Zwei Törns die keiner braucht ... 2022

Zwei Törns die keiner braucht - Von Australien über Neu Kaledonien nach Fiji vom 13. Juni bis 03. Juli 2022

 

Lange habe ich über den Ausspruch einiger Langzeitsegler „Wir reparieren uns über den Pazifik“ geschmunzelt. Uns betraf dies bisher eigentlich nicht so sehr. Doch in diesem Jahr, nachdem Infinity auf Grund der Covid 19 Pandemie für über 2 Jahre in Bundaberg/Australien auf dem Hard gestanden hatte, treten alle paar Tage neue Probleme auf, neue Reparaturen werden notwendig. Reparaturen, die wir in der Marina machen konnten, waren noch mit Humor zu nehmen, aber als dann auf der siebentägigen Route von Australien nach Neukaledonien der Autopilot streikt, ist der Spaß vorbei. Mein Skipper findet keinen Fehler, schmiert alle beweglichen Teile ab und siehe da, auf der Route von Neukaledonien nach Fiji lässt uns der Gute nicht mehr im Stich.

Die Woche in Neukaledonien haben wir mit Reparaturen, Ersatzteilbesorgung und verproviantieren verbracht.

Dann geht es weiter nach Fiji. Nach fünf anstrengenden Segeltagen reffen wir die Segel und motoren wir durch die Navula Passage. Dann setzen wir die Genua und genießen das Segeln ohne Welle mit 4kn zur Vuda Marina auf Viti Levu, der größten Insel Fiji´s. Im Atoll gleiten wir sanft an Korallenbänken vorbei. Ein perfekter Sonntag Nachmittag mit sanftem Wind, kaum Welle, viel Sonne – segeln im Atoll, wie wir es lieben. Die kräftigen Wellen bleiben vor dem Riff. Dies tut uns beiden gut. Die fünf Tage von Neukaledonien nach Fiji haben uns geschlaucht. Tagelang hart am Wind. Hohe, steile Wellen sind zum ersten Mal ins Cockpit gestiegen. Hätte eine Welle mich nicht gerade als Wellenbrecher im Niedergang erwischt, wäre diese voll in den Salon geschossen. 

Obwohl Torsten weitaus härter im Nehmen ist und kein Unwohlsein während des Segelns kennt, ist auch er happy die Törns von Australien über Neukaledonien nach Fiji gut überstanden zu haben. Immer hart am Wind bei schwierigen Winden, steilen und hohen Wellen ist nicht easy. Das Erstaunliche und Schöne ist, dass nur ein Tag nach der Ankunft auf Fiji, in der Vuda Marina am Einklarierungssteg, alle Mühen vergessen sind. Wir werden mit Gesang der Marinabelegschaft und einem Blütenkranz für Infinity, welcher an der Bugreling befestigt wird, begrüßt. Nach der Einklarierung, die ohne Beanstandung verläuft, entsalze und säubere ich das Innenleben von Infinity. Dabei stelle ich fest, dass unsere beiden Geckos aus Australien wohlbehalten die Überfahrt überstanden haben. Den einen erwische ich in der Heckkabine, wie er übers Masterbett huscht und in einer Ritze verschwindet und den anderen scheuchen wir beim Abspülen des Decks aus seinem Versteck. 

Wir pumpen ca. 40 l Wasser aus der Bilge im Salon. Da es wie Brackwasser schmeckt, erklären wir uns einen Teil wegen der undichten der Süßwasserpumpe. In der Bilge im Bug unter den Betten entdecke ich Salzwasser, vielleicht von der Deckwaschpumpe? Also alle nassen Gegenstände unter den Betten im Bug und unter der Sitzbank im Salon aufs Deck räumen, mit Süßwasser abspülen. Nach vier Tagen kann ich alle Sachen getrocknet wieder einräumen. Die Ursache des Wassereinbruchs können wir im Endeffekt nicht feststellen.

 

Die Vuda Marina hat ein zu allen Seiten offenes Restaurant, eine Wäscherei, Duschen, einen kleinen Lebensmittelladen und einen Yachtshop. All das und die Freundlichkeit der Fijianer*innen verwöhnt uns nach stürmischer See. Torsten hat den richtigen Spruch: Es ist wie Golfen!! Ein super Schlag entschädigt für alle vorhergehenden nicht so guten Schläge.

 

 

Mit Rosetta und Tomaso von der SY Manaia mieten wir ein Auto und besuchen den Orchideenpark, machen Wanderungen und erklimmen die 60m hohen Dünenlandschaft von Viti Levu. Die Versorgungsmöglichkeiten sind in den Orten Lautoka und Port Denarau gut.

Immer mehr Seglerinnen und Segler, nur wenig älter als wir, ziehen einen Verkauf ihrer Yachten in Erwägung. Nachdem ein Seglerpaar ihre Yacht nach nur einer Woche annoncieren schon verkauft hat, sehe ich das erste Mal ein interessiertes Aufleuchten in den Augen meines Skippers, denn er ist ziemlich genervt und erschöpft von den nicht enden wollenden Reparaturen. Dieses „Aufblitzen in den Augen“ währt aber nur kurze Zeit.

 

 

Natürlich meckere ich auf hohem Niveau. Es war zu viel Arbeit in den letzten vier Monaten und zuvor in Deutschland. Ich habe eine echte Depriphase!!!! - Alles wird gut.

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman