Einklarieren in Indonesien - Biak

Kolumne 57 Indonesien - Einklarieren in Biak

 

Wir verlassen Papua New Guinea endgültig am 17. Januar 2023 mit recht guten Winden, die wahrscheinlich von den umliegenden Tiefs herrühren. Tags drauf verfliegt die Freude, denn wir haben hohe Wellen, kaum Wind und Strömung von 1 bis 1,5kn gegenan. Das Übelste ist, unser Freund der Autopilot, der uns 12 Jahre ohne Probleme begleitet hat, streikt. Eine Androhung gab es schon mal vor sechs Monaten. Torsten reinigte den Motor und er trat seinen Dienst wieder an. Wir drehen nun bei, Torsten reinigt den Motor erneut, aber unser Freund bleibt im untätigen Modus. Nun liegt die volle Selbststeuerung bei uns. Der ganze Tagesablauf besteht nunmehr aus Wache halten und steuern, kochen, schlafen, das Nötigste besprechen und alles von vorn.

 

 

Das Wetter bleibt sehr unbeständig, Regen aus vollen Kübeln, Wind meist wenig und auf die Nase, Wellen wie in einer Waschmaschine aus allen Richtungen. Jede Nacht Squalls mit Regen, Böen und Winddrehungen ohne Ende. Welche Freude, am 24. Januar, in meiner Nachtwache, haben wir mit einem Mal 1,5kn Strömung mit uns. Anstatt der geplanten 5 Tage benötigen wir 10 Tage zur Insel Biak, wo wir für Indonesien einklarieren wollen. Kaum fällt der Anker in der Bucht bekommen wir Besuch von den Kindern. Handeln ist hier nicht üblich, sie wollen am liebsten an Bord, was uns nicht so angenehm ist. So scheitert der erste Kontakt.

Ich habe Igo, der bei Customs in Biak arbeitet, schon vor Tagen kontaktiert. Er teilte uns unter anderem mit, dass wir nicht in Jayapura einklarieren können, da hier nur Frachter abgefertigt werden.

Einen Tag vor Ankunft habe ich Igo per Mail gebeten uns bei folgenden Aktionen zu unterstützen. Einklarierung, d.h. Immigration, Customs und Biosecurity, 350L Diesel (in Indonesien ist es verboten Benzin oder Diesel in Reservekanister abzufüllen), eine Wäscherei finden, SIM Karte und Proviant kaufen. Da Igo bestätigt, dass Antibiotika in der Apotheke ohne Rezept gekauft werden kann, möchte ich unseren Vorrat wieder aufstocken.

Immigration haben wir allein geschafft, weil das Büro nur ca. 500m vom Hafen entfernt ist. Die Leute sind sehr nett und hilfsbereit und dank des Tablets, auf dem Torsten fast alle Daten abgespeichert hat, ist die Anmeldung nach gut zwei Stunden erledigt.

 

Als wir damit fertig sind, kommt Igo und stimmt mit uns ab, welche Besorgungen wann erledigt werden. Zuerst besorgen wir die SIM Karte für den Router. Das ist einfacher und günstiger, weil beim Kauf einer SIM Karte für ein Handy, muss dieses in Indonesien registriert werden und eine Gebühr von bis zu 300US$ anfällt. Die SIM Karte kaufen wir bei einem Inder, der im Yogasitz in seinem Minibus, bei geöffneter Heckklappe, seinem Geschäft nachgeht. Diesen Abend haben wir dann noch die ersten 100l Diesel (Igo hat uns mit Reservekanistern ausgeholfen) an Bord gebracht, die Torsten am nächsten Morgen umfüllt.

Am nächsten Tag führt uns Igo durch den Behörden Dschungel. Der Zoll kommt zu uns an Bord und hat nichts zu bemängeln. Trotzdem dauert es noch einmal mehr als drei Stunden, bis die Papiere ausgefüllt sind. Gleiches bei der Biosecurity. Nach der Schiffsbesichtigung bekommen wir ein Papier und Stunden später noch ein Heft mit den Don’ts und Do’s. Heute haben wir weitere 100l Diesel gebunkert. Während Igo und Torsten die Einklarierung abarbeiten und die dritten 100l Diesel holen, bin ich einkaufen.

 

Nach diesem anstrengenden Tag, sind fast alle Arbeiten, bis auf die letzten 50l Diesel und Gemüse- und Obstmarkt, erledigt.

 

Igo empfiehlt uns umzuankern, da wir im Rangiergebiet der Frachter liegen. So richtig lässt sich der Anker am neuen Platz nicht einfahren, aber bei dem wenigen Wind und mehr Kette sollte es funktionieren. Natürlich funktioniert es nicht. In der Nacht nehmen Wind und Schwell zu und so driftet Infinity auf das Riff zu. Wir nehmen den Anker auf und versuchen wieder auf unserem alten Ankerplatz zu ankern. In der Nacht, bei diesem Scheißwetter und schlechter Sicht geht das natürlich nicht ohne Probleme ab und so haben wir wieder Riffberührung. Nun ankern wir noch einmal um, aber auch hier hält der Anker nicht richtig. So geht mein Skipper Ankerwache bis zum Morgengrauen, dann übernehme ich und Torsten kann noch ein wenig schlafen.

 

Die letzten Besorgungen muss ich alleine mit Igo erledigen, weil Torsten an Bord bleibt, um sicher zu stellen, dass Infinity an Ort und Stelle verweilt. Wir versuchen vergeblich mit dem Dinghi beim Fischmarkt anzulanden, um mich abzusetzen. Bei einem Schwell von mehr als einem Meter ist es unmöglich. Also fahren wir in die kleine Marina, wo wir problemlos an dem kleinen Holzsteg, der zu Polizei und Marine gehört, anlanden können.

 

Auf unsere Frage, wo wir unseren Autopiloten reparieren lassen könnten, weiß Igo auch keinen Rat. Der Zeitpunkt dieser Arbeitsverweigerung kommt wirklich zu einem der ungünstigsten Momente. Hier, in dieser Hinsicht am Arsch der Welt, ist ein „Spezialist“ kaum zu finden. Sorong, die größte Stadt in diesem Gebiet, wäre vielleicht eine Möglichkeit. Da dies aber nicht sicher ist, nicht auf unserer Route liegt und ein längerer Aufenthalt dort unseren Reiseplan arg durcheinander bringen würde, finden wir uns damit ab, bis zum Endziel Malaysia, voll die Steuerung abwechselnd zu übernehmen. Manche Nacht wird hart werden, jedoch bei etwas stabilem Wind nutzen wir die Feststellschraube am Steuerrad, um kleine Pausen zu haben. Der Ausfall unseres Freundes hat eine gute und schlechte Seite. Ich habe ehrlich nicht gewusst, welch harte Arbeit der Autopilot übernimmt. Das genaue Steuern beim Segeln, besonders wenn es durch enge Passagen bei Wind und wilder Welle geht, ist echt nicht einfach. Des nachts verzweifle ich manchmal, wenn ich Infinity nicht in ruhigen Bahnen halten kann. Das heißt dann 6 Stunden vollste Konzentration.

 

Um 12:00 bin ich mit Igo wieder am Steg. Der Skipper holt mich, die Einkäufe, den Diesel und die Wäsche ab. Wir verabschieden uns von Igo, erstatten ihm seine Auslagen und geben ihm noch ein Handgeld, weil wir sehr zufrieden mit seiner „Hilfe in allen Lebenslagen“ sind.

Kontaktdaten von Igo Umar:

Telefon und Whatsapp +62 821 4032 1672

Email: igoumar43@gmail.com

 

Biak war mit Hilfe von Igo gut. Er hat auch immer für uns gedolmetscht, weil die wenigsten Indonesier gut Englisch sprechen. Außerdem hat er uns mit einem Auto überall hingefahren. Vor allem Biosecurity ist sehr weit entfernt. Lediglich der Ankergrund ist echt Mist. Alle Leute in Biak waren ausgesprochen nett und hilfsbereit.

 

Ich verstaue alle Dinge und um 14:00 gehen wir dann Anker auf. 

 

 

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. 

Ferdinand Magellan

 

Wir haben ihn endlich mit der Kamera erwischt - unseren Blinden Passagier aus Australien. Er ist mittlerweile groß geworden und wir hoffen, dass er noch einige Zeit bei uns bleibt.

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