Vanuatu bis Port Vila 2022

Kolumne 48 Vanuatu – Insel Efate – Port Vila – Insel Emae – Port Vila

 

So ist Segeln – es wird nicht langweilig

 

Port Vila erreichen wir am 06. Oktober um 7.30 und legen uns in der Paray Bay an eine Mooring. SY Moana und SY Manaia kommen kurz nach uns an. Schon kurz vor Port Vila teilt Kalle uns über Funk mit, dass er sich sehr schlecht fühlen würde. Jörg Schwartze ist Vanuatu Stationsleiter des Transocean. Außerdem vertritt er Deutschland und Österreich als Honorarkonsul in Vanuatu. Ihn und seine Frau Martina hatten wir zuvor in Neu Kaledonien kennengelernt. Jörg gibt uns telefonisch Tipps bezüglich der ärztlichen Versorgung. Der Arzt stellt die Diagnose Sepsis im Bein. Kalle bekommt an zwei Tagen hintereinander Infusionen und ist zum Glück nach einer Woche wieder recht fit.

Das zeigt uns, dass auch kleine Verletzungen in diesen Gewässern sehr ernst genommen werden sollten. Ruck zuck können schlimme Entzündungen entstehen. Wir haben festgestellt, dass Verletzungen durch Korallen schwer heilen. Jedoch müssen noch weitere Gründe zu den üblen, sich schnell vergrößernden Vereiterungen führen. Vielleicht das feuchtwarme Klima oder Hygiene – ich weiß nur, dass jede auch noch so kleine Verletzung bei uns gehegt und gepflegt wird.

 

 

Nach längeren Segeletappen fallen Restaurantbesuche immer wieder unter die Rubrik „Highlight“. Unsere kleine Seglergemeinschaft genießt daher die Vielfalt der Restaurants in Port Vila. Einander treffen, Erfahrungen der letzten Etappe austauschen, Ideen für die nächste Etappe und immer wieder ein wenig die Welt retten.

 

Am Sonntag besuchen Rosetta, Tomaso, Torsten,und ich Jörg und Martina in ihrem Coco Beach Resort. Die beiden haben ihre Anlage schon während der Pandemie begonnen zu renovieren und bewältigen nun die letzten Arbeiten. Auch sie haben während der letzten Jahre schließen müssen und haben nun, wo sich endlich Gäste einbuchen, Probleme gutes Personal und Handwerker zu bekommen.

 

 

Ein reguläres Stadtbusnetz mit festen Routen, Fahrplänen oder Liniennummern besteht in Port Vila nicht. Die Busse verschiedener privater Firmen fahren je nach Bedarf unterschiedliche Strecken. Am Nummernschild steht entweder ein „B“ für Bus oder ein „T“ für Taxi. Somit kann jeder einen Bus, meist mit einem netten Schnack mit Einheimischen oder dem Taxifahrer führen. Uns erleichtern diese Transportmöglichkeiten unsere Einkäufe, die wir in den Supermärkten, Baumärkten und dem Markt tätigen, zügig zum wartenden Dinghi zu transportieren. Der Markt beginnt schon morgens vor 6.00 und endet gegen Abend um 19.00. Abends wird Musik gemacht, getanzt und an kleinen Ständen gegessen. Demnächst finden Wahlen statt. Redner versuchen die Leute lautstark für ihre Partei zu gewinnen. Das Ganze geht locker ab mit Musik und Tanz.

 

Im 17. Jahrhundert kamen als erste Europäer portugiesische Seefahrer auf die Insel. Die danach entstandene kleine Siedlung wurde als die Vila, die Kleinstadt, bezeichnet. Port Vila wurde ab 1906 von Frankreich verwaltet, dann von England und schließlich bis heute gemeinsam. Daher werden französisch, englisch und Bislama gleichberechtigt gesprochen. Bislama wurde im 19. Jahrhundert aus mehreren Sprachen entwickelt, um den Ni Vanuatu (Einwohner von Vanuatu), Engländern und Franzosen eine übergreifende Verständigung zu ermöglichen.

 

Die Ni Vanuatu hatten ursprünglich über hundert verschiedene Sprachen. Manche Dörfer konnten sich mit dem benachbarten Dorf verständigen, mit dem übernächsten schon nicht mehr. So entstanden sprach- und kulturübergreifend zur Verständigung Sandbilder. Im Nationalmuseum finden sich archäologische und ethnische Artefakte. Die Masken gefallen mir sehr. Ein Sandbild ist dort wunderschön anzusehen, wird aber nicht sonderlich gut erklärt. Insgesamt ist alles ziemlich vernachlässigt und verstaubt.

 

 

Gut verproviantiert, Brot frisch gebacken und Fleisch von einheimischen, frei laufenden glücklichen Rindern, in Gläsern eingekocht, sind wir bereit neue Inseln zu erkunden. Am 13.Oktober starten wir Richtung der Insel Epi, wo SY Manaia in der Lamen Bay auf uns wartet. Wir wollen in zwei Tagestörns Lamen Bay erreichen. Am Morgen des 15. Oktobers macht unsere Ankerwinsch einen verkaterten Eindruck. Sie arbeitet immer langsamer und stellt den Betrieb ganz ein - zum Glück erst, nachdem der Anker oben ist.

 

 

Mein Skipper baut auf dem Vorschiff die Ankerwinsch auseinander, säubert diese und brummelt vor sich hin. Er ist nicht mehr so scharf auf Reparaturen, aber es ist sein Job. Ich sitze im Cockpit und genieße lächelnd diesen wunderbaren Segeltag mit Sonne und Wind von achtern. Kann segeln schön sein. Mein Wohlfühlstatus wird je unterbrochen, als mein Skipper ernst berichtet, dass er den Grund des Ausfallens der Ankerwinsch nicht feststellen könne. Ohne funktionierende Winsch kein Ankern. Ohne Ankern kein Weitersegeln. Ohne Weitersegeln Rückkehr nach Australien und Ende der Saison. Also Kursänderung und zurück nach Port Vila, wo die Winsch hoffentlich repariert werden kann. 

Wunderbarerweise kann Rod, der Reparateur, welcher von Jörg, unserem Retter in der Not, empfohlen wird, das Ersatzteil irgendwo in Vanuatu auftreiben und einbauen. Torsten schildert die Reparatur ausführlich (Reparaturtage).

 

 

Wir sind erleichtert und machen uns so schnell wie möglich auf den Weg Vanuatus Inselwelt zu erkunden.

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman