewohnten Inseln, Vanua Levu und Navadra, gehören zu den vier nebeneinander liegenden „heiligen“ Inseln. Diese werden als Geburtsstätte der fijianischen Kultur, als „Fußabdruck“ der ersten Fijianer vor 2500 Jahren gesehen. Daher nicht verwunderlich, dass der Strand mit „Betreten verboten“ Schildern übersät ist.

 

 

Unser nächster Aufenthalt vor der Insel Waya versöhnt mich etwas mit Fiji. Das Resort „Octopus“ begrüßt Segler mit „feel like home“. Wir spazieren am Strand, sprechen mit Einheimischen, schwelgen an der Bar in Drinks und dinieren. Ich fühle mich das erste Mal glücklich und entspannt. 

Unser Schnorcheln im Kanal zwischen Drawaqa und Nanuya Balavu, um 8:00 bei Hochwasser, ist fast so schön wie am Südpass vor Fakarava. Alle großen und kleinen Fische, die sich sonst gern in den Korallen verstecken, schwärmen Richtung Wasseroberfläche, um durch die von der Flut mitgebrachten Leckereien zu frühstücken. Sie sind so gierig, dass sie kaum ausweichen, als ich mich schnorchelnd durch die Schwärme bewege.

 

 

Drei große Teufelsrochen umkreisen mich mit weit geöffneten Mäulern und ziehen dann weiter ihre Bahnen. Später kommt ein weiteres riesiges Exemplar direkt auf mich zu und weicht erst im letzten Moment aus. Ein wirklich schönes Erlebnis, welches wir mit unserer dreier Gruppe teilen. Rosetta und Tomaso von SY Manaia, Karin und Kalle von SY Moana und wir haben die gleichen Ziele. Wir werden gemeinsam weiter segeln.

Auf dem Markt in Lautoka auf der Insel Viti Levu haben wir mehrere Bündel der Yaqona Wurzel (Pfefferstrauch) gekauft. Es ist höflich bei Betreten der Inseln den Chief, eine Position, die mit unserem Bürgermeister zu vergleichen ist, aufzusuchen. Dies ist meist die Aufgabe des Kapitäns. Er stellt sich vor, fragt um Erlaubnis die Insel mit der Crew zu besuchen. Die Wurzel des Pfefferstrauchs wird als Sevusevu, als Gastgeschenk, übergeben, dazu meist noch Geld und andere Kleinigkeiten.

Die Wurzel wird zerstoßen oder gemahlen, in Wasser ziehen gelassen, durch ein Tuch geseiht und dieses ausgewrungen. Nach einigen Schlucken fühlt sich die Zunge pelzig und etwas taub an. Das Getränk soll erfrischend, entspannend und beruhigend wirken und ist alkoholfrei.

Das Trinken wird nach Tadition vollführt. Die Gäste sitzen im Halbkreis vor dem Chief. Vor dem Entgegennehmen der Schale mit dem Kava Trunk klatscht der Gast ein mal in die Hände, trinkt die Schale in einem Zug aus, gibt diese zurück und klatscht drei mal in die Hände.

Früher war es nur hoch gestellten Persönlichkeiten und Priestern erlaubt Kava zu trinken. Heute ist in den Gemeinschaften alles lockerer. Sogar auf der Arbeit wird das Gebräu getrunken.

 

Vor einer Wanderung im Besucherzentrum antwortete eine Fijianerin auf die Frage, ob Männer denn täglich Kava trinken würden. „Nein, nicht täglich, nur nachmittags“.

 

Auf der Insel Naviti besuchen zuerst die Kapitäne unserer Yachten im Dorf Somosomo den Chief des Dorfes, um die Erlaubnis einzuholen die Insel und Somosomo zu besuchen. Wir sind erstaunt, dass der Chief keine Yaqonawurzel möchte. Anstatt Wurzel geben wir somit Geschenke und Geld. Nun dürfen wir uns frei auf der Insel und im Wasser um die Insel herum bewegen.

Einige Frauen haben Tücher auf dem Boden ausgebreitet und möchten uns unbedingt Kunsthandwerk verkaufen. Wir ringen mit uns, da es sich um billigen Tund, meist in China hergestellt, handelt. Dieses „Kunsthandwerk“ wird auch noch teuer angeboten. Es hilft nichts, wir müssen kaufen. Besser gefällt uns das Angebot Papayas, Bananen und Kochbananen, frisch vom Baum, mitzunehmen.

 

Arielle, unsere Führerin, zeigt uns ihr Dorf. Frauen kümmern sich um Kinder, waschen, weben. Männer sitzen in Gruppen im Schatten und palavern. Das Leben erscheint völlig entspannt, die Leute sind sehr freundlich.

Um 18:00 sind wir zum fijianischen Dinner bei Dee und King eingeladen. King und eine Menge Kinder erwarten uns freudig und ziehen gemeinsam die drei Dinghis hoch an den Strand. Zusätzlich werden diese je an einer Palme gesichert.

Unser Kulturabend beginnt damit, dass King uns zu seinem Haus geleitet. Er voraus, wir hinter ihm, als Schwanz jede Menge lärmender Kinder. Dee sitzt mit drei ihrer fünf Kinder sowie einer Nichte im Hauptraum auf selbst gewebten Matten auf dem Boden. In der Mitte stehen in Schalen Spinat mit Kokosmilch, Kürbis mit Kokosmilch, Kürbismus, Seaweed (Meeresalgen), Spagetti in Kokosmilch, Ferkel gekocht und Ferkel gebacken. Alle diese Gerichte wurden, gut verpackt in Blätter, in der Glut zubereitet.

 

Wir dürfen uns im Kreis zu Dee und den Kindern setzen, die uns beim Essen aufmerksam beobachten. In der Tür stehen Dorfbewohner und durch das Fenster luken viele Augenpaare, die unsere Essgewohnheit mit Besteck, anstatt den Fingern, voll lustig finden. Es schmeckt wirklich alles sehr gut, was Dee und King sehr freut. Nach einer Stunde ist das Fest beendet. Wir zahlen unseren vereinbarten Preis, sogar ein wenig mehr, werden zum Strand gebracht und düsen in unseren Dinghis wieder in unsere Welt. Erst jetzt essen Dee, King, die Kinder und vielleicht auch weitere Familienangehörige bzw. Freunde und haben bestimmt uns Fremde als Gesprächsthema. Für uns alle war es ein sehr schöner Tag.

Am nächsten Tag segeln wir mit gutem Wind zur Blue Lagoon. Hier soll der gleichnamige Film gedreht worden sein. Die Bucht teilen wir uns mit 12 Yachten und Katamaranen. Auf der Insel Manuya Sewa dürfen uns ohne Erlaubnis einzuholen bewegen. Es gibt ein Resort, das auch Gemüse und Obst aus der eigenen Gärtnerei zum Verkauf anbietet. Wir bestellen eine Kiste voll mit frischem Gemüse und Obst. Am Abend treffen wir uns im Resort zum Sundowner und Dinner. Die Resonanz bei uns ist mäßig. Der Besitzer aus Neuseeland ist nicht gerade vorzeigbar und recht unhöflich. Genauso behandelt er seine fijianischen Angestellten. Das schlägt sich auf die Stimmung und auch auf die so gepriesene Freundlichkeit der Fijianer nieder.

Das Wandern zu Lo´s Cafe und Grandma, auf die andere Inselseite, tut echt gut. Ich kaufe Grandma, die in ihrer kleinen Hütte auf ihrer geflochtenen Matte auf dem Boden sitzt, einigen „Chinatand“ ab. Dabei frage ich nach ihrem Namen und wie alt sie sei. Alter weiß sie nicht und den Namen? …. einfach Grandma!!

Lo, die Enkelin von Grandma, hat das Cafe vor 15 Jahren von Ihrer Großmutter übernommen. Bei Lo trinken wir Tee aus Lemonblätter und essen einen Donut. Alles hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Covid 19 Pandemie hat auch hier mächtige Spuren hinterlassen.

Auf dem Rückweg, an der Küste entlang, kommen wir durch ein kleines Dorf, in welchem wir den Tag drauf ein fijianisches Essen für mittags bei Terrie und ihrer Tochter Betty bestellen, was mit Fisch, Hähnchen, Gemüse lecker ist. Die Gastgeberfamilie betreibt auch ein AirB&B – alles natur pur.

 

Anfang August verläßt unsere Dreier Gruppe die nordwestlichen Inseln mit Ziel Marina Savu Savu auf Vanua Levu. Da unsere Route nach Vanua Levu mit Riffs gespickt ist, vermeiden wir Törns über Nacht. Wir ankern in geeigneten Buchten.

In der Vatia Warf Bucht verkaufen uns Fischer, die gerade vom Speeren am Riff kommen, einen Großdorn-Husarenfisch. Der Kontakt beginnt mit lautem Bula Bula, Lachen und Scherzen. Sie sind happy über den Nebenverdienst und verkaufen weitere Fische an die anderen Yachten.

An den darauffolgenden Ankerplätzen schauen immer wieder neugierige Fijianer mit der ganzen Familie vorbei, einfach mal so. Bula Bula, wie geht’s, wo kommt ihr her? Wohin segelt ihr? Gefällt es euch bei uns? Teilweise sehen sie sehr arm aus. Gerne kaufen wir ihnen Früchte ab oder Cookies wechseln die Besitzer.

Die Ankerbuchten während unserer Tagestörns erreichen wir manchmal schon nachmittags. Gern würden wir dann mal an Land gehen oder einfach nur schnorcheln. Deshalb aber beim Chief um Erlaubnis zu fragen und Sevusevu bzw. Geschenke zu präsentieren ist uns echt zu aufwendig, zu anstrengend. Um nicht unhöflich zu erscheinen bleiben wir an Bord.

 

In 3 Tagetörns erreichen wir Savu Savu.

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman