PNG - Ninigo - Abschied von PNG

Kolumne 56

Papua New Guinea - Ninigo Atoll - Unruhe im Paradies - Abschied von Papua Neu Guinea

 

Da sag mal keiner, das mein Skipper kein guter Angler ist. Die große Leidenschaft ist bei ihm nicht zu finden, aber wenn ich den Wunsch nach tierischem Eiweiß äußere und Platz in unserem Kühlschrank ist, schwingt er die Rute. Heute hat eine ungefähr 1m lange und 4 kg schwere Goldmakrele angebissen. So einen schönen Fisch in der Größe hab ich noch nicht gesehen. Und endlich mal wieder Fisch auf unserem mittlerweile fast vegetarischem Speiseplan.

 

Das Hermit Atoll lassen wir auf steuerbord liegen, da wir in der Dunkelheit durch den Pass in die Lagune motoren müssten. In der Dämmerung zeichnen sich die hohen Umrisse der Vulkan Insel ab. Die Erde auf diesen Inseln soll besonders fruchtbar sein. Das heißt, viele Früchte und Gemüse würden uns als Handelsware zur Verfügung stehen und unser Vorrat ist nahezu erschöpft.

Hermit wird, wie viele andere kleine abgelegene Inselgruppen, nicht von Frachtern angelaufen. Alles was nicht selber in Gemeinschaftsarbeit auf den Inseln angebaut oder hergestellt werden kann, muss vom Festland, also den großen Inseln, mit den ca. 5 m langen GFK Booten mit Außenborder geholt werden. Diese Fahrten über den Pazifik dauern mindestens 5-6 Stunden. Regelmäßig werden Boote dieser Art nach Unwettern vermißt. Fällt der Motor aus, können die Insassen nur beten, dass ein Frachter sie durch Zufall findet. Fällt der Kompass aus, wie schon passiert, hoffen die Insassen auf Fischboote, die den rechten Weg weisen.

 

Hermit wird, wie viele andere kleine abgelegene Inselgruppen, nicht von Frachtern angelaufen. Alles was nicht selber in Gemeinschaftsarbeit auf den Inseln angebaut oder hergestellt werden kann, muss vom Festland, also den großen Inseln, mit den ca. 5 m langen GFK Booten mit Außenborder geholt werden. Diese Fahrten über den Pazifik dauern mindestens 5-6 Stunden. Regelmäßig werden Boote dieser Art nach Unwettern vermißt. Fällt der Motor aus, können die Insassen nur beten, dass ein Frachter sie durch Zufall findet. Fällt der Kompass aus, wie schon passiert, hoffen die Insassen auf Fischboote, die den rechten Weg weisen.

Im Hermit Atoll reizen eine Manta Putzstation und Driftschnorcheln zu einem Besuch. Aber wie gesagt, wir motoren niemals in der Dunkelheit durch einen Pass, auch wenn viele Trecks von anderen Seglern und Satellitenfotos zur Verfügung stehen.

Außerdem hat mein Skipper durch eine blöde Entzündung seines großen rechten Zehs bis zum Abheilen Salzwasser Verbot. Auf unserer Wanderung auf der größeren Nusa Insel, natürlich wir beide ohne Schuhe, hat er sich wahrscheinlich an einem Korallenteil verletzt. Es muss ein winziges Teilchen in seinen großen Zeh eingedrungen sein, nur ein kleiner Kratzer, der sich innerhalb von drei Tagen in eine dicke Entzündung mit Vereiterung und allem drum herum entwickelt hat. Eine Woche haben wir, mit mäßigem Erfolg, versucht der Entzündung mit regelmäßigem Desinfizieren, Reinigen und Antibiotika Salbe beizukommen. Einzig die volle 10 Tage Antibiotika Kur hat den aufgeblähten, rot geschwollenen und eiternden Zeh wieder in die gesunde Form bringen können.

 

Es fällt mir daher nicht soooo schwer Hermit steuerbords liegen zu lassen, zumal es dort auch Krokodile geben soll.

Also geht´s direkt über weiter über Nacht zum Ninigo Atoll. Infinitys Anker fällt am 13. Januar um 15.00 vor der Insel Longan. Es begrüßen uns zuerst Sanly mit Frau Rachel in ihrem Holzkanu, kurz danach Oskar mit Frau Karen. Leider können wir Sanlys Wunsch nach Epoxi Reparatur Material nicht erfüllen, aber wir haben Geschenke von Stefan für beide Familien dabei. Stefan, von dem Katamaran Rainbow Safari, haben wir in den Fiji Gewässern getroffen. Er hat das Ninigo Atoll auf seinem Törn von Singapur nach PNG besucht. Da er sooo von der Herzlichkeit der Bewohner dort geschwärmt hat, haben wir das Atoll in unsere Reiseplanung aufgenommen und nun auch Geschenke von ihm übergeben. Am späten Nachmittag tauschen wir wir einen frisch gefangenen Hummer gegen eine Shorts samt passendem T-shirt und tags kommen schon zeitig große und kleine Einwohner der Insel und es wird getauscht was das Zeug hält

An Land sehen wir mehrere Kinder und Erwachsene mit heftigen entzündeten Stellen, meist an Armen und Beinen. Oskar fragt nach einem „schäumenden Mittel“, dass die Wunden heilen lassen würde. Wir haben noch genügend Verbandsstoffe, H²O² und Medikamente, so stellen wir eine Box mit Verbandsstoffen und Medikamenten zusammen, ordentlich mit Anweisungen versehen. Wir zeigen wie die Wunden desinfiziert und verbunden werden und geben die Box in die Hände von Oskar, mit der Bitte als Ansprechpartner für alle Bewohner in Sachen Gesundheit zu fungieren.

 

Es gibt auf den Ninigo Inseln keinen gewählten Chief, der über das Wohl der Dorfbewohner und den Inseln wacht. Es scheint aber so, dass Oskar großen Einfluss hat. Oscar und Karen laden uns für den nächsten Tag zum Essen ein, daher bekommt er auch Lebensmittel als Beitrag fürs Dinner von uns.

 

Da es unsere letzte Inselgruppe in PNG ist, gebe ich alles, was wir nicht mehr benötigen an Oskar weiter, mit der Bitte die Sachen mit den 200 Dorfbewohnern zu teilen. Er weiß schließlich am ehesten, wer was gebrauchen kann.

 

Nächsten Tag gehe ich schnorcheln mit Oskar, der nebenbei ein paar Fische und einen Hummer für´s Dinner sperrt, während Torsten sich von Sanly das Dorf zeigen lässt.

 

Danach segeln Oscar und sein Sohn Samuel eine Runde auf seinem Holzkanu mit Ausleger mit uns, was uns ganz schön tricky erscheint.

Zum Dinner fahren Karen und ihre Freundinnen ein leckeres PNG Buffet auf. Bevor wir als Gäste das Buffet eröffnen, hält Oscar eine Willkommensrede. Sobald wir uns am Buffet satt gegessen haben greifen die Familien von Sanly und Oskar, sowie die vielen entfernteren Verwandten und Freunde zu und vertilgen Taro Gerichte, Reis mit Kokosmilch, eine Art Auflauf, Fisch in Spinat, Fisch gebraten, Hummer, Hühnchen und mehr. Unser mitgebrachtes Bier und eine große Flasche Coca Cola verdunsten im Nu. Leider bekommen nicht alle Gäste von den seltenen Getränken etwas ab.

 

Die junge Lehrerin mache ich mit „Days for Girls“ bekannt. Sie ist ganz begeistert und hat gleich den Vorschlag weitere Menstruationpads mit den Mädchen zu nähen, also suche ich für sie an Bord alle Stoffreste, Nähnadeln und Nähgarn zusammen.

 

Es stellt sich heraus, das Oskar doch nicht so freigiebig mit unseren Gaben ist. Einige Bewohner, die zum Handeln zu uns ans Boot kommen, berichten frustriert, dass er und Karen egoistisch und wenig teilungsfreudig seien. Es brodelt also im Paradies. Auf den Inseln sind alle eine Familie, alle sind untereinander verwandt. Auch die Frauen, die von anderen Inseln einheiraten, stehen schon meist in Blutsverwandtschaft zu einander. Ein gewählter oder ernannter Chief hätte die Aufgabe für alle zu sorgen und die Insel bewohnbar zu halten, wie wir es auf Pinipel und anderen Inseln gesehen haben. Bei Fehlverhalten des Chiefs hätten die Dorfbewohner die Möglichkeit zu agieren, aber hier scheint es nur ordentlich unter der „Decke“ zu rumoren. 

Barbra, die Schwiegertochter von Lemki, kommt mit Familie vorbei gesegelt. Es ist ein schöner sonniger Tag, sanfter Wind, optimal Verwandte und Freunde am Sonntag auf den nahe gelegenen Inseln zu besuchen.

Barbra ist die Schwiegertochter von Lemki und Familie. Für Lemki haben wir auch ein Geschenk von Stefan. Wir wollen ihn auf dem Heina Atoll besuchen. Es soll ein Paradies sein. Da Barbra, eine Lehrerin, als Einzige per Mail und Whatsapp auf der Nachbarinsel von Longan zu erreichen ist und wir gern etwas Nützliches als Tauschobjekt mitbringen möchten, habe ich sie vor Wochen gefragt, was denn am Notwendigsten gebraucht würde. Es kam eine ordentliche Liste im Wert von 100€ zusammen.

 

Es flogen 9 Kokosnüsse an Bord, danach krabbelten Barbra und Sohn mit Mann und Freund als Nachhut an Bord. Das angebotene Bier, besser als Betelnuss, meinte Barbras Mann, bedankte sich und strahlte. Nachdem ich im Salon die mitgebrachte Farbe fürs Kanu, den riesigen Topf zum Seegurken kochen, Teller, Mehrl, Reis, Zucker und viele weitere Kleinigkeiten an sie weiter gereicht habe, bedankt sie sich und wir packen alles zusammen. Oben im Cockpit bespricht sie sich mit ihrem Mann. Ich denke, na nun fragt sie was wir für die Sachen haben möchte, uns ziehen so 3 – 4 Hummer durch den Kopf. Aber nix da, sobald das Bier leer ist und der Sohn 1l Saft geleert hat schwingen sich die vier wieder ins Kanu und ab gehts. Ich bin geschockt, aber zu höflich, um Einwände zu erheben. Der bittere Geschmack verstärkt sich noch, als wir noch einmal an Land fahren, durchs Dorf gehen und uns von Oskar und Familie verabschieden wollen. Keiner ist mehr richtig interessiert an uns – der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, so kommen wir uns vor.

 

Über Nacht kommt ein heftiges Tiefdruckgebiet, dass auch den ganzen Tag über mit Starkwind und Regen anhält. Deshalb muckeln wir uns ein und verschieben den Aufbruch um einen Tag.

 

Leider sind die Aussichten für die nächsten Tage absolut nicht pralle, so schlage ich schweren Herzens vor das wunderschöne Heina Atoll von unserer Liste zu streichen, es macht keinen Sinn bei Regen und Wind. Wir haben zwar Routen von Seglern, die zuvor dort waren, doch ratsam ist es nur bei guter Sicht und Sonne ins Atoll zu fahren.

 

 

Sicherheit geht vor und deshalb verlassen wir am Dienstag, den 17. Januar 2023 endgültig PNG. Wir haben in Papua New Guinea viele tolle Menschen kennengelernt, uns zum Teil sehr gut mit interessanten Inselbewohnern unterhalten. Die vielen Vorbehalte bezüglich Aggressivität und Raublust haben sich, zumindest für uns, nicht bestätigt. Dafür behalte ich viele schöne und unvergessliche Momente in Erinnerung.  

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

Aussi - unser neuer Talisman