Luganville nach Kervimele 2022

Kolumne 50 - Luganville nach Kervimele Island

 

So lieben wir das Segeln

Torsten liebt wie ich Tagestörns.  Am liebsten morgens früh gegen 7.00 los segeln. Schön sind Segeltage mit achterlichem Wind. Manchmal begleiten uns Delphinschulen. Fliegende Fische huschen über die Wasseroberfläche. Den Anker dann am späten Nachmittag vor einer Insel fallen lassen. Perfekt ist es, wenn der Wind mitspielt, die Ankerbucht vor Schwell geschützt ist und der Anker auf sandigen Grund fällt. Noch perfekter ist nach dem Ankerfallen ein Sundowner in der Hand, mit Blick auf die grünen Inseln. 

Ankern wir vor Dörfern sind Kinder die Attraktion. Die Kinder sind besonders liebenswert. Manchmal kommen sie in Einbäumen mit Auslegern an gepaddelt. Sie strahlen uns mit neugierigen großen  Augen an. Sie lachen und kichern, sind schüchtern und warten bis wir sie ansprechen. Dann kommt eine Flut von Fragen. Es gibt immer einen Anführer der das Gespräch leitet. Es sind hauptsächlich Jungen, die gepaddelt kommen. Mädchen haben lange nicht die Möglichkeiten wie die Jungs. Jeder Vater ist enttäuscht, wenn er nicht mindestens einen Jungen hat. Mädchen und Jungen spielen in Gruppen im Wasser vor dem Strand, lachen, schreien, rufen. Sie sind glücklich. Ein entspanntes Leben. So ist es schön.

In Luganville haben wir beim Zoll alle Papiere zur Ausklarierung ausgefüllt alle Gebühren bezahlt.  Endgültig klarieren wir auf der Insel Vanua Lava in Sola aus, da wir noch weitere Buchten und Inseln anlaufen möchten.

Heute am 28. Oktober starten wir in Luganville um 10.00 Richtung Kervimele Bucht. Wir haben gestern im Duty Free Shop zu sehr guten Konditionen Bundaberg Rum, Bombay Gin und Campari gekauft. Nun übergeben uns heute die Zollbeamten die unter Zollverschluss „verplombten“ Flaschen direkt am Strand, wo Torsten mit dem Dinghi wartet. Los geht’s in die Kervimele Bucht, wo SY Manaia und SY Moana seit gestern ankern.

 

Auch ohne Delphine wird es so ein schöner Segeltag wie oben beschrieben. Unser Anker fällt schon um 14.45 neben Kervimele Island und  gegenüber der Matevulu Lodge. 

Per Kajak  erkunde ich die Bucht ausgiebig.  Meine Suche zum Eingang des „Riki Riki Blue Hole“ ist schnell entdeckt.  Nächsten Tag lade ich Torsten zur Kajak Tour zum Blue Hole ein. Die Tour führt durch Flussarme, manchmal schmal, dann wieder öffnet sich der Fluss zum See, führt unter einer Brücke entlang, wo wir vom Besitzer des Blue Holes gestoppt werden und um die Eintrittsgebühr von 5 € pro Person erleichtert werden. Fast an allen Stellen, die  mehr oder minder interessant und sehenswert sind, wird Eintritt von den Touristen verlangt. Vielleicht ungewöhnlich, aber irgendwie müssen die privaten Besitzer der Landstreifen bzw. der Grundstücke zu Geld kommen. Für die Ni Vanuatu sind der Besuch und Nutzung  des Blue Holes frei.

Endlich mal wieder in einem Süßwasserpool schwimmen – herrlich!!! An einigen Stellen wird das Frischwasser blubbernd durch die Quelle aus dem Erdinnern hoch gedrückt. Mindestens 30 Kinder und Jugendliche vergnügen sich am Rand. Nah am Wasser wachsen Bäume mit Riesigen Baumkronen. Ein Spaß für die Kinder auf die über dem Wasser ragenden Äste zu klettern und übermütig kopfüber, mit Salto oder eigenen Choreographien  zu springen. Die sportlichsten klettern an einem mit Knoten versehenem Seil hoch und springen mit Gejohle ins Wasser. Ein stolzes Strahlen erscheint auf den Gesichtern, wenn Applaus geklatscht wird. Jugendliche machen Barbecue, andere dösen im Schatten.

Auf unserem Rückweg besuchen wir Philipp, der am Vortag mit seinem Holzkanu bei uns an Infinity war und uns zum sonntäglichen Obst- und Gemüsemarkt eingeladen hat. Er lebt mit seiner schwangeren Frau Marie, seinen vier Mädchen, seinen Eltern und einer Schwester in seinem Dorf.

Sein Dorf besteht aus drei Hütten und einer Kochhütte. Die Schweine haben ein eingezäuntes, großzügiges und schattiges Gehege. Das Federvieh stolziert überall herum. Der Wachhund hat uns beschnuppert und akzeptiert. Auf dem Weg zum sonntäglichen Gemüsemarkt, den Philipps Mutter und weitere Familien am Rand der Hauptstraße betreiben, merken wir, wie sehr sich Philipp nun nach den vier Mädchen einen Sohn wünscht. Hoffnung besteht, denn Philipp hat vier ältere Schwestern.

Wir kaufen 18 Passionsfrüchte, 2 kleine Kürbisse, 1 Gurke, eine Trinkkokosnuss und ein Bund Kürbissgrün, welche ich koche und mit Kokosmilch serviere. Der Einkauf kostet 700,-VUV, umgerechnet 5,50€. In Port Vila hätte ich mehr aus 10,00€ bezahlt. Ein Restaurantbesuch in der Hauptstadt hätte uns pro Person über 30,00€ gekostet.

Am nächsten Morgen früh um 7.00 fahren wir noch einmal in Philipps Dorf. Wir schulden ihm noch Geld für den gestrigen Einkauf und schenken seiner Mutter einige Samentüten, da sie für den Gartenanbau zuständig ist. Seine Kinder bekommen Kekse. 

 

Ich stelle Marie das Programm der Non-Profit-Organisation „Days for Girls“ vor. Drei von ihren vier Mädchen sind in der Pubertät oder kommen hinein. Das Ziel der Organisation ist das Stigma der Menstruation zu beseitigen. „Days for Girls“ möchte die Probleme, die Mädchen mit Beginn der Pubertät erreichen, beseitigen. In vielen Ländern werden Mädchen während der Periode von Schule, Studium und Arbeit ausgeschlossen. Weiterhin fehlt es oft an Menstruationshygiene. Ein Menstruationsset aus wiederverwendbaren, also waschbaren Binden mit Zubehör, wie Menstruationskalender, wurde zusammengestellt und wird kostenlos verteilt.  Durch die Pflege der Menstruationskalender werden die Mädchen und jungen Frauen sensibilisiert sich mit den fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen zu beschäftigen. Schwangerschaften sollen mit Stolz und Würde selbst bestimmt werden. Marie und ihre älteste, 16 jährige Tochter sind zumindest beeindruckt.  Ich schlage Marie vor, dass sie 4 Sets für sich und ihre Mädchen behält und die anderen drei ihrer  Mutter, die in Luganville an der französischen Schule arbeitet, weiter leitet und vertraut macht.

Ich habe in Fiji diese Organisation durch Mili, einer Jogalehrerin, kennengelernt. Mehrere Seglerinnen haben sich bereit erklärt die Ziele und Menstruationssets der „Days for Girls“ auf ihren Reisen zu verbreiten. Das heißt, wir gehen in die Schulen, zu den Ladychiefs in den Dörfern oder Familien und erklären die Absichten und Ziele der Organisation. Die Sets verteilen wir dabei und regen an sich weitere kostenfrei schicken zu lassen.

 

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman