Banks Island, Gaua 2022

Kolumne 52 Vanuatu - Banks Islands - Gaua (Santa Maria)

 

Fünf Generationen in Harmonie – funktioniert das?

 

Port Olry, unseren letzten Ankerplatz auf der Insel Espiritu Santo, habe ich schweren Herzens verlassen. Die Lage, das Wetter, die Natur und die Menschen habe ich als paradiesisch empfunden.

 

Die Insel Gaua in den Blanks Islands erscheint im ersten Moment nicht meinen Vorstellungen eines Paradieses zu entsprechen. Wir liegen in der Lesalav Bay zwischen Riff und Insel, jedoch hält das Riff den Schwell kaum ab. Das Wasser ist bräunlich, fast moorig, die Anlandung per Dinghi unserer Meinung nach ohne Schaden an demselben nicht möglich, da der Wind aus Nord das Dinghi auf die scharfkantigen Lavasteine drücken würde. So beschließen wir mit meinem aufblasbaren Kajak anzulanden.

 

Wir sind verwöhnt und monieren „Es gibt noch nicht mal einen feinen weißen Strand“. Da wir aber wir gelesen haben, dass die Frauen des Dorfes eine Wassermusik kreiert haben, möchten wir uns eine Vorstellung nicht entgehen lassen. Andere kulturelle Tänze auf den bisherigen Inseln konnten wir nicht besuchen, da das Wetter oder unsere Planung einen Besuch unmöglich machte. 

Rosetta und Kalle auf dem SUP, Torsten und ich im Kajak paddeln durch die im Wasser tollende und johlende Kinderschar ans Ufer. Linette heißt uns lächelnd in ihrem Dorf Samasari auf Gaua willkommen. Sie führt uns erst durch ihr Dorf, dann macht sie uns mit ihrer Familie, die aus fünf Generationen besteht, bekannt. Sie bearbeiten die getrockneten, in Stücke zerteilten Kavawurzeln. Danach zeigt Linette uns ein weiteres Dorf in der Nachbarschaft. Wir haben selten so saubere und gepflegte Dörfer gesehen. Alle Einwohner scheinen gut mit einander auszukommen. Sonntags treffen sich die Familien vollständig in der Kirche.

 

Die Urgroßmutter, Großmutter, Mutter, ein Onkel, Sandrinas Bruder und sie selbst arbeiten unter dem zu allen Seiten offenen, überdachten Platz, auf Stühlen sitzend an den Kavawurzeln. Sie werden in Stücke geschnitten und getrocknet. Die anderen Männer arbeiten in Gemeinschaftsarbeit in den Gärten und auf den Feldern, die außerhalb der Dörfer liegen. Das erwirtschaftete Geld wird geteilt bzw. für Investitionen im Dorf genutzt.

Die Grundbedürfnisse zum Leben sind durch den Gemüse und Obst Anbau abgedeckt. Die Baustoffe für die Häuser werden größtenteils durch die Bäume, die auf der Insel wachsen genutzt. Alle vier Wochen kommt ein Versorgungsschiff, um die auf der Insel erzeugten Produkte Kopra, Kavawurzel, Holz und manchmal geflochtene Matten zu übernehmen. Gleichzeitig werden bestellte Waren und Post übergeben. Falls doch Beton zum Einsatz kommt, wird dieser mit diesem Frachter geliefert. Ebenso Kunststofftanks zu Auffangen des Regenwassers, Kleidung, elektrische Güter und Solarpanels, werden hinzugekauft. Zucker, Oel, Reis, Mehl, Fisch- und Fleischdosen, Kekse werden im Dorf eigenen Shop verkauft.

 

Rosetta und ich wecken bei Linette und ihrer Tochter Sandrina Interesse an „Days for Girls“ und erklären beiden die Ziele und Vorteile, wie schon auf Inseln zuvor. So haben sie die Chance Verhütung eigenständig zu betreiben. Gleichzeitig sind sie durch die waschbaren und wieder verwendbaren Einlagen vom Müll befreit. Sandrina ist sehr interessiert und nimmt die acht Sets für sich und ihre Freundinnen, die sich noch einmal mit einem Foto, das Sandrina schickt, bedanken.

Wir fragen, ob die Wassermusik vorgeführt werden könne. Ja, selbstverständlich, freut sich Linette. Auch Wanderungen zum riesigen Süßwassersee Letas mit Übernachtung und Kajaktouren, sowie Wanderung zum Wasserfall könne sie organisieren. Da wir uns jedoch gegen eine Malaria Prophylaxe entschieden haben, wollen wir Wanderungen, besonders solche, die Dunkelheit einschließen, vermeiden. Aber für morgen um 16.00 machen wir einen Termin für die Wassermusik.

 

Das Wetter ist grauslig. Immer wieder ziehen heftige Schauer über die Insel. In einer Regenpause führen die Künstlerinnen, die sich mit geflochtenen Kleidungstücken und viel Blumen geschmückt haben, die Wassermusik vor. Ich hätte gern noch mehr von ihrer Vorführung gesehen. Schnell tauschen wir noch Kleidungsstücke gegen Bananen, Grapefruits, Papaya und Kohl, ähnlich wie Pak Choi, schon öffnen sich die Himmelstore wieder.

Am nächsten Morgen in der Früh um 7.00 hole ich noch 20 Passionsfrüchte. Sandrina mit ihrer kleinen Tochter Renaline auf dem Arm, ihre Mutter Linette und ihre drei Söhne Rennie, Harovuti und Hase verabschieden uns herzlich. Sandrinas Mann, Vater und Großvater sind schon seit Tagesanbruch bei der Copra- und Kavaernte.

 

Trotz der tollen Menschen, die uns so nett aufgenommen haben, macht bei dieser gruseligen Wettervorhersage keinen Sinn länger in dieser Bucht zu bleiben. Der Schwell lässt unsere Yachten auf und nieder hüpfen, ähnlich der Kokosnüsse um uns herum.

 

 

Für uns geht es nun weiter zur Nachbarinsel Vanua Lava, wo wir in Sola endgültig ausklarieren wollen mit dem nächsten Zeil die Solomonen.

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman